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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 15 (1. Maiheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0145

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Die Entscheidung des Wettbe--
werbs hat sich dadurch verzögert, daß
wir über eine wichtige Möglichkeit
zu ihrer Verbreitung nicht früher zu
entscheiden imstande waren. Wir
rnußten dazu die Beantwortung
einer Ansrage an maßgebender
Stelle abwarten, und diese konnte
uns erst jetzt gegeben werden.

Dürerb und

Selbstbewunderung

xx^s würde vieles erträglicher wer-
dden, wenn man weniger selbst-
zusrieden wäre und die Vaterlands-
liebe nicht immer mit der Selbst-
bewundernng verwechselte!

Gottfried Keller

Unsre Btlder und Noten

eute drei Bilder davon, wie wir den Boden bestellen. Der prachtvolle
v^Säemann von Egger-Lienz schreitet so mächtig daher, als trüge er
^^hinter der Stirn schon den Gedanken: „Gegen die Not!" Egger hat
die immer wieder verlockende, aber sehr selten gelöste Aufgabe meisterlich
bezwungen: den Säer zugleich realistisch echt zu geben und doch mit der
zusammengedrängten Kraft des Symbols. Nach unserm Gefühle hat
er sie besser gelöst auch als Hodler. Es ist nicht nur „Schmiß", es ist
Wucht in dieser Gestalt, sie gehört zur Monumentalkunst großer Art.
Das Bild ist dem Weigeltschen Buch über Egger-Lienz entnommen, das
bei Weise L Eo. in Berlin erschienen ist.

Die Kopfleiste über der ersten Seite hat ein Künstler für den heutigen
Leitaufsatz gezeichnet, der wünscht nicht genannt zu sein, weil ihm die
Zeichnung nicht ganz zur Zusriedenheit gelungen ist.

Das Schlußbild, das man einfach „Der Acker" nennen könnte, oder
„Die Scholle" oder „Die Fruchtbarkeit" gehört zu dem Buchschmuck, den
I. V. Eissarz für Avenarius' „Stimmen und Bilder" gezeichnet hat.

Nun blüht es wieder „bis ins fernste stillste Tal" — es ist wieder
die Zeit der Iugend, und wir täten übel daran, nicht aus der Furcht-
barkeit dieser Tage an das Liebliche zu denken, was keimt. Wenn
die Frühlingsglöckchen den kleinen Kommenden läuten, dürsen wir ihrer
holden Gestalten uns schon vorahnend erfreuen. Uns scheint, gerade
in unsern Tagen ist Cecile Leos „Frühling übers Iahr" als tröstliches
Bildchen ganz zeitgemäß, und wenn es zu solcher Erkenntnis ein wenig
Humor als Zutat will, so ist's welcher von der allernatürlichsten und einer
von gar nicht unfeiner Art. Die Kinderfigürchen der Künstlerin wollen
auch einzeln und in ihren Einzelheiten besehen sein, und zwar mit süh-
lendem Auge. Dem Blatte sehlt sreilich das aufhöhende Gold, das sich
nur mit Handauftrag und also nur bei kleineren Auflagen anbringen
läßt. In der Kunstwart-Mappe „Schattenschnitte" von Cecile Leo, der auf-
wandreichsten aller unsrer Schattenbilder-Verössentlichungen, sindet man
auch das.

Da wir bei Schattenbildern sind, stellen wir gleich noch ein neues
Talent vor, das sreilich die außerordentliche Feinheit der Leoschen Kunst
nicht erreicht. „Frühling!" ruft auch das Blattgewinde tragende Mädchen
von Eva Schmidt. Sonst enthält freilich gerade diese Mappe Schatten-
bilder, die im nahen Znsammenhange mit dem Kriegsgeiste stehn. Sie
ist bei I. M. Reichardt in Halle erschienen.
 
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