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Kunstwart und Kulturwart — 37,2.1924

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Heft 8 (Maiheft 1924)
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Mager, Jörg: Wie steht es um die Viertelton-Musik?
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14440#0075

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hat noch jede große Sache eine längere Anlaufzeit gehabt, ehe sie Früchte
trug. Aus unserm Gebiet aber ist die Fruchtbarkeit des Grundgedankens
nicht einmal mehr fraglich,- das beweisen schon die oben mitgeteilten zeit--
geschichtlichen Einzelheiten. Und auch das technische Grundproblem ist,
wenn nicht gelöst, so der Lösung nahe. Es handelt sich nicht mehr
um Versuche zu der, sonderu um Versuche der besten Lösung. Das Ziel
ist groß und die Welt kennt es und erwartet, daß wir es erreichem
Möge sich endlich ein Kreis von Musikfreunden bereit finden, uns zu
kelfen, daß wir die kurze letzte Strecke des Weges rasch durchmessen!

Iörg Mager

Lose Blätter

Griechenland

Es ist, als ob vergangene Kunst am Boden haftete
und eine traumhaft leuchtende Atmosphäre über ihn
breitete. Das Land, das die Flamme der Seele getragen
hat, verdunkelt nicht. Wir hören von den Arwäldern
Brasiliens und den Naturwundern innerasiatischer nnd
australischer Reiche und ahnen die Hoheit unbenannter
Berge und unerblickter Flüsse; aber diese Länder reden
nicht, und die Zierate ihrer armseligen Völker sind nns
Zeugen einer Sterilität, die tiefer liegt als im Men-
schenherzen. Der Kalkstaub, der auf der Straße nach
Eleusis weht, bewegt nnsere Seele stärker als Mango-
duft und Kolibriflngel. Rhathenau

enn man Baukunst studiert hat, kennt man, ohne in Athen gewesen
^ »3» sein, jeden Stein der Akropolis. Das Lichtbild hat das Reisen
" umgedreht, indem jetzt Länder und Städte zu den Menschen reisen."

Dieser lustige Satz aus Iosef Pontens ^Griechenland"-Buch ist an uns
wahr geworden. In drei Büchern ist, während Zehntausende, als ob es
nur die Apenninhalbinsel gebe, nach Italien fahren, das Land des Aigeus
und tzomeros zu uns gekommen* Die drei ergänzen einander aufs glück-
lichste. Das eine bietet Wissen und Anleitung zum schauenden Erkennen:
Ponten. Das andere erfüllt uns mit Lebensbildern, Gedanken, Stimmun-
gen: Paquet. Das dritte entzückt uns mit Bildern von unsäglicher Schönheit:
tzoldt-tzofmannsthal.

Der Dichter Ponten ist aus Neigung und Anlage Geograph. Ein
guter Wind hat ihn einmal nach Griechenland geführt. In seinem Buch
beschreibt er nicht seine Reise, sondern das Land. Ich sage nicht, daß
er seelenlos sieht. Doch sieht er bewußt unromantisch. Mit dem Organ,
dessen helle Kraft auch in seinen Dichtungen fühlbar wird, mit dem Auge
zuerst und am stärksten nimmt er Wesenhaftes einer Landschaft und Volkheit
auf. Als Geograph gliedert, zergliedert, durchdringt, ordnet und entbreitet

Ios. Ponten, Griechische Landschaften. 4. und 5. Tansend in neuer Fas-
sung, 98 S., 106 Lichtbilder. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Alf. Paquet,
Delphische Wandernng, 236 S. Drei Masken-Verlag, München. tzoldt-Hof-
mannsthal, Griechenland, XII S-, 16 Tafeln, Gr. 4°. Wasmuth, Berlin, 1923.

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