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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0501

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Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und ihre Freunde im Park der Villa d’Este in Tivoli

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368. Johann Georg Schütz, Vier Lagernde auf einem Hügel, 1783. Frankfurt, Historisches Museum

mit keiner Unterschrift der Malerin vergleichbar. Sie ist genau wie die übrige Inschrift nachträglich auf
das Blatt gekommen39.
Johann Georg Schütz hat das Aquarell mit der Ausflugsgesellschaft in der Villa d’Este selbst noch ein-
mal wiederholt. So wie man von einem Gruppenfoto mehrere Abzüge macht, hat der Künstler die einmal
gefundene Komposition getreu kopiert. Die kleinen Abweichungen vom Tiefurter Original - besonders
im Blatt- und Astwerk der Bäume und Büsche - lassen deutlich werden, daß nicht eine andere Hand
sklavisch nachgeahmt hat, sondern daß der Künstler selbst sich der Mühe unterzog, das Thema noch
einmal auf gleiche Weise wiederzugeben. Verschiedene Vereinfachungen gegenüber dem Tiefurter
Aquarell - etwa das reduzierte Mauerprofil unterhalb der Balustrade - und die härtere Behandlung der
Umrißlinien sowohl bei den Figuren als auch bei der grünen Staffage weisen neben dem eindeutigen
Vorzug der gesicherten Provenienz des Weimarer Blattes das römische Aquarell als Replik aus.
Ob die Nennung des Namens der Angelika Kauffmann auf der Rückseite des römischen Blattes uns nicht
einen Hinweis auf seine Herkunft geben kann? Es ist, so glauben wir, gut möglich, daß Schütz der von
ihm hochverehrten Malerin eine zweite Ausführung seines der Herzogin gewidmeten Blattes überreicht
hat; vielleicht hat Anna Amalia ihn sogar dazu aufgefordert. Die Herzogin hatte ihn ja auch angehalten,
seine Zeichnung mit der Ansicht des Caracalla-Zirkus, die sie für sich behalten wollte, für Goethe noch
einmal anzufertigen.
Das Bild der Herzogin Anna Amalia und ihrer Freunde im Park der Villa d’Este in Tivoli hat uns einen
Kreis gleichgesinnter Menschen vorgestellt, die sich vor 170 Jahren in der Betrachtung der Schönheit
Roms und seiner Umgebung zusammenfanden; es waren Repräsentanten des geistigen Deutschland an
der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert.
39 Die italienische Aufschrift und die falsche Künstlerbezeichnung auf der Rückseite des Aquarells stammen vielleicht von einem
Händler, der dem Blatt mit der Zuschreibung an die 1807 in Rom gestorbene Angelika Kauffmann einen höheren Wert geben
wollte.

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