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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 14 (2. Aprilheft 1915)
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Lindner, Werner: Kriegerehrung in Gedenkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0085

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grenzte Gebilde. Süddeutsche, <rber auch schlesische kleine Kirchhöfe, die
verwandt mit italienischen Anlagen scheinen, sind da ganz besonders vor-
bildlich. Ich will nicht sagen, daß es stets auf eine axiale Aufteilung
und symmetrische Anordnung hinauszukommen hat, denn namentlich Fried-
höfe mit alten Baumen können fast von selber kleine Raumgebilde schaffen,
denen man kaum noch nachzuhelfen braucht. Eine bestimmte, raumlich
empfindbare Linheit muß aber für alle Fälle bei solchen Lhrenfriedhöfen
gesucht werden, die in bestehenden Friedhöfen die höchste Steigerung der
Gesamtanlage darstellen müssen. Ihr eigener Schlußpunkt etwa am Lnde
des Hauptweges kann wieder besonders durch ein Monument oder durch
zusammengefaßte Gräber betont sein. Der Gedanke, Offiziersgräber zum
Hauptpunkt zu machen, bewahrt etwas vom soldatischen Geist, als ob die
Kämpfer noch unter Hut ihrer Führer schliefen.

Die ganze Aufteilung läßt sich so denken, daß die einzelnen Gräber
ohne besonderen Denkmalsschmuck oder doch mit den schlichtesten Abzeichen
auskommen; ihre einheitliche, auf den Typus gebrachte Form ist fast
selbstverständlich. Treten Wünsche nach reicherer Gestaltung bei einzelnen
Gräbern hervor, dann müssen hierfür die richtigen Abstufungen gesunden
werden. Viel schöner ist es natürlich, wenn besondere Zuwendungen der
ganzen Anlage zugute kommen. Das Eiserne Kreuz bildet für die
Grundform der Stein- und Holzzeichen oder als Schmuck auf ihrer An-
sichtsfläche ein überaus schönes Symbol, ist es da, sollte anderer Schmuck
recht sparsam sein, damit eben das Eisenkreuz in solchen Fällen um so
eindringlicher wirke. Das Eiserne sei nicht etwa „realistisch"! Abrigens
stellt sich eine gewisse Abwandlung seiner Form ganz von selbst heraus,
je nach dem Material und aus stilistischen, vom Künstler im Einzelfall
immer wieder sofort empfundenen Gründen.

Kriegsteilnehmern, die erst in späteren Iahren sterben, wünscht man
ein ähnliches oder das gleiche Abzeichen auf das Grab wie denen, deren
Hülle schon jetzt in Ehrenfriedhöfen geborgen ist. Umfassen wir sie doch
allesamt, die jetzt draußen streiten oder gestritten haben, mit einem be-
sonderen Ehrfurchtsgefühl. Die Nichtstreiter scheiden aus ihrer Kameradschaft
von selber aus.

Im Schlesischen Bunde Heimatschutz wurde schon vor längerem der Ge-
danke wach, daß man auch die Kriegergräber in Feindesland anstelle der
primitiven und so vergänglichen Zeichen, die flüchtig oder sorglich von den
Kameraden gesetzt waren, später durch einheitliche Zeichen schmücke. Dasür
müßte wohl Gußeisen in Betracht kommen, und an ihnen müßte eine
geschickte Vorrichtung für ein zu bemalendes Holztäfelchen oder ein zu
gravierendes Blechstück angebracht werden für die Namensbezeichnung der
Toten. Ls wäre außerordentlich schön, wenn sich das deutsche Volk zu
einer solchen Ehrung zur rechten Zeit und in schlicht edler Formgestaltung
einig fände.

Die Frage kommt: Könnten nicht überhaupt diese Totenzeichen, könnte
nicht vor allem die Tatsache, daß Ehrenfriedhöfe da sind, in denen auch
die Seelen der in Feindesland ruhenden Krieger weilen, könnte uns das
nicht zur sichtbaren Heldenehrung genügen? Beobachten wir doch gerade
jetzt eine gesteigerte Abneigung gegen die Aberfülle von Denkmälern.
Aber man muß doch tvohl antworten, daß die Mehrheit der Menschen
aus einer gewissen Scheu vor düstern Eindrücken nicht auf die Friedhöfe
geht und auch durch andere Zeichen an den Krieg und an unsre Helden

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