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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 17 (1. Juniheft 1915)
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Stapel, Wilhelm: Kriegerheimstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0189

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KriegerheimstätLen

Ich sollte meinen, die einfache Tatsache, daß einem zu--
rückkehrenden Krieger die Miete gesteigert oder, weil er
mit einer großen Familie gesegnet, die Wohnung gekün--
digt wird, hat zehnmal mehr aufhetzend gewirkt als irgend
etwas, was die Sozialdemokratie theoretisch oder praktisch
vertreten hat. Adolph Wagner

nach dem Krieg im Innern unsres Vaterlandes werden soll,
^/D Hdiese Frage beschäftigt heute schon manche mehr als die äußeren
Ereignisse und erfüllt sie wohl auch mit mehr Sorge als der
„Lndsieg". Wir denken dabei nicht an „Kriegsziele", deren Erörterung
im Hinblick auf das Ausland recht unzweckmäßig wäre. Die Spannung
aus den „succes final", an der in Frankreich noch alles Denken hängt,
haben wir Deutschen ja schon innerlich überwunden. Ausre Heerführer
und Soldaten haben sich bewährt: „Hindenburg macht's schon^, und die
andern „machen's^ auch. Dieses auf die Ersahrung gegründete feste Ver-
trauen schafst unsern Gedanken Raum und Zeit, sich dem Neubau unsres
Staats- und Volkslebens zuzuwenden, uns darum zu sorgen, was wir aus
uns selbst, aus unserm Volk und Staat nach dem Kriege machen wollen.

„Neubau"? Haben wir einen Neubau nötig? Wird es sich nicht
bloß um weitere Anbauten handeln? Damit haben wir die Vorsrage
aller künftigen Sorgen und Nöte gestellt. Nnd über sie müssen wir uns
jetzt schon, unabhängig von jeder Parteimeinung, klar werden. Nm die
Frage deutlich zu machen, wollen wir sie in verschiedenen Nmschreibungen
wiederholen: Ist der „Weltkrieg" nur eine Episode im Ablauf der Ge-
schichte, oder ist er der Ausgangspunkt einer „neuen Zeit^, wie etwa die
Reformation oder die französische Revolution einer war? Werden wir
im alten Geist weiterleben und unsre Einrichtungen nach den alten Grund-
sätzen fortentwickeln, oder werden die Lrlebnisse vom August so nach-
haltig sein, daß wir unsre Grundsätze in Recht, Wirtschaft, Kultnrpslege
ändern? Wird die Entwicklung nur Vermehrung und Vermannigfaltigung,
oder wird sie Neuschöpsung sein? Ist die Erschütterung unsres Daseins
nur eine vorübergehende Entladung, nach welcher sich die alten Kräfte
wieder ins gewohnte Gleichgewicht einstellen, oder ist sie der Durchbruch


1. Iuniheft t9ts (XXVIII, ^7)
 
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