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Kunstwart und Kulturwart — 28,3.1915

DOI Heft:
Heft 15 (1. Maiheft 1915)
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Millenkovich, Stephan von: Gedichte von Stefan Milow
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https://doi.org/10.11588/diglit.14420#0120

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Wie verhaltnen Odems rauscht es,
Hörbar, ob auch heimlich still,

Und mein Herz, beklommen lauscht es,
Was da mählich werden will.

Welch ein Regen, welch ein Dehnen —
Kommst du endlich, lichter Tag?

Welch ein Hoffen, Zagen, Sehnen —
Wag ich einen Flügelschlag?

Es zog in mich ein Frieden

^s zog in mich ein Frieden
^Bis in der Seele Grund,

Mir wunderbar beschieden
Gurch unsern stillen Bund.

Du bist mein treu Geleite,

Du waltest stets in mir,

Und wo ich immer schreite,

Ich bin vereint mit dir.

Das ist der rechte Segen,

Mein bist du gänzlich nun,

Mag ich mich schaffend regen,
Mag ich vom Werke ruhn.

Und wenn dich auch mein Sinnen
Nicht immer nennen mag,

Ich fühle dich tief innen
Mit jedem Herzensschlag.

Verbitterung

A^ie schwersten Schläge hab ich still getragen,

Demütig jede Anbill hingenommen,

Ich flehte nur so manche Nacht beklommen,

Nie wagt ich vorwurfsvoll emporzufragen.

Doch ungehört verhallte all mein Klagen,

Und Flehn und Dulden mochten mir nicht frommen;

Da ist mir eine tiefe Kraft gekommen
Und stolz erhob ich mich aus schwachen Tagen.

Ietzt trotz ich dir, Geschick! und wie's auch nachte,

Ich reg mich nicht, um deinen Groll zu wenden.

Kein halbes Mitleid, das ich kühn verachte!

Das Letzte nimm mir noch mit gier'gen Händen,

Da ich mein Beftes längst zu Grabe brachte,

Nimm's hin, ich will's! Du magst dein Werk vollenden.
 
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