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Kapitel I
chungstendenzen der spätmittelalterlichen Herrschaftspraxis eine stärkere
Hinwendung der fürstlichen Erziehung und Ausbildung zu den tzffcnzc3°
Es waren genau diese praktischen Argumente, welche Jakob Wimpfeling
in seinem 1498 am kurpfälzischen Hof in Heidelberg auf geführten Theater-
stück, der Pddzppzczz, anbrachte und mit einem zentralen Aspekt fürstlichen
Selbstverständnisses, der Ehre, verknüpfte.^ Der Humanist ließ in seinem
Werk den Lehrer Mygedus seinem Schüler Calvus erklären, ein Fürst könne
sich ohne Lateinkenntnisse nicht selbst mit Oratoren, Gesandten oder dem
Papst unterhalten, was eine Schande sei.^ Auf die Nützlichkeit der latei-
nischen Bildung für Fürsten verwies auch der Mainzer Gelehrte Dietrich
Gresemund d. J. 1494 in einem Brief an den 16jährigen Pfalzgrafen Ludwig V.:
Azzdzo mzzzz fe mm rez mdzfzzrz dcdztzzzzz tzffcrzzs rdzzjuzsse, sed da rdz^zzzssc, zzf eas
mddomdms smzper in prompfn da^aas.^ Die hharaa sollten das althergebrachte
adlige Wissenskorpus zumindest laut der gelehrten Propaganda keinesfalls
verdrängen, sondern ergänzen. Sie wurden nicht als abstraktes Wissenskon-
zept ohne praktische Verwendbarkeit angepriesen, sondern als unabdingbar
für zentrale Bereiche spätmittelalterlicher fürstlicher Herrschaft, wie
Verhandlungen oder kriegerische Auseinandersetzungen.^
Bemerkenswert ist, dass sich die Argumentation Jakob Wimpfelings in
ähnlicher Form 1539 in einer Ermahnung des sächsischen Kurfürsten Johann
Friedrich für seinen jüngeren Bruder Johann Ernst findet: dann sdcds nnd
zzzpordcrsf dcdadnng der ddeznzscden spraed nznrde seiner ized znn uzei zeege zzz
gzzfenz gerazedenn, zzz denz das szcd azzed sein iied nzif Kaiseriieder MajesfäY, donigen,
^zzrsfenn zznd dem dorinnen, do sied zzhmge, deredenn dondfen zznd seiner iied^izr
ganfz rnnziied gedeniei znerdenn.^ Johann Friedrich selbst beherrschte wie die
meisten Fürsten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts die Sprache allerdings
kaum. Der englische Gelehrte Roger Ascham notierte in dem Bericht über
seinen Aufenthalt im Reich, der Herzog verstände no sfrazznge ionng sazza
sonzazndaf fda Latin and a iifia fda Lrancd.-^
20 BOEHM, Konservatismus und Modernität, S. 81.
21 Zum Konzept fürstlicher Ehre im Reich MOEGLIN, Fürstliche Ehre.
22 PM&ncZMM osf; noZn'ZZssZmaM ZZngMam Zgnoraf; CM;MS ZnscZMS MonarcZn'a Roman; rogn; ZncZZgMMS osf;
OratonÜMS & ZogafZs aZZonZgcnZs; anf CanZinaZi acZwnfanf;.' SMMMO PonfZ/*ZcZ uZsZfafo; snZs
ZaZn'Zs Zot^H; pofosf; JAKOB WIMPFELING, Philippica. Zur PZn'ZZppZca siehe KNEPPER, Jakob Wimpfeling,
S.108-111.
22 Dietrich Gresemund d. J. an Pfalzgraf Ludwig V., 22. August 1494, in: HARTFELDER, Werner
von Themar, Anhang Briefe, Nr. VII, S. 83. Zu Dietrich Gresemund d. J. siehe FLEISCHER, Dietrich
Gresemund der Jüngere; GOERLITZ, Gresemund, Dietrich d. J.
24 Hierzu auch HAMMERSTEIN, »Großer fürtrefflicher Leute Kinder«, S. 270.
22 ThHStA Weimar, EGA, Reg. A 353, fol. 7r, Ermahnung Herzog Johann Friedrichs von Sachsen
für seinen Bruder Herzog Johann Ernst von Sachsen, 29. Dezember 1539. Mentz nennt als
Ausstellungsdatum für das Schreiben zwar richtigerweise den Montag n. ZwiooontZMM pMororMM
anno cZornZn; XWXXX1X, datiert es aber wohl wegen eines Lesefehlers fälschlicherweise auf den
30. Dezember 1538; vgl. MENTZ, Johann Friedrich der Großmütige. Bd. 3, Anhang Nr. 20, S. 415.
22 A report and Discourse, fol. 22r. Zur Reise Aschams ins Reich ausführlich RYAN, Roger
Ascham, S. 119-190.
