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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0325

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Paul Bril in Caprarola

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233. Caprarola, Palazzo Farnese, Sala di Ercole (Paul Bril)

zeugender wirkenden Mittelgrundzone auf Leinen hängend im Winde. Auch der eine schlanke Baum
dieses Bildes, ganz rechts, ist bewegt und hat teil am Leben, das auf diesem Bilde eingefangen ist.
Immer wieder dieselben Beobachtungen wie in der Torre dei Venti und im Lateran: Paul bedeutet stets
eine Belebung, Bereicherung und Präzisierung.
Die Details im Vordergrund der Caprarola-Ansicht tilgen wohl jeden Zweifel an der Autorschaft. Man
vergleiche die linke untere Ecke mit der rechten unteren Ecke der Lateran-Lünette Nr. 22 (Abb. 221) -
eine fast kongruente Wiederholung im Gegensinne; derselbe schattig profilierte Abhang am Wegrand,
helle Lämmer und Ziegen vor dunklem Grund sowie dunkel silhouettierte vor hellerem Grund.
1601/02 malte Paul Bril das im Motiv sehr verwandte Leinwandbild mit einem der ,,feudi di Casa
Mattei,“ die Rocca di Giove bei Narni in Umbrien darstellend (Ausschnitt Abb. 234). Das 1,55 X 2,30 m
messende und daher den Fresken vergleichbare Gemälde ist zwar nicht signiert, aber gut dokumentiert
und befindet sich heute wieder im Palazzo Mattei bei Santa Catarina dei Funari in Rom30. Berücksichtigt
man eine auch auf den Fotos spürbare, etwas verschiedene Oberflächenwirkung von Leinwandbild und
Wandmalerei, so kann an einer beiden Bildern gemeinsamen Autorschaft kein Zweifel entstehen. Die
Darstellung der Häuser von Caprarola wie der zu Füßen des Mattei-Kastells zeigt die gleiche Indivi-
dualisierung gegenüber den Hütten von Ronciglione; die Gruppe der Landleute vorn mit ihren Ziegen,
deren zarte Hörner eher Fühler als Waffen zu sein scheinen (genau wie auf späteren signierten Bildern
Paul Brils), die im Wechsel von Licht und Schatten gestaffelt verlaufenden Bodenwellen des Vordergrun-
30 Baldinucci, Notizie . . ., ed. 1770, VIII, 31 f. Zugehörig sind vier weitere Gemälde Paul Brils mit Mattei-Kastellen. Sie
wurden von Mayer, 73, richtig „vor 1604“ datiert, zuletzt fälschlich „kurz vor 1620“. Vgl. den Katalog der Ausstellung
„Paesisti e vedutisti a Roma nel 600 e 700“, Roma 1956, 14 f. (Nolfo di Carpegna), und Jacob Hess, Tassi, Bonzi e Cortona
a Palazzo Mattei, in: Commentari V, 1954, 303 ff. Die späte Datierung verglich mit den Lünettenfresken in der Galerie des
Palazzo Mattei in Rom. Diese sind wahrscheinlich erst 1624 und nicht von Bril ausgeführt worden (vgl. den in Vorbereitung
befindlichen Aufsatz von Gerda Soergel im Röm. Jahrbuch für Kunstgeschichte mit entsprechendem Archivmaterial). Die
Bemerkung bei G. Celio, Memoria . . ., Napoli 1638, 136, kann auch auf die Tafelbilder Paul Brils bezogen werden.

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