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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0131

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Giottos Stefaneschi-Altarwerk aus Alt-St. Peter in Rom

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78. Giotto, Stefaneschi-Altarwerk, Apostel. Linke Tafel der vorderen Predella

Abwendungen erzeugte Räumlichkeit der Reihe. Zum zweiten ist es der Rhythmus der Farbigkeit, der
jeweils von den Außenpolen her einsetzt und von Rosa über Grün des Johannes zur umgekehrten Bezie-
hung Grün über Rot des Andreas führt, wobei Blau, Weiß und Gelb die auf den Zwischenpositionen
hervortretenden Farbwerte sind.
Prinzipiell gleich angeordnet finden wir die Apostel der linken Predella (Abb. 78). Hier begnügen wir uns
mit der Angabe der Farbenfolge von links nach rechts: Rosa über Blau, grünes Buch; Grün über Zin-
nober; Rosa über Warmgelb, blaues Buch; Warmocker über Rot, grünes Buch; Rot über Grün. Wie die
Apostel das Buch, die Feder, eine Rolle oder ein Schabmesser tragen, das ist jeweils vom Nachbarn
verschieden, entsprechend der unterschiedlichen Charakterisierung durch Alter, Physiognomie und Wen-
dung. Die Finger der Hände sind auffallend dick, der Zeigefinger gern gewinkelt, um die plastische
Dinglichkeit im Raum zu verstärken.
Die Figurentypen haben in der oft berufenen sienesischen Kunst keine Verwandten; Vergleichsmöglich-
keiten bestehen innerhalb des Giottowerkes und lassen neben den Petrus der Mittelpredella den Christus
von der Armutsallegorie in Assisi setzen und neben den Jakobus den Christus der „Navicella“. Das
hieße einmal mehr, daß Giotto im römischen Altar diesen beiden Aposteln auf alle möglichen Weisen zu
besonderem Relief verhülfen und daß er allgemein über einen wertmäßig abgestuften Kanon der Figuren-
bildung verfügt hat.
Rückseite (Abb. 72): Löwenhaft (Venturi) thront Petrus in rotem Mantel mit weißem Chorhemd auf
der Cathedra. Er ist höher in das Bild hinaufgeschoben als der Christus der Vorderseite, so daß schon von
der großen Aufteilung der Bildfläche her seine Erscheinung schwerer, gedrängter, vergleichsweise ir-
discher wirkt. Auch umgibt nicht die gleiche Raumweite den Apostelfürsten, indem sich nur ein Ring
von Figuren um ihn schließt und indem das Fußbodenmuster nur einer knieenden Figur Raumtiefe
gewährt. Schließlich wirkt der Petrus, der nicht durch ein Throngehäuse geborgen wird, weiter vorn im
Bild. Freilich erstreckt sich auch seine Figur in die Tiefe, beziehungsweise sie entwickelt sich nach
vorne, wofür der Faltentunnel des stark verkürzten Schlüsselarmes, in den man tief hineinsieht, ein
faszinierendes Zeugnis ablegt, aber unmißverständlich wird uns gesagt, daß diese an Entfaltung und
Auswirkung ärmere Figur hinter der des Christus zurücksteht. Von der Erscheinungsweise des Thrones
her konnte das von Anfang an nicht anders aufgefaßt werden. War dort Herrschen, so ist hier Befehlen
gegeben.
 
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