Kapitel I
chungstendenzen der spätmittelalterlichen Herrschaftspraxis eine stärkere
Hinwendung der fürstlichen Erziehung und Ausbildung zu den tzffcnzc3°
Es waren genau diese praktischen Argumente, welche Jakob Wimpfeling
in seinem 1498 am kurpfälzischen Hof in Heidelberg auf geführten Theater-
stück, der Pddzppzczz, anbrachte und mit einem zentralen Aspekt fürstlichen
Selbstverständnisses, der Ehre, verknüpfte.^ Der Humanist ließ in seinem
Werk den Lehrer Mygedus seinem Schüler Calvus erklären, ein Fürst könne
sich ohne Lateinkenntnisse nicht selbst mit Oratoren, Gesandten oder dem
Papst unterhalten, was eine Schande sei.^ Auf die Nützlichkeit der latei-
nischen Bildung für Fürsten verwies auch der Mainzer Gelehrte Dietrich
Gresemund d. J. 1494 in einem Brief an den 16jährigen Pfalzgrafen Ludwig V.:
Azzdzo mzzzz fe mm rez mdzfzzrz dcdztzzzzz tzffcrzzs rdzzjuzsse, sed da rdz^zzzssc, zzf eas
mddomdms smzper in prompfn da^aas.^ Die hharaa sollten das althergebrachte
adlige Wissenskorpus zumindest laut der gelehrten Propaganda keinesfalls
verdrängen, sondern ergänzen. Sie wurden nicht als abstraktes Wissenskon-
zept ohne praktische Verwendbarkeit angepriesen, sondern als unabdingbar
für zentrale Bereiche spätmittelalterlicher fürstlicher Herrschaft, wie
Verhandlungen oder kriegerische Auseinandersetzungen.^
Bemerkenswert ist, dass sich die Argumentation Jakob Wimpfelings in
ähnlicher Form 1539 in einer Ermahnung des sächsischen Kurfürsten Johann
Friedrich für seinen jüngeren Bruder Johann Ernst findet: dann sdcds nnd
zzzpordcrsf dcdadnng der ddeznzscden spraed nznrde seiner ized znn uzei zeege zzz
gzzfenz gerazedenn, zzz denz das szcd azzed sein iied nzif Kaiseriieder MajesfäY, donigen,
^zzrsfenn zznd dem dorinnen, do sied zzhmge, deredenn dondfen zznd seiner iied^izr
ganfz rnnziied gedeniei znerdenn.^ Johann Friedrich selbst beherrschte wie die
meisten Fürsten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts die Sprache allerdings
kaum. Der englische Gelehrte Roger Ascham notierte in dem Bericht über
seinen Aufenthalt im Reich, der Herzog verstände no sfrazznge ionng sazza
sonzazndaf fda Latin and a iifia fda Lrancd.-^
20 BOEHM, Konservatismus und Modernität, S. 81.
21 Zum Konzept fürstlicher Ehre im Reich MOEGLIN, Fürstliche Ehre.
22 PM&ncZMM osf; noZn'ZZssZmaM ZZngMam Zgnoraf; CM;MS ZnscZMS MonarcZn'a Roman; rogn; ZncZZgMMS osf;
OratonÜMS & ZogafZs aZZonZgcnZs; anf CanZinaZi acZwnfanf;.' SMMMO PonfZ/*ZcZ uZsZfafo; snZs
ZaZn'Zs Zot^H; pofosf; JAKOB WIMPFELING, Philippica. Zur PZn'ZZppZca siehe KNEPPER, Jakob Wimpfeling,
S.108-111.
22 Dietrich Gresemund d. J. an Pfalzgraf Ludwig V., 22. August 1494, in: HARTFELDER, Werner
von Themar, Anhang Briefe, Nr. VII, S. 83. Zu Dietrich Gresemund d. J. siehe FLEISCHER, Dietrich
Gresemund der Jüngere; GOERLITZ, Gresemund, Dietrich d. J.
24 Hierzu auch HAMMERSTEIN, »Großer fürtrefflicher Leute Kinder«, S. 270.
22 ThHStA Weimar, EGA, Reg. A 353, fol. 7r, Ermahnung Herzog Johann Friedrichs von Sachsen
für seinen Bruder Herzog Johann Ernst von Sachsen, 29. Dezember 1539. Mentz nennt als
Ausstellungsdatum für das Schreiben zwar richtigerweise den Montag n. ZwiooontZMM pMororMM
anno cZornZn; XWXXX1X, datiert es aber wohl wegen eines Lesefehlers fälschlicherweise auf den
30. Dezember 1538; vgl. MENTZ, Johann Friedrich der Großmütige. Bd. 3, Anhang Nr. 20, S. 415.
22 A report and Discourse, fol. 22r. Zur Reise Aschams ins Reich ausführlich RYAN, Roger
Ascham, S. 119-190.