Kunstwart und Kulturwart (28,3.1915)

„Jch kenne nur noch Deutsche"

>^^eit Bismarcks Wort vom „Gott fürchten und sonst nichts in der Welt"
(^^ist kein Wort gesprochen worden, das von unserm Volke so ausgenom--
^^men wäre, wie dieses. Erregungen solcher Art sind nicht Folge des
ausgesprochenen Gedankens, sondern dessen, was er auslöst. Ein neuer
Gedanke ist ein Samenkorn, das wächst im Boden langsam, aber Worte
wie jenes von Bismarck und dieses vom Kaiser sind Worte, die „zünden";
das Pulver ist branntbereit schon da. Bismarck löste eine Spannung.
Und die Wirkung der kaiserlichen Worte war deshalb so höchst bedeutsam,
weil sie anzeigte, datz im Unterbewutztsein des deutschen
Volkes der Widerwillen gegen verschiedene Bewertung
je nach der Parteistellung schon allgemein war. Vom
Kaiser, vom Reichskanzler, auch von den tzeeresbehörden aus ist nichts
geschehen, was auf irgendein Schwanken in ihrer Stellung zu jenem
Bekenntnis deutete, im Gegenteil, sie haben es eindrucksam wiederholt.
Geschehen aber ist dies und das, was vermuten läßt, daß bestimmte
Kreise sich an die neue Lage doch erst „gewöhnen müssen". Sie wollen
das ja wohl tun, sie „fügen sich" eben, aber es wird ihnen, scheint's, einiger»
maßen sauer. Da war als erster Streich jene Sonderberufung von
Vertretern nur der bürgerlichen Reichstag-Parteien — die dann,
als nicht nur die Sozialdemokratie, sondern auch die Regierung und noch
viel andere Leute widersprachen, nachträglich möglichst unverfänglich ge-
deutet wurde. Später geschah etwas ganz Entsprechendes vor der Er»
ösfnung des preußischen Abgeordnetenhauses. Bei den Verhandlungen selbst
gab es bei den Sozialdemokraten zwar „Liebknechterei", aber auch ebenso
verständige wie warme Worte durch Hähnisch. Von den andern Seiten?

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2. Aprilheft (XXVIll,