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Kunstwart und Kulturwart — 37,2.1924

DOI Heft:
Heft 9 (Juniheft 1924)
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Kuhfahl, Gustav: Vom Entwicklungsgang der photographischen Technik und Kunst
DOI Artikel:
Reise nach Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.14440#0123

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des überwundenen Problemes der künstlerlschen Phowgraphie tanchr das
Sonderproblem der Farbenwiedergaben auf photographischem Wege
auf. Seit hundert Iahren stehen wir da in den ersten Anfängen, ohne auch
nur einen Schritt vorwärts zu kommen. Erst kurz nach MO brachten die
Lyoner Brüder Lumiere ihre Autochromplatte für Naturfarbenphotographie
heraus, und neuerdings stellt die Agfa-Berlin eine vervollkommnete Farben-
platte auf verbesserter Rastergrundlage her. Dies bedeutet einen bahn-
brechenden Erfolg, aber noch keine befriedigende Lösung. Wir erhalten ein
Glasbild von bestrickender Bnntheit. Indes, wer nnn auf farbige Bilder
gerechnet hatte, wnrde bis auf den heutigen Tagenttäuscht: man ist nachwie
vor noch auf die einfache Betrachtung des gewonnenen Glasdiapositivs be-
schränkt- ein Kopierverfahren für Papier oder für sonstige Betrachtung in
der Aufsicht ist noch nicht gefunden. Auch die Projektion der Platten auf
die Leinwand stößt auf Schwierigkeiten, weil die große Dichtigkeit des
Farbrasters selbst für mäßige Vergrößerungen eine ungewöhnlich starke
Lichtquelle nötig macht. Hinwiederum ist es bekanntlich dem graphischen Ge-
werbe nach mancherlei Fehlschlägen schließlich gelungen, durch Dreifarben-
druck die wertvollsten Farb-Reproduktionen mit der Buchdruckpresse her-
zustellen.

Ein dritter Zweig technisch-künstlerischer Arbeit aber erfüllt heute Lie
Welt mit ganz anderer Spannung als das augenblicklich unlösbare Pro-
blem der Farbenphotographie. Einwandfreie Darstellungen natürlicher Vor-
gänge oder Angesichter sieht man dann und wann im Kino. Mit voll-
endeten photographischen Mitteln werden da sehr oft Naturstimmungen von
unbeschreiblicher Schönheit gezeigt; auch die hochentwickelte Beleuchtungs-
technik, von wirklicher Künstlerhand oder durch Zufall geleitet, bringt gele-
gsntlich recht wertvolle Bilderreihen zustande. Unverkennbar wird auf die-
sem Felde unbegrenzter Möglichkeiten die große Schlacht entschieden wer-
den, welche die Bejaher und die Verneiner einer von der Technik her ent-
stehenden Kunst schon so lange schlagen. Einstweilen zwar scheint der Aus-
gang unsicher. Da das Kino nicht nur Elemente der graphischen Kunst wie
die Photographie verwertet, sondern auch solche der Theaterkunst in umfang-
reichem Maße heranzieht; da es ferner vorerst von krassen Geschmacklosig-
keiten strotzt, fällt es schwer, diese Darstellung lebender Vorgänge dem alt-
gewohnten Begriff der Kunst einzufügen. Aber ähnlich stand es auch einmal
mit der Photographie des Einzelbildes. Nnd doch behauptet diese cheute
einen anerkannten Platz, sei es auch nur an der Peripherie des Kunstge-
bietes. Technik und Geist haben ihn erobert. Wer wollte üm Ernst heute
schon sagen, was Liese beiden auf dem vielsach verwickelten Gebiete des
Laufbildes an bedeutsamen Wirkungen erzwingen werdenl?

Kuhfahl-Dresden

Neise nach Ztalien

beginnt mit einer höchst lachhaften Aktion, welche Zoll- und Geld-
L.^revision heißt. Zwar war ich nicht etwa von vornherein gesonnen, sie
lachhaft zu finden. O nein! eine Deutsche, die zum ersten Mal die
Grenze ihres Heimatlandes überschreitet, ist von Natur und Erziehung
weit eher demütig respektvoll geneigt, alle Reisepflichten gut und geschickt zu
erledigen, um nur schnell, schnell „hinüberzukommen". Noch weniger pflegen
uniformierte Beamte mich einzuschüchtern; die Amtsglasur, die ihre Ge-

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