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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0141

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8. Lorenzo Maggiore in Neapel und die süditalienische Architektur unter den ersten Königen aus dem Hause Anjou

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83. Neapel, S. Lorenzo Maggiore,
Grundriß


84. Neapel, S. Eligio,
Grundriß



Kern erkennen (Abb. 82). Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika mit drei Langhausjochen und spitz-
bogigen Arkaden auf barock ummantelten Pfeilern. Ein nicht vorspringendes, ziemlich tiefes Querhaus
leitet zum Chor über, der in der Mitte eine Apsis mit Fünf-Achtel-Schluß besitzt, die von zwei recht-
eckigen Seitenapsiden flankiert wird, eine Disposition, welche Ähnlichkeit mit dem Chor von S. Eligio
(Abb. 84) sowie anderen neapolitanischen Kirchen aufweist24. Das Rippengewölbe der Hauptapsis,
welches von schlanken Wanddiensten mit Kapitellen aufgefangen wird, ist noch in alter Form erhalten,
ebenso die Spitzbogen der Apsideneingänge und der Triumphbogen. Wie weit die Wölbung der Schiffe
noch gotisch ist, könnte nur eine eingehendere Untersuchung feststellen. Auffallend ist jedenfalls, daß
die Wölbevorlagen sowohl im Mittelschiff wie auch im Querhaus nicht bis zum Boden geführt werden,
sondern auf mit barocken Engelsköpfen verzierten Konsolen ruhen. Die Vermutung liegt nahe, daß sich
unter dem Stuck in Zisterzienserart abgekragte Wandvorlagen verbergen. Ob die Querhauswölbung noch
gotisch ist, erscheint allerdings fraglich, weil hier in den beiden Armen an der Ostwand unter den Gewölbe-
scheiteln Rundfenster vorhanden sind, die sonst in Süditalien vor allem bei ungewölbten Querschiffen
auftreten. Sie tauchen in ähnlicher Weise sowohl in S. Lorenzo wie auch in S. Eligio auf (vgl. Abb. 82,
79 und 88).
In Analogie zu diesen dreischiffigen Wölbebauten aus der Zeit Karls I. wird man sich wohl den Langhaus-
plan von S. Lorenzo vorstellen müssen. Die besser überlieferten dreischiffigen Basiliken aus der Zeit
Karls II. gehen von dem eben besprochenen Typus aus, geben aber die Wölbung im Mittelschiff völlig
auf25 und behalten sie nur im Seitenschiff bei; demzufolge verzichtete man auch auf die Mittelschiffs-
24 Früher kommt sie in Italien vor allem in der Zisterzienserkirche S. Martino al Cimino bei Viterbo vor und taucht in der Folge
bei einigen mittelitalienischen Bettelordenskirchen und Domen auf (Wagner-Rieger, a. a. O., II, S. 235).
25 Die Aufgabe der Wölbung findet auch bei einschiffigen Kirchen statt. Hiebei steht die Grottenkirche in Monte S. Angelo
(Schulz II, S. 213. - Enlart, S. 211. - G. Tancredi, Monte S. Angelo, Monte S. Angelo 1932), die 1274 von Karl I. errichtet
wurde, als Wölbebau den einschiffigen ungewölbten Kirchen Neapels, die unter Karl II. bzw. Robert errichtet wurden, nämlich
8. Maria Donnaregina 1298-1318 (ToescaII, S. 70f. - G. Chierici, II restauro della chiesa di S. Maria Donnaregina, Napoli 1934)
 
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