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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0504

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Hans Geller

auf einen der damals unbebauten Abhänge des Pincio stellte, um den Blick auf die Stadt und die Kuppel
von St. Peter zu malen. Ihm war bekanntgeworden, daß der Kronprinz jeden Morgen mit einem Herrn
seiner Begleitung von der von ihm bewohnten Villa Malta aus einen Spaziergang nach Aqua acetosa
unternahm. Als der Maler nun beobachtete, daß Ludwig sich näherte, da fiel er plötzlich samt seiner
Staffelei und dem angefangenen Bild vom Abhang hinunter, gerade vor die Füße des königlichen Mäzens
- und die Freundschaft zwischen beiden war geschlossen. Als sichtbares Dokument dieser für beide Teile
erfreulichen Verbindung entstand im Auftrag des Prinzen eines der bekanntesten Werke Catels, das in
der Münchner Pinakothek hängende Bild, auf dem Ludwig mit Herren seiner Begleitung im Kreis
deutscher Künstler in einer römischen Osteria bei einem fröhlichen Umtrunk dargestellt ist - durch den
weit geöffneten Torbogen erblickt man die Hänge des Aventin, vorne rechts hat sich Catel selbst zeich-
nend in die Tafelrunde eingefügt.
Zeit seines Lebens hat Catel es verstanden, sein angeborenes und anerzogenes kaufmännisches Talent
gut anzuwenden. So kam er auch sehr bald zu einem beachtlichen Vermögen, hielt in seiner großen
Wohnung an der Nordseite der Piazza di Spagna. No. 9 ein offenes Haus, gab viele Soireen mit musika-
lischen Darbietungen und unternahm mit Frau und Zofe mehrere Reisen. Der deutsche Maler Moritz
Oppenheim, der mit Begas, Schinkel, Hensel, Grahl und vielen anderen deutschen und italienischen
Künstlern bei ihm verkehrte, schreibt in seinen ,,Erinnerungen“ (Frankfurt 1924), daß der Verbrauch
an Lackschuhen und Glacehandschuhen sein Budget erheblich belaste, seitdem er so häufig im Hause
Catel zu Gast sei.
Natürlich kam Neid auf. So behaupteten Künstler, deren Werke damals nur schwer Käufer fanden (zu
ihnen gehörte auch der oft recht sarkastische, im Grunde seines Herzens aber sehr gutmütige Joseph
Anton Koch), daß Catel, der Besitzer einer Vigna in der Nähe von Ponte Molle war, diese nur deshalb
erworben habe, um den von Norden her einreisenden Fremden bei einem Glas Wein ein Bild zu verkaufen
oder von ihnen Aufträge zu erhalten4.
Aber Catel war dennoch eine der beliebtesten und angesehensten Persönlichkeiten innerhalb der immer
größer werdenden deutschen Künstlerkolonie in Rom. Er gab gern und half, wo er konnte. Er war Mit-
begründer des römischen Kunstvereins und des deutschen Künstler-Vereins sowie der Bibliothek der
Deutschen5, der er später auch seine Buchbestände vermachte. Ganz besondere Verdienste aber erwarb
er sich um die Entwicklung des damals erst auf kommenden Ausstellungs wesens. Die ersten deutschen
Kunstausstellungen in Rom, die den Ruhm der sich dort entfaltenden neuen deutschen Kunstrichtung
erst eigentlich über die Alpen trugen, sind seiner Initiative und regen Mithilfe zu danken.
Im Jahre 1836 feierte die deutsche Künstlerkolonie den Tag der fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr
von Catels Ankunft in Rom durch ein fröhliches Fest, auf dem ihm der Dank der jüngeren Generation
in überschwenglicher Weise ausgesprochen wurde. Am 19. Dezember 1856 starb der fast achtzigjährige
Maler an den Folgen einer schweren Erkältung. Er hinterließ keine Kinder; seine Witwe setzte ihm in
S. Maria del Popolo auf seinem Grab ein Monument mit einer von seinem Freunde Julius Troschel
gemeißelten Büste (Abb. 370), welche seine klugen, und gütigen Gesichtszüge trefflich wiedergibt und
auch den Mann erkennen läßt, von dem Goethe einst sagte, er lebe in der Zerstreuung der Welt.
Einen großen Teil des in seinem Erdenlauf erworbenen Vermögens gab Catel der Welt zurück, in der er
so gern und so erfolgreich gelebt und gewirkt hat. Er bestimmte den Betrag von 80.000 Scudi - das waren
damals ungefähr 120.000 preußische Taler - als wohltätige Stiftung, deren Zinsen zur Unterstützung in
Not geratener italienischer und deutscher Künstler sowie zur Erziehung und Ausbildung von Kindern
solcher Künstler verwandt werden sollten. Er bestimmte, daß ein aus hochangesehenen, von ihm zum
Teil selbst nominierten Bürgern Roms bestehender Verwaltungsrat die Stiftung im Sinne der bis ins
einzelne von ihm durchdachten und festgelegten Bedingungen betreuen sollte. Das Vermögen bestand
ursprünglich neben Barmitteln aus einem Landgut in den Marken, einer Vigna nördlich von Ponte Molle,
dem großen Haus Piazza di Spagna No. 9 und dem kleineren Haus am Viale Trastevere, in dessen
4 Siehe u. a.: Fr. Noack, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Leipzig 1927. Joseph Anton Koch, Moderne
Kunstchronik oder die Rumfordische Suppe, Innsbruck 1905.
5 Siehe ebenfalls Noack, a. a. O. — Die Akten der hier erwähnten Einrichtungen sind verloren, einige Buchbestände verwahrt die
Deutsche Bibliothek auf der Piazza Venezia.
 
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