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Kunstwart und Kulturwart — 37,2.1924

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1924)
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Neue Kunstwart-Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.14440#0253

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Neue Kunstwart-Arbeit

eit Iahren sind die geldlichen und allgemein-wirtschaftlichen Bedin-
^^gungen der verlegerischen Unternehmungtätigkeit nicht so ungünstig,

vor allem nicht so auf lange Frist bedrohlich gewesen wie in diesem
Iahre seit der Befestigung der Mark auf dem Billionenwert. Geld ist zum
seltensten Artikel des Marktes geworden, wegen ein paar tausend „barer"
Mark haben große Firmen niegesehene Anstrengungen machen müssen,
der Zins für Kredit gleicht den höchsten und berüchtigtsten Wucherzinsen
der Weltgeschichte an Prozenthöhe, ein Käufer in einem Laden ist ein
ungewöhnlicher, ein zahlender Käufer ein seltener Gast, ein Zwischen-
händler, welcher dem Verleger prompt und anstandslos bezahlt, gleicht
einem weißen, ja fast schon einem grün-blauen Raben. Niemand wagt
eine günstige Voraussage für die nähere Zukunft, und während ich diese
Zeilen schreibe, sitzen heute wie nun jeden Tag ein paar hundert Geschästs-
leute über ihren Büchern und brüten über der günstigsten Form
für ihren osfenen oder verschobenen Bankerott. Zehn Iahre nach Kriegs-
ausbruch ist es endlich voller Ernst geworden mit den Folgen seines Ver-
lustes, nachdem wir jahrelang uns darum herumgedrückt haben.

Wenn der Kunstwart nun dennoch gerade jetzt mit mancherlei Neuem
an seine Leser und an weitere Käuferkreise herantritt, so war es nur mög-
lich, weil langher geschafsene Vorbereitungen uns halfen, und weil wir nach
dem Erfolg der letzten Zeit glauben dürfen, daß besonders die Leserschaft
des Kunstwarts auch nun noch mit uns gehen wird. Wir verschleiern nichts
noch schützen wir etwas vor, und so sagen wir rückhaltlos: die Kunstwart-
Nnternehmungen sind keine Geschenke an die Käufer, sie sind zwar ohne
übermäßigen Gewinn, doch tatsächlich geschäftsnormal kalkuliert und Han-
delsgegenstände wie andere. Dem Zwanggebot der mechanisierten Zeit
entzieht sich niemand und auch wir nicht. Wir wollen den normalen
„Gewinn" mit den Unternehmungen erlangen, weil wir es müssen,
wenn wir weiter wirken wollen. Darauf aber, gerade darauf kommt es an:
„wenn wir weiter wirken wollen"! Alle Gewinnwirtschaft von heute unter-
liegt vorab dem einen Urteil: Was geschieht mit dem Gewinn? Nnd so offen
wir die normale Führung und Gebarung unserer Erzeugnisse eingestanden
haben, so freimütig setzen wir hinzu: Bis zum äußersten Möglichen
dient der Gewinn daraus dazu, unser Blatt und seine Werke würdig, wirk-
sam nnd planvoll fortzuführen und zu erhalten. Insofern treten wir
trotz durchschnittlicher äußerer Form dieser Werke dennoch mit einem
guten inneren Recht an die Sffentlichkeit, wenn wir unsere Freunde
und deren Freunde und Freundesfreunde bitten: Nnterstützt unser Schaffen!
Mit nacktesten Worten: Kauft das, was wir euch bringen! Wie die Dinge
liegen, wird uns das ganz von selbst dazu verpslichten, nicht müde und
nicht mutlos zu werden, sondern Kraft und Wagnis zu setzen an Küns-
tiges; und das heißt zu unserem bescheidenen Teil: an das Mit-Durch-
halten deutscher Kulturwerte, die wahrlich nicht verloren sein sollten. Denn
anch darauf erheben wir gerechten Anspruch, daß unsere Nnternehmungen

Septemberheft 1924 (XXXVII, 12)

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