Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

DOI Heft:
Heft 14 (2. Aprilheft 1915)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
deutschen. Kein verderblicher Ein-
flnß des Schnnrleibs macht sich be--
merkbar, keine Beengung, wodurch
der neue Mensch schon nervös ist,
ehe er noch das Licht der Welt er-
blickt hat. Daß diese Frau anfhört,
Weib zu sein, wenn sie Mutter wird,
macht den Menschen stark, gesund,
fördert seine Willenskrast, stärkt
seine Gesundheit."

Das ist nun freilich s o nicht ganz
richtig. Aber es weist doch aus Rich-
tiges.

Wann rst grotze Zeit?

^roße Zeit ist es immer nur,
^wenn's beinah schief geht, wenn
man jeden Augenblick fürchten muß:
Ietzt ist alles vorbei. Da zeigt sich's.

Fontane

Unsre Bilder und Noten

SLeindruck vor unserm Hest — eine so schöne Vervielfältigung.
^"K Iwie sie durch die rein photomechanische Technik der autotypischen
Buntdrucke sich niemals erreichen ließe — macht wieder aus einen
Künstler aufmerksam, der für die Fernerstehenden zu den „Neuen" ge-
hört. Auch Maximilian Schels gehört zu denen, die wir für
die „Modernen von morgen" halten. Auch er hält nichts davon, ab-
sichtlich anders sein zu wollen, als die andern, und je mehr anders, desto
besser. Er hat Freude an dem, was er sieht, sieht sich's immer wieder
mit werbendem Auge an, und malt dann in Lhrfurcht vor dem Wirk-
lichen ins Abbild des Wirklichen doch seine Freude auch mit hinein. In
unserm Bild: die Freude an diesem ersten Werden im Braun und Grün,
das da hineintupft und das dort drüber hin huscht, an der Klarheit der
Luft und der Feinheit der Firnen und Fernen, an der Silbrigkeit des
Schnees und der Duftigkeit der Hänge, an der stillen Ruhe der Himmels-
klarheit. s , l ^ . Ä

Bernhard Winters Hindenburg-Bildnis ist unter Mitbenutzung
einer vorzüglichen Photographie, aber doch aus persönlicher Kenntnis des
Mannes gestaltet, der früher in Winters Wohnort Oldenburg „stand".
Ein Bild, das den prachtvollen Kops des Heerführers durchaus ohne die
Absicht gibt, die Mal- und Zeichen-Technik, die Aussassung, kurz — sich
selber, den Künstler zu zeigen, ein Bild der Bescheidenheit vor der Natur,
der unbedingten Unterordnung unter die Wirklichkeit, die hier 'eine starke
Naturschönheit ist. So ist das Blatt für die Augen vieler möglicherweise
nur „Abzeichnung". Aber wer wie Winter sieht, der kann gar nicht
bloß abzeichnen, da er innerlich stark beteiligt ist, so betont er hier und
drängt er dort zurück, bewußt oder unbewußt. Kennt einer von uns
ein einziges Bild, das dem Geistigen in Hindenburgs Gesicht besser
zum Ausdruck verhülse? Hier ist nicht der „dicke Auftrag" eines Zuges
in seinem Wesen, hier ist mit den verschiedensten Zügen seines Ichs der
ganze „Kopf" Hindenburg gegeben mit dem, was drin steckt.

Zum Vergleichen mit der andern Art von Kunst fügen wir den frischen
Originalschnitt eines noch Werdenden bei, den Schnittdruck „Hindenburg"
von Rudolf Riege. Da ist vom Wesen des Feldherrn nur eine
Seite gesehn, die humoristisch-überlegene. Es ist gar nicht mehr ge-
wollt, als diese eine Seite zu zeigen, deshalb ist diese Leistung nicht
etwa arrogant. Wir wünschten, von den Dutzenden von Hindenburg-

»7
 
Annotationen