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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

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Heft 20 (2. Juliheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0183

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weit über die einzelnen Täter hin-
aus auf allgemeinere Lntwicklungen
zu schließen.

Nun müssen alle umlernen. Viele
Folgen dieses Todes kann man jetzt
noch gar nicht zu Ende denken. Im
ganzen politischen Leben Österreichs
wird's jetzt erst zu spüren sein, wie
weit es sich wohl auf eine Zukunft
gerichtet hatte, die nun erledigt ist.
Dem jungen neuen Thronfolger ge-
genüber, von dem man nur ein un-
deutliches, freilich in den wesent-
lichen Zügen freundliches Bild hat,
ist man mit allen politischen Ab-
sichten völlig unsicher. „Gott sei
Dank, daß das kein Deutscher tat",
das waren die ersten Gedanken in
unserm Volk. Man glaubt, daß
der kommende Fürst den Deutschen
günstiger denkt, als der Ermordete.
Auch wenn das wahr ist, wird es
nützen? Wir stehen vor Krisen, und
keiner weiß, was die Kugel des
Fanatismus angerichtet hat.

Anzeigen als Anzeichen 33

Aus der „Eleganten Welt":

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- Oüntel - fsdnik

Daß die Männerwelt nun endlich
weiß, wie sie sich veredeln kann!

PädagogischerJmpressionis-

mus

elcher Lehrer hätte es noch nicht
erlebt in seiner Klasse: Man
steht mitten im Unterricht; man be-
müht sich ehrlich und redlich, den
Kindern zu erklären, wie der mäch-
tige Wall der Alpen oder wie das
Dachauer Moos entstand oder war-
um man beim Multiplizieren der
Dezimalbrüche mit Dezimalbrüchen
im Produkt genau so viel Stellen
abstreichen muß, als die beiden Fak-
toren zusammen aufweisen, da fan-
gen die Schüler auf einmal an,
unruhig zu werden. Der gestrenge
Pädagoge würde strafbare Anauf-
merksamkeit, der objektivere Psy-
chologe Ablenkung und Steigerung
der Interessen feststellen; denn die
größere Lebendigkeit wird weder
durch die geographischen Gegen-
stände noch durch die Multiplikation
der Dezimalbrüche hervorgerufen,
sondern durch etwas außerhalb der
Sache Liegendes.

Was dieses Mcht-zur-Sache-Ge-
hörige gerade ist, soll uns nicht
weiter beschäftigen. Vielleicht sind's
die ersten Schneeflocken im Vorwin-
ter oder es ist die vorüberziehende
Regimentsmusik — auf jeden Fall
ist es etwas, das eigentlich nicht
zum Anterricht gerechnet werden
kann, das also jenseits der augen-
blicklichen Interessen liegt.

Was störend eingreift in den
„geregelten Betrieb«, muß nicht ge-
rade von außen durch die Fenster
des Klassenzimmers klingen und
locken. Es kann in den Kindern
stecken, die Schüler können davon
angesteckt worden sein, bevor sie den
Lehrsaal betraten. So rn den ersten
Tagen nach den großen Ferien oder
in der letzten Nachmittagsstunde am
Mkolaustag. Da träumen soundso
viele zurück in die jüngste Ver-
gangenheit oder vorwärts in die
nächste Zukunft, und während der
 
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