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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0283

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Das Museo Giovio zu Como

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verdanken wir dem oben erwähnten Brief Donis vom 22. Juli 1543, der freilich auch meist in übertriebe-
nen Ausdrücken der Bewunderung und Begeisterung schwelgt und in Gemeinplätzen, die allerdings in
Gegensatz stehen zu den zahlreichen, sorgsam abgeschriebenen und genau mitgeteilten lateinischen
Inschriften, Widmungen, Spruchweisheiten, Wahrsprüchen und geflügelten Worten, die allerorten an den
Wänden der Baulichkeiten zu lesen waren und als Erläuterung der Wappen, Sinnzeichen, Denkbilder
und sonstigen Malereien und Zierate dienten. Diese drei schriftlichen Zeugnisse zusammengenommen,
erlauben im Verein mit der um 1600 gemalten Ansicht der Villa im Museo Civico, sich einigermaßen ein
Bild der ganzen Anlage zu machen. Dies möge überdies durch eine Zeichnung verdeutlicht werden, die
lediglich die Möglichkeit eines Lageplanes darstellt, wie er gedacht werden kann (Abb. 202).
Die Villa lag in der unweit nordwestlich von Como sich erstreckenden Vorstadt Borgo Vico, unmittelbar
am sauberen und sandigen Gestade des Sees, im Anblick der Stadt, dem Glauben des Gründers nach und
in ehrfürchtiger Scheu errichtet auf den Trümmern der Villa des Plinius, was die Würde und Hoheit des
Hauses vermehrte. Noch sah Giovio altrömische, wie für die Ewigkeit gebaute Grundmauern und in der
Tiefe, wenn der See spiegelglatt war, Marmorblöcke, mächtige Säulenstümpfe und versunkene Pyra-
miden, alles zerstört durch die gefräßige Zeit und den ewigen Anprall der Wogen, die immerdar furchtbar
gewütet haben. Wie auf einer Landzunge lagen die Baulichkeiten zwischen zwei kleinen Einbuchtungen,
denen der in griechischen Erinnerungen bewanderte Gelehrte die Namen der beiden am Isthmus von
Korinth liegenden Hafenstädte gegeben hatte, Cenchraeus am Ägäischen und Lechaeus am Jonischen
Meer.
Man konnte zu Wasser und zu Lande hingelangen. Die große Fernstraße nach Deutschland zog unmittel-
bar an dem Anwesen vorbei, man brauchte nur an der langen, zinnenbekrönten Gartenmauer seewärts
einzubiegen. Oder die Boote der Freunde, von der Stadt herkommend schon aus der Ferne begrüßt,
landeten in dem durch eine winzige Mole geschützten Hafen. Ein bescheidener Portalbau nahm den
 
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