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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Berichte und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0044

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ehemaligen DDR — an der Freien Universität Berlin habilitiert. Der Fachbereich Altertumswis-
senschaften nahm die 1990 im Akademie-Verlag erschienene lateinisch-deutsche Ausgabe der
Germania des Tacitus (1990) als Flabilitationsschrift an. An dem wissenschaftlichen Vortrag über
die Historienfragmente des Sallust, der anschließenden Diskussion und der Feier am 22.1.1992
nahmen zahlreiche Wissenschaftler aus den alten und neuen Bundesländern teil. (Ein ausführli-
cherer Bericht erscheint in: Latein und Griechisch in Berlin). -
tm Wintersemester 1992/93 wird an der Freien Universität Berlin ein Kurs zum Ergänzungsstudi-
um im Fach Late/n beginnen, an dem etwa 30 Lehrer/innen aus dem Schuldienst des bisherigen
Ostteils der Stadt teilnehmen können. Da die vorhandenen Lateinkenntnisse bei den angemelde-
ten Teilnehmern sehr gering sind (vier Jahre und weniger Lateinunterricht), wird im Sommerse-
mester 1992 ein Vorkurs durchgeführt, in dem die Teilnehmer/innen die notwendigen Sprach-
kenntnisse erwerben oder auffrischen können.

5. Aus dem Landesverband Sachsen
Schreiben der Leipziger Universitätsprofessoren Werner und Hofmann an Frau Staatsministerin
Stefanie Rehm — Sächsisches Staatsministerium für Kultus vom 29.7.1991:
Sehr geehrte Frau Ministerin,
in der vergangenen Woche fand an unserer Universität ein Weiterbildungskurs für die sächsi-
schen Altsprachenlehrer statt, der auch zu einem Erfahrungsaustausch über die Entwicklung der
Alten Sprachen an den Schulen des Freistaates Sachsen genutzt wurde. Dabei zeigte sich, daß
ein enormes Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Zahlreiche geistes-,
sozial- und naturwissenschaftliche Disziplinen sowie Human-, Zahn- und Veterinärmedizin ha-
ben die Notwendigkeit angemessener Latein- und Griechischkenntnisse erkannt, die in der DDR
nur absolut ungenügend vermittelt wurden, und verlangen jetzt zu Recht teils das Kleine, teils
das Große Latinum bzw. das Graecum.
Zur Zeit müssen diese Kenntnisse von vielen hundert Studenten (mit steigender Tendenz!) an der
Universität erworben werden, was aus verschiedenen Gründen sehr unzweckmäßig ist und über-
haupt nicht dem Bildungssystem der alten Bundesländer entspricht. Die Universität hat auch gar
nicht das Personal, hunderte Studenten der verschiedensten Fächer mit Latein- und Griechisch-
kenntnissen auszustatten. Davon abgesehen ist es Aufgabe der Latinisten und Gräzisten an der
Universität, sich wissenschaftlich mit den Klassischen Sprachen und Literaturen zu beschäftigen.
Die Erteilung von Sprachunterricht ist Aufgabe der Schulen. Um so mehr beunruhigt es uns, zu
hören, daß im Freistaat Sachsen Latein nur vierte Fremdsprache ist und offenbar auch bleiben
soll. Eine solche Regelung ist aus den oben dargelegten Gründen unzweckmäßig und diskrimi-
nierend: Latein kommt dann nach dem Russischen, dem Polnischen und dem Tschechischen; es
ist nicht gleichberechtigt, sondern nur wahlweise obligatorisch, mit allen negativen Begleiter-
scheinungen (Randstunden; keine Noten; keine Hochschulreife in diesem Bereich usw.). Das ist
— anders als in anderen neuen Bundesländern — keine Verbesserung gegenüber der DDR-
Schulpolitik, sondern eine Verschlechterung.

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