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Kunstwart und Kulturwart — 37,2.1924

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Heft 11 (Augustheft 1924)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14440#0226

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I

^^ort!«

^VImmer wieder dasselbe Wort!

Und wie er's mit bebender Lippe spricht!

„Fort aus dem Licht!"

Und dies höllisch verquerte Verneinergesicht!

Und der rasende Schritt durch die Mittagsglut!

Diese bissige Wut,

Sich mit sicher gezielten erbarmungslosen
Püffen durchs Drängen der Menge zu stoßen!

Und im Auge das Feuer von Gift und tzassen!

Treibt ihn ein Wahn
Durch die brennenden Gassen?

Was hat ihm die fröhliche Sonne getan?

Ha! Wie er sie, wo sie nur lacht und ist,

Mit gewappneter List,

Mit verzweiselt erfahrenen Mörderblicken,

Die tief in der Erde noch Licht erraten,

Erdolcht und verflucht, —

Und schnell wieder brünstig aufs Neue sucht!

Mit erwürgender Hand an der Gurgel ihn fassen,

Den protzigen Ball, und ihn trotzig ersticken,

Und nichts mehr am blickfrohen Leben lassen,

Keinen einzigen Funken,

Das möcht' er! Und wohlig im Dunkel waten,

Dem Dunkel versunken,

Im Dunkel wühlen,

Die Wunden, die grausigen Wunden kühlen,

Und wieder die Gnade des Lebens fühlen,

„Dir hab ich«, so droht er gepeinigt empor,

„Wir der leibhaftig eigenen Mutter geglaubt!

Wie der Bräutigam innig der Braut vertrautk
Und den Bau meines Hauses aus dir erbaut!

Und du hast mich betrogen,

Gemartert, gemordet und ausgeraubt,

Mir den letzten Saft aus dem Mark gesogen,

Du Verkünder des Lichts!"

Lr lacht, daß die Kleider am Leib erschrecken.

„Ein verlogenes Nichts!

Das bist dul Und ich der verblendete Tor!

Du wußtest mir gierig den Durst zu wecken
Nach immer mehr Licht und Helligkeit,

Und hast mir mit teuflischer Schnelligkeit
Ieden Winkel, als wär' er der Tag, erhellt,

Iedes Fenster ins Dunkel mit Glanz verstellt,

Iede Lücks mit Strahl und mit Schein gefüllt,

Und jedes nicht lichte Geheimnis enthüllt!

Nie sollt ich, so hieß es, am Lichte sparen,

In jedem nicht völlig eindeutigen Wesen
Mit unverschämt nackigtem Auge lesen;

Dann würd' ich beizeiten den Sinn erfahren.

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