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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Linder, Joh.: Kellmünz: Römