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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0122

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Betr.: ,,Cui bono '
(Zu W. Krehmer in MDAV 2/92, $. 67-73)
Sehr geehrter Herr Dr. Krehmer!
Ich bin wie Sie der Meinung, daß Griechisch und Latein durch nichts zu ersetzen ist — wenn man
es kann. Hier liegt der entscheidende Schwachpunkt aller Diskussionen über die alten Sprachen:
Es reicht nicht aus, den Weg zum Ziel zu erklären. Der Lernweg zum Lateinkönnen vermittelt
wichtige Erkenntnisse, doch erst das Lateinkönnen begründet und sichert den Lateinunterricht
(Sprachverständnis gibt es auch ohne Latein). Lateinkönnen (Latinum) darf in der Schule nicht
erst zum Schluß erreicht werden, sondern spätestens nach Ablauf von 2-3 Jahren. (Eine Möglich-
keit hierzu ist,,Latein neusprachlich". Alle hohen Ziele des Lateinunterrichts bleiben erhalten; es
geht nicht um Parlieren. Nur: Man kann schon mal Latein.)
Bezeichnend ist, daß Sie Wolf Schneider gerade nicht antworten, wenn er (rhetorisch) fragt: Aber
wie viele Gymnasiasten ... lernen denn Latein bis zu dem Grade ...?
,,Lektüre" ist ein Euphemismus im Lateinunterricht; und der von Wilamowitz gebrauchte Aus-
druck ,,Margitesschule" (viele Künste verstand er, doch schlecht verstand er sie alle) und ^Klug-
scheißer erzieht sie" bezieht sich leider auch auf die alten Sprachen.
Hier sollte man ehrlicher sein, statt mit empörter Aufgeregtheit (,,bitte, bitte") Wolf Schneiders
Schwachpunkte genüßlich vorzuführen. Fortiter in re, suaviter in modo wäre zu empfehlen.
,,Dümmlich" und ,,blödsinnig" ist inflationär unangemessen. Die Contenance zu wahren, ge-
lingt Wolf Schneider besser. Griech.-römische Philosophie scheint bei Wolf Schneider besser
aufgehoben als bei Ihnen.
Und wer,,Passiv" (griech. pathetikon) statt,,Leideform" empfiehlt, hat keine besseren Argumen-
te. Als ob z.B. ,,Partizip" (gr. metoche) besser wäre als,,Mittelwort". Als ob die gesamte gr.-lat.
grammatische Terminologie ein Ergebnis philosophischen Tiefgangs wäre.
Für Griechisch und Latein spricht vieles. Für Griechisch- und Lateinlehrer gilt dies nicht in glei-
chem Maße. [ ... ]

MARTIN RuDOLPH, W-4400 Münster, Gallenkamp 15a

Die Europa-Hymne in iateinischer Version
Angeregt durch die Lektüre ,,Latein als Basisfach europäischer Kultur" (MDAV 2/92, S. 52 ff.) ha-
be ich versucht, den Text der Europa-Hymne ins Lateinische zu übertragen.

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
(Schiller)

Musa pulchra gaudiorum,
Filia Elysia,
Introimus sacrum tuum
Ardentes laetitia.
Venustate tua iunges,
More quae sunt discissa;
Cuncti homines sunt fratres
Leni tua tutela.

FRANZ KoPMEiER, Goethe-Gymnasium Dortmund

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