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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0326

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322

Hanno Hahn


234. Rom, Palazzo Mattei, Rocca di Giove (Paul Bril)

des und die Freude, an einem beschatteten Rand
stillebenartige Motive gegen den dahinterliegenden
lichten Grund abzuheben, erweisen dasselbe Auge
und dieselbe Hand bei der Ausführung dieser beiden
Bilder31.
Außer dem Bild des Palazzo Mattei wären vergleichs-
weise weitere Werke Paul Brils zu nennen, in erster
Linie die beiden Bilder Sommer und Herbst von den
Fresken der Vier Jahreszeiten im Casino Rospigliosi-
Pallavicini (einst Borghese) am Quirinal, unter der
Aurora des Guido Reni. An den Schmalseiten des-
selben Raumes malte Antonio Tempesta zwei alle-
gorische Umzüge. Der kleine Bau war 1613 vollendet,
die Ausmalung ist 1613/1614 datierbar32. Noch zu
diesem Zeitpunkt also ist eine kollegiale Zusammen-
arbeit von Bril und Tempesta am gleichen Auftrag,
aber Arbeitsteilung in die verschiedenen Teilaufgaben
der Ausstattung erwiesen, genau wie im Vatikan und,
wie ich glaube, in Caprarola.
Hier, im Palazzo Farnese, war nach dem Ausschei-
den der beiden Zuccari noch vieles unvollendet ge-
blieben. Eine folgende Campagne der Arbeiten unter
Giovanni de’ Vecchi ist durch die in den Grotesken
versteckten Jahreszahlen 1574 und 1575 datiert.
Viele zugehörige mythologische und biblische Szenen-
bilder mit landschaftlichen Hintergründen verraten
die Hand des als Mitarbeiter in Caprarola überlie-
ferten Raffaellino Motta aus Reggio (f 1578), des-
sen CEuvre durch Malereien in römischen Kirchen

einigermaßen bekannt ist33. Unter Lorenzo Sabatini (f 1576) war auch er, wie Matthäus Bril, Mit-
arbeiter in der Sala Ducale gewesen34. Seine Person erweist eine Verbindung nicht nur zur Vatikan-
Werkstatt überhaupt (hierfür genügten die Zuccari und Giovanni de’ Vecchi), sondern führt in den
unmittelbaren damaligen Umkreis des älteren der Gebrüder Bril. Tempesta bestätigt diese Beziehung
in einer letzten Phase der Arbeiten in Caprarola, als auch der jüngere Bruder im Vatikan bereits Proben
seines Könnens abgelegt hatte. Was lag für Tempesta, vor die Aufgabe der Ausmalung des Treppen-
hauses in Caprarola gestellt, näher, als Matthäus Bril, sei es allein, sei es sogleich mit seinem Bruder und
Gehilfen, für die besonderen Aufgaben der Landschaftsmalerei zu rufen oder rufen zu lassen, da er gerade
(1580 oder kurz danach) in den Loggien Gregors XIII. im Vatikan mit ihm zusammengearbeitet hatte.
Von den uns mit Namen und Werken bekannten Malern kam eigentlich sonst niemand in Frage: Raf-
faellino da Reggio war 1578 gestorben, Jan Soens seit 1579 in Parma und Cesare d’Arbasia in Spanien;
Giovanni de’ Vecchi hat allem Anschein nach nie reine Landschaften gemalt; wegen der farbig italienisch-
manieristischen Landschaftsgründe seiner Werke scheidet er stilistisch aus, trotz gewisser Beeinflussung
von Muziano (und später wohl auch von Bril)35. Matteo da Siena hat reine Landschaften gemalt; auch er

31 Man vgl. genau die Stelle mit dem am Boden stehenden Henkelkrug, etwa in der mittleren Höhe des linken Bildrandes von
Abb. 234 mit der Stelle links neben der einzelnen Gestalt unten auf Abb. 233.
32 Baglione (Mariani) Vite . . ., 197 und 315; Johannes Mandl, Zur Baugeschichte und Ausstattung des Casino Rospigliosi in
Rom, Festschrift Hermann Egger, Graz 1933, 63 ff. (Mayer und Baer datieren fälschlich „um 1605“).
33 Italo Faldi, Contributi a Raffaellino da Reggio, Boll. d’Arte XXXVI, 1951, 324ff. (mit alt. Lit.); Baumgart, 1944 (zit. Anm. 1),
225ff.; Antal (zit. Anm. 1) 228, Anm., vergrößert fälschlich den Anteil Raffaellinos durch die Zuschreibung aller Landschafts-
fresken in der Palazzina im oberen Park (Casino), die vor dessen Tode 1578 jedoch noch gar nicht erbaut war.
34 Baglione (Mariani), Vite . . ., 26; Jacob Hess in dem Anm. 8 zit. Aufsatz sowie Hermann Voss, Die Malerei der Spätrenaissance
in Rom und Florenz, Berlin 1920, II, 550ff.
35 Vgl. zuletzt Federico Zeri, Pittura e Controriforma — L’Arte senza tempo di Scipione da Gaeta, 1957, 46ff.
 
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