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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 14 (2. Aprilheft 1915)
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Lindner, Werner: Kriegerehrung in Gedenkstätten
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0086

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erinnert sein will. An diese vielen zu denken ist unsre Pflicht. Schränken
sich narnentlich die kleinen Gerneinden und die einzelnen Gesellschaftskreise
bei der Gestaltung der ganzen Frage auf ein würdiges Maß ein, dann
bleibt für spätere Zeit um so mehr die wichtige Frage osfen, wie man
große Nationalzeichen errichten kann. Ilm es noch einmal deutlich
zu sagen: fürs nächste brauchen wir keine großen Steinwerke (die schlichten
kleinen Steinsetzungen sind etwas ganz andres, das man nie verwerfen
darf), sondern wir brauchen und brauchen bald Invalidenheime,
Fürsorgeanstalten und andere Werke liebevoller und ernster Hilfe.
Die eilen und die sind die allerschönsten Zeichen für sichtbare tzelden-
ehrung. Wir haben die Pflicht, vor gutgemeinten Äbereilungen und
vor gutgemeinten Verschwendungen zu warnen, die man später bedauern
würde. fm) WernerLindner

Vom tzeute fürs Morgen

Ketzergerichte und Kriegs-
Psychose

Auch in eigner Sache

as die Regierung tun kann, um
den Burgfrieden zu schirmen,
das tut sie, und wir von der Presse
würden sie nicht so weit über den
Zwang der Zensur hinaus unter-
ftützen, wenn wir nicht auch unser-
seits die Notwendigkeit als dringend
anerkännten: die Bündnismög-
lichkeit von uns allen untereinan-
der für Vaterland und Vatervolk
zu wahren. Damit ist gewiß nicht
geboten, daß wir einander nicht auch
widersprechen könnten — auch jetzt
dürfen, auch jetzt müsfen wir das,
um Meinungsverschiedenheiten ent-
weder zu erledigen oder doch zu
klären. Aber das tzerabsetzen der
Gesinnung, das gegenseitige
Entwerten, das Verketzern,
sollte das nicht wenigstens jetzt bei-
seite bleiben?

Neuerdings geht's wieder wacker
gegen mich. Daß ich mich vor keiner
Polemik sürchte, das glaubt man mir
nach meinen drei Kampfjahrzehnten.
Außerdem: ich denke nicht daran,
mich irgendeinem meiner Gegner zu
entziehen. Wie sich jetzt insbeson-
dere die verhalten, die im Kunstwart
den Konkurrenten sehn, das werde

ich um der Reinlichkeit unsrer Ver-
hältnisse willen nach dem Frieden
beleuchten. Aber früher nur, wenn
man mich dazu zwingt. Und wenn
ich mich heut an diejenigen meiner
Gegner wende, deren sachliches Wol-
len ich nicht bezweifle, so geschieht
auch das um des Friedens willen.
Deshalb nenne ich auch keine
Namen.

Von den reichsdeutschen Aussätzen,
die gegen Spittelers gefährlichen
Rat des „Abrückens" vom Deutsch-
tum geschrieben worden sind, hat
der meinige in der Schweiz gegen
Spittelers Ratschläge zum Vorteile
des Deutschtums am stärksten ge-
wirkt. Das darf ich aus rund einem
halben Tausend von Einsendungen
solgern. Wer's nicht glaubt, der
srage bei Neutralen nach. Die
Schweizer sahen eben, daß ich mich
bemühte, Spitteler und sein Volk zu
verstehn, deshalb hörten sie auch
aus meine Einwände gegen ihn.
Und was haben die sämtlichen Ent-
rüstungen und Verdammungen,
welche die Schweizer als „Spitteler-
tzetze^ bezeichnen, für uns aus-
gerichtet? Auss Trefsen kommt
es doch an, nicht auss Knallen!
Aber vielleicht haben die „Lntladun-
gen gerechter Entrüstung" bei uns
inDeutschland gut getan? Nach

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