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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

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Heft 15 (1. Maiheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0144

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der Kriege auf das Bildungswesen
war ein Linfluß von diesem auf
jene. Dabei spielt natürlich die
militärifche Fachbildung eine be-
sondere Rolle; und der Freude
Deutschlands über die Anlage und
Wirksamkeit seiner Militärbildung
darf wohl auch hier Ausdruck ge-
geben werden. Aber das Wort
vom „Schulmeister von Sadowa^,
wie sehr man's auch einschränken
mag, meint ersichtlich einen Erfolg
der Allgemeinbildung des Volkes.
Werden die Engländer nach dem
Krieg, ob er ihnen nun mehr oder
weniger Schaden bringen wird, nicht
sehr nach ihrem Bildungswesen fra--
gen? Daß ihr Sport einen wesent--
lichen kriegerischen Vorteil erweise,
läßt sich sogar nach ihren eignen
Aussagen schon jetzt bezweifeln. Er
ist mehr Spielsport, der deutsche
und skandinavische mehr Arbeit-
sport. Und schon wird in England
die Schuld an dem Rückgang der
englischen tzandelsbeziehungen auf
die Mängel des dortigen Unterrich--
tes und auf die „sklavenartige Er--
gebenheit" an den Sport geschoben.
„Gestern glaubten wir noch an Ent--
wicklung und Geist, heute vertrauen
wir nur den Wasfen", hieß es in
einer englischen Korrespondenz aus
den Niederlanden.

Demgegenüber werden wir Deut--
schen nach dem Kriege schwerlich
etwas Wesentliches in unserm päd--
agogischen Bestande zu ändern
haben, ausgenommen administrative
Schöpfungen in erhofstem Neuland
sowie einige theoretische Besinnun--
gen, die zugleich praktisch wirken
sollen. Muß man etwa die jetzige
Sturmbegeisterung unsrer Iugend
auch mit aus den Herbart-Ziller--
schen „Gesinnungsunterricht" und auf
dessen Konzentrationsmittel zurück--
führen? Zeigt sie nicht eher, daß
die moralischen Kräfte hauptsächlich
anderswoher kommen und sich am
ehesten trotz methodischer Künste--

leien bewähren? Daß ein Er-
zwingenwollen von „Patrio-
tismus" nur eben, glücklicherweise,
nicht geschadet hat?

Am ehesten werden wir Grund
und Gelegenheit haben, das Inter-
esse unsres höheren und hohen
Schulwesens im Sinn einer „Welt--
kunde" und vielleicht dessen, was
man jetzt gerne „Nationenwissen-
schaft" nennt, zu erweitern. So--
dann kann uns die Freude über
den kommenden historischen Abschluß
mahnen, unsern geschichtswissen-
schaftlichen Eifer endlich auch der
Geschichte des Bildungswesens brei-
ter und tiefer als bisher zuzuwen-
den.

Ilnd endlich wieder: Daß wir
ein oder geradezu das pädagogi-
sche Land sind, wird im Ausland
wohl allenthalben betont. Kommt
jedoch ein Ausländer an deutsche
Hochschulen, um hier das wissen-
schaftliche Interesse der deutschen
PLdagogik zu studieren, so ist mit
geringen Ausnahmen eine Enttäu«
schung da. Darüber, also über päd-
agogische Lücken in der akademi-
schen Welt, haben allerdings Ken-
ner schon so viel gesagt, daß jetzt
am allerwenigsten eine Wieder-
holung nottut. fmj

Hans Schmidkunz

GedenkblälLer für Gefallene

Ergebnis des Dürerbund-Preisaus-
schreibens

ri dem Preisausschreiben des
Dürerbundes sind Lntwürfe der
Künstler Hugo Grimm in Inns-
bruck, Bruno Bielefeldt in Ber-
lin, R. Budzinski in Konitz und
Rudolf Lipus in Leipzig mit
Preisen ausgezeichnet worden. Ihre
Lntwürfe und vielleicht noch der eine
und andre sonst werden vom Dürer-
bund herausgegeben und verbreitet
werden. Wir behalten uns Bemer-
kungen darüber bis zum Erscheinen
der Blätter vor.
 
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