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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 29.1930

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Nr. 3
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Bernhard Pfau, Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.75582#0150

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118

BERNHARD PFAU, DÜSSELDORF
Mit Aufnahmen von H. Schmölz, Köln

Die jungen Architekten unserer Zeit stehen vor günsti-
geren Entwicklungsbedingungen als die vorhergehende Gene-
ration. Ihre Vorbildung hat sie von vornherein frei gemacht
von dem erdrückenden historischen Ballast des 19. Jahr-
hunderts, ihnen ist die Erkenntnis der Sinnwidrigkeit solch
falscher Stilbaukunst von Anfang an eingeimpft worden. Die
große Wendung der Nachkriegszeit hat noch bestehende
Reste historisch bedingter Tradition ausgelöscht, so daß diese
junge Generation mit freudiger Empfangsbereitschaft die von
ihren Lehrern und Führern erkämpften Fundamente einer neuen
Bauentwicklungsich zu
eigen machen konnte.
Man muß sich einmal
darüber klar werden,
welch fruchtbare Saat
durch diebahnbrechen-
den Werke unserer
jetzigen großen Bau-
meister ausgestreut ist.
Baukünstlerische Ele-
mente, die uns in den
Werken dieser reifen
Architekten heutenoch
als neue Errungen-
schaften gelten, sind
durch sie den Jüngeren
bereits geläufige Tat-
sachen geworden.
Ererbtes Gut ver-
pflichtet. So harren
denn derjungen Archi-
tekten neue Aufgaben,
die aus den übernom-
menen Anregungen er-
wachsen. Es gilt zu-
nächst aufzubauen —
nach all dem Nieder-
reißen und Ausschei-
den der vergangenen
beidenJahrzehnte.Was
in der Architektur bis-
her z. T. nur als Idee


Bernhard Pfau, Düsseldorf. Laden der Rosenthal-Porzellan-Niederlage
in Düsseldorf. (Inh. Frau Dr. Oppenheimer)

und Programm bestand oder etwa nur vereinzelt sichtbare
Gestalt gewann, das muß jetzt praktisch durchgearbeitet und
solide fundiert werden. Die technische Seite des baukünstleri-
schen Schaffens kommt jetzt zur Geltung. Es ist gewissermaßen
die Nutzanwendung der neuen künstlerischen Anschauungen in
ihrer praktischen Auswirkung auf die Allgemeinheit, die uns
not tut. Hier sind wir bereits auf dem besten Wege. Weiterhin
bedarf es aber noch der formalen Klärung. Erste program-
matisch zugespitzte Lösungen müssen jetzt ausgeglichen und
zur selbständigen, überzeugenden Form gestaltet werden. Auf-
gaben genug, das anvertraute Gut zu hegen und, Neues
schaffend, weiter auszubauen.
Zu diesen jungen Architekten, die sich der neuen künst-
lerischen Situation voll bewußt sind und in klarer Erkenntnis
das neue Ziel verfolgen, gehört der Architekt Bernhard Pfau

in Düsseldorf. Die Namen der Männer, die seine erste Ent-
wicklung geleitet haben, bieten Gewähr für seine vertiefte
künstlerische Schulung; es sind Professor Bruno Paul, Berlin,
Professor Sobotka, Wien, und Professor Fahrenkamp, Düssel-
dorf. Bei seiner Mitarbeit in den Ateliers dieser Architekten
hat Bernhard Pfau wertvolle Anregungen für seine Weiter-
bildung gewonnen. Nunmehr tritt er als selbständiger Bau-
künstler an die Öffentlichkeit. Die hier abgebildeten Arbeiten
— sie repräsentieren nur eine Seite seines Schaffens, denn
Pfau betätigt sich nicht nur auf raumkünstlerischem Gebiete —
weisen durchweg eine
hohe Qualität auf und
lassen deutlich dieeige-
ne künstlerische Bega-
bung dieses Architek-
ten erkennen. Natür-
lich könnte man auch
diese Werke rasch
klassifizieren und in die
allgemeine Richtung
neuer Sachlichkeit ein-
ordnen. Doch wird man
mitsolchemSchlagwort
der tatsächlichen Lei-
stung keineswegs ge-
recht. Denn neben dem
Streben nach zweckbe-
dingter und material-
gerechter Gestaltung
zeichnen diese Arbei-
ten eine formale Klar-
heit und Sicherheit aus,
die über das unbedingt
Notwendige techni-
scher Durchbildung in
künstlerischer Hinsicht
hinausweist. Dadurch
erfahren diese Räume
und Möbel jene Berei-
cherung in ihrer Aus-
drucksmöglichkeit, die
ihnen erst die beson-

dere Note verleiht. Diese glückliche Harmonie sachlicher
Arbeit und formgestaltender Phantasie wirkt sich in gleicher
Weise aus, mag es sich nun um Ladenbauten und Geschäfts-
räume oder um Wohnungen handeln. Besonders ausgeprägt
ist außerdem das Empfinden für die Materialwerte. Die
lebendige Wirkung der schlichten, ruhig aufgebauten Formen
wird zumeist durch die Verwendung verschiedenartiger Hölzer
und Stoffe erreicht, die dann durch den farbigen Wechsel und
vor allem durch den Kontrast der verschiedenartigen Struktur
des Materials erst ihren vollen Reiz richtig zur Geltung
bringen können. —
Nach den gezeigten Arbeiten wird man die weitere Ent-
wicklung des Architekten Pfau mit großem Interesse ver-
folgen müssen.
Dr. W. K.
 
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