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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 17 (1. Juniheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0227

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schäftsschurken immer neue Tausende
verbluten machen, schafft den Aus-
Hungerungs-Seekrieg ab, wirkt mit
uns gegen die Verlogenheit des eng-
lischen Nachrichtendienftes nnd helft
mit gegen die Tyrannei nbers Meer,
statt euch in Angsten vor ihr zu
ducken. Das wollt ihr nicht? Gut,
so duckt euch weiter vor Iohn Bull,
verkauft ihm weiter eure Kanonen
und Granaten, betet gleichzeitig wei-
ter für Frieden und entrüftet euch
weiter über uns. Aber faßt endlich
den Gedanken: daß vom deutschen
Volke die aufgezwungene Arbeit
ganz getan werden wird bis zum
entscheidenden letzten Stoß. A

Aller Augen hängen an der
Witwe Hamm

ein, nicht an ihr, der bedauerns-
werten Frau, sondern an ihrem
Prozesse, dieweil er „spannend" war.
Das ungefähr könnte in der letzten
Zeit der Eindruck gewesen sein, den
ein Harmloser nach den Raum-- uud
damit Kosten- und damit Interesse-
Aufwendungen unsrer Presse ge-
winnen mochte. Denn von einigen
ganz wenigen Ausnahmen abgesehen
haben in dieser Zeit erderschüttern-
der Ereignisse die Tageblätter tag-
täglich Spalten über Spalten für
die Ausführungen des Herrn Vor-
sitzenden, des Herrn Staatsanwalts,
der Herren Sachverständigen und
der Herren Rechtsanwälte in Sa-
chen der Witwe Hamm übrig gehabt.
Worauf der Chronist der Zukunft

in Bescheidenheit hingewiesen sei, da-
mit er die Seele des Zeitungslesers
und Zeitungsverlegers vom alten
Schlage sogar im Monate Mai des
Weltkriegjahres nicht etwa verändert
glaube. sm^

Vom unbekannten Boden-
stedt

m s5. Heft veröffentlichten wir
als Notenbeilage Cd. Kreuz-
hages Vertonung des Gedichtes
„Die Kugel tras . . das der Kom-
ponist als Schöpfung eines „unbe-
kannten gefallenen Kriegers^ be-
zeichnete. Cr hatte es der „Frank-
surter Zeitung^ vom ss. Oktober sM
entnommen, welche dazu schrieb: „Cs
ist wohl in der Vorahnung kommen-
den Todes vor der Schlacht entstan-
den. Nur dem Umstande, daß den
Rock des Gesallenen ein anderer
verwundeter Kamerad an sich nahm,
ist es zu danken, daß das ergreifende
Gedicht der Vergessenheit entrissen
wurde." Nun haben uns schon meh-
rere Leser mitgeteilt, daß das nicht
stimme. „Der Dichter ist bekannt und
mnes friedlichern Todes gestorben,
er hieß Friedrich Bodensted t."

Was ist gut?

S^as rst gut? fragt ihr . . . Tap-
-E-^fer sein ist gut. . . Aufleh-
nung — das ist Vornehmheit am
Sklaven. . . Cure Vornehmheit sei
Gehorsam! Cuer Befehlen selber
sei Gehorsam. Nietzsche

Unsre Bilder und Noten

^«^prung aus — marsch, marsch!" Der Leutnant mit den beiden Ent-
t^^fernungsschätzern voran, bei ihnen der Signaltrompeter, im Abstand
^^die nächsten Reihn. Wie wenig „Aufmachung" ist in diesem Bild!
Keine Granaten-Feuerwerkerei, keine Armschlenkerei und keine Gesichter-
schneiderei, keine Kanonen- und keine Haustrümmer, unauffällig ein ein-
ziger Gefallener, als Landschaft nichts weiter als Stoppelseld. Geht es
mir allein so, daß ich „trotzdem" nur eine Minute aus diese niederdeutschen
Iungen zu blicken brauche, um den Krieg — den Krieg — näher zu
fühlen, als bei den aufgeregtesten Auch-Kriegsbildern mit Illustrier-Ge-
lärm oder den expressionistischen Natur-Vergewaltigungen? Diese ganz
 
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