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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 18 (2. Juniheft 1915)
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Avenarius, Ferdinand: Ja, auch Italien!
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0237

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Ja, auch Jtalien!

^^v^er politische VorgLnge im Völkerleben wie das sittliche Verhalten
^/D Hdes Linzelnen wertet, der mag aus der ganzen Gotteswelt, wie
sie ist und wie sie in der Geschichte war, höchstens im Opium-
kriege und in einigen andern Anternehmungen Albions Seitenstücke zum
jetzigen Verhalten Italiens finden. Als Iapan seine Note wegen Tsingtau
erließ, schien sie dem Naiven das Unüberbietbare an politischer Nicht-
moral, aber gegenüber Italiens Verhalten kann sie ihm nur wie ein
kleiner Gelegenheitsdiebstahl neben dreiviertel Iahren Betrugskunst, auf die
man einen Hauptschurkenstreich setzt, vorkommen. Immer mit den Naiven ge-
sprochen: Iapan handelte Zynisch, es sagte ohne jede Verschleierung „das
will ich haben, her damit, denn ihr seid jetzt durch andre gehindert, euch
gegen mich zu verteidigen" — Italien dagegen! Zunächst Iahrzehnt aus
Iahrzehnt ein opserloses Nutzenziehn von einem Vertrage, der allein unterm
Hinblick auf eine Gegenleistung Sinn hat. Als der Tag für diese Gegen-
leistung da ist, versagt man sie. Dann steckt man, mit Valona, eine Be-
zahlung dasür ein, daß man wenigstens „neutral" bleibt, man, der Bun-
desgenosse, neutral gegen den Bundesgenossen. Aber wer weiß, vielleicht
wäre doch noch ein prositableres Geschäst damit zu machen, mit der
Neutralität? Wenn man so etwas wie eine Gant einrichtete: wer bietet
für mich mehr? Zwar, diese Selbstversteigerung war nicht ganz leicht.
Das Volk war ja noch so komisch anständig, daß es an Verträge glaubte.
Aber wenn man sich Zeit nahm! Wer mit mir Blätter wie den Corriere

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