Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0272

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
268

Paul Künzle


196. Der Sockel vom Balkon
des Museums aus mit der Weih-
inschrift Pauls III. und den
Schilden für die Wappen, vorn
Farnese und rückwärts der Ge-
meinde

auf das allerletzte Stück jener Teil dieses ersten Bestandes noch heute durch unbedingt zeitgenössische In-
schriften des Monuments selber und durch den Verband offenkundig und unwiderleglich beglaubigt
und jede Einzelheit so getreulich angezeigt, daß es beschämend wirken müßte, den Nachweis dieses
augenfälligen Befundes hier eigens vorzulegen46.
Die gegen diese schlagende Evidenz aufgerufene Darstellung von Cock47, sowieso schon infolge des
Werdegangs etwas fragwürdig, kann natürlich nicht mehr und nicht weniger für das Fehlen des ovalen
Bestandteiles beweisen als etwa, zum Beispiel, der Plan von Pirro Ligorio48 für die Abwesenheit des
rechteckigen. Ob die Zeichnungen von Paris und Braunschweig49 in dieser Hinsicht richtig beurteilt
wurden, ist nicht mehr von Belang. Es wird niemals und niemandmit so unzureichenden Mitteln den Versuch
unternehmen wollen, das Denkmal der Lüge zu zeihen. Um Deutung kann es sich hier allenfalls noch
handeln in bezug auf Michelangelo, aber unter keinen Umständen, was Bestand und Gestalt des Sockels
betrifft.
Ein Auf und Ab ist ebensowenig mehr möglich in Hinsicht auf die Zeit seiner Entstehung. Es muß
daher außerordentlich seltsam und bedenklich wirken, daß man ohne Widerspruch, vielleicht sogar unter
Beifall, zum einzigen Beweis für das Gegenteil in unbekümmerter Selbstherrlichkeit die ausführenden
Beamten kurzum volle 27 Jahre später in ihr Amt einsetzen konnte50, als in Wirklichkeit der Fall war und
so oft schon mitgeteilt wurde. Denn wie aus den Beamtenlisten, den Ratsbüchern und zahlreichen Ur-
kunden zum Überfluß hervorgeht, haben Agostino Trinca, Giacomo Boccabella und Cesare de Magistris,
die zum Zeugnis des Mühe waltens ihren Namen an der Stirnseite des Sockels unter dem päpstlichen
Lilienwappen auf dem letzten Marmorblock anbringen ließen51 (Abb. 195), das Amt der Conservatori, wie
übrigens auch der Zeitgenosse Cola Coleine in seinem Tagebuch anläßlich der Übertragung ausdrücklich
bemerkte, im ersten Trimester, dann allerdings durch Bestätigung auch im zweiten des Jahres 1538
innegehabt52. Damit ist nur die Zeitangabe, die am Ende der Weihinschrift von Paul III. angebracht
wurde53: „anno salutis MDXXXVIII“ (Abb. 196), bestätigt und um einige Monate enger umschrieben.
Unter den angenommenen Umständen wird sich kaum mehr jemand wundern, keiner inschriftlichen

Beweiskraft. Jedenfalls scheint es köstlicher Aberwitz anzunehmen, Paul III. habe eine Gedenkmünze schlagen lassen von einem
Werk, das erst lange nach seinem Tode ausgeführt werden sollte.
46 Es genügt wohl, auf Abb. 193 die Fugen genau zu beobachten.
47 Vgl. Aschby-Dougill, The Capitol Rome, p. 165; Siebenhüner, S. 66.
48 Chr. Huelsen, Saggio di bibliografia ragionata delle piante iconografiche e prospettiche di Roma, Firenze 1933, p. 41 f.,
Nr. 10; Siebenhüner, Abb. 32 . 49 Siebenhüner, S. 66 . 50 Siebenhüner, S. 75.
51 Forcella I., Rom 1869, p. 33, Nr. 44.
52 G. Pietramellara, II libro d’oro del Campidoglio, Bd. II, Rom 1897, p. 197. 53 Forceeea I., p. 33, Nr. 44.
 
Annotationen