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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 13 (1. Aprilheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0061

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Deutsche Zukunft

a, das deutsche Volk versprich,
eine Zukunft, hat eine Zukunst!
Das Schicksal der Deutschen ist —
mit Napoleon zu reden — noch nicht
erfüllt. HLtten sie keine andere Aus-
gabe zu erfüllen gehabt, als das
Römische Reich zu zerbrechen und
eine neue Welt zu schafsen und zu
ordnen, sie würden längst zugrunde
gegangen sein; da sie aber fort-

bestanden sind, und in solcher Krast
und Tüchtigkeit, so müssen sie nach
meinem Glauben noch eine große
Zukunft haben, eine Bestimmung,
welche um so viel größer sein wird,
denn jenes gewaltige Werk der Zer-
störung des Römischen Reiches und
der Gestaltung des Mittelalters, als
ihre Bildung jetzt höher steht.

Goethe

Unsre Bilder und Noten

^»i^ie schöne Kupserätzung vor diesem Hest zeigt wohl zum ersten Male
^-H^in einer Zeitschrift eins der allerfrühesten Bismarck-Bildnisse Len--
bachs. Ls ist eines ganz anderer Art als der Lenbachsche Bismarck
aus unserm ersten Septemberhest, mit dem ich das Blatt zu vergleichen
bitte. Die Technik ist hier wie dort die gleiche: dunkle Kreide, mit Weiß
aufgehöht. Der Lenbach aber, der jene andere Zeichnung gab, kannte
seinen Fürsten schon in jedem Fältchen genau, während der Lenbach
unsers heutigen Blattes ihn erst kennen lernte, indem er den Formen der
Natur andächtig im Einzelnen nachging. Man braucht nur irgendeine
Linzelheit an Zügen (etwa den Augenwinkel oder die Augenbrauen)
hier und dort zu vergleichen, um das verschiedene Wesen der beiden
Bilder sosort zu sühlen: hier ein bescheidenes Sich-Einfühlen in die
Schönheiten dieses Hauptes, ein Erwerben des Mitbesitzes daran durch
die Augenarbeit. Dort ein srei und auch selbstherrlich gewordenes Schal-
ten mit diesem Gute, um das Bild von Bismarcks innerem Wesen, so
wie man's fühlt, hinauszustellen. Beide Bilder sind Meisterwerke ver-
schiedener Art und lassen das auf das Deutlichste aus der tzandführung, dem
„Striche" lesen.

Der Bismarck, den wir heute bringen, von Ms, ist Bismarck trium-
phans, der Sieger in seiner Höchsten Macht. Der Bismarck aus unserm
Septemberheft ist der verwundete Löwe, der Grollende von Fried-
richsruh. Die erschütternde Tragik, von der wir alle wissen, leuchtet aus
seinem tzaupt mit Blitzen. Aber diese Verschiedenheit im Vorwurf, im Por-
trätierten, hat mit jener Verschiedenheit des künstlerischen Wie nichts zu tun.

Die Gesamtvorstellung Bismarcks ins Monumentale zu verdichten, ist
wieder eine andere Aufgabe. Bis jetzt ist sie wohl Lederer mit dem
Hamburger Denkmal am besten gelungen. Wie nah man einer solchen
Aufgabe mit den bescheidenen Mitteln des Druckschnittes kommen
kann, das hat neulich kein geringerer Künstler als Peter Behrens
versucht. Wir zeigen auch diesen Versuch, nach „Kunst und Leben", den
Lesern.

Der Schattenschnitt von Margarete Neisser ist der Erinnerung
an den 6. Februar (833 gewidmet. Die Darstellung einer Menschenmenge
als zusammenhängende Masse, eine der schwierigsten Aufgaben der Schat-
tenschneidekunst, ist hier schön gelöst. Aber auch das eigentlich Wesent-
 
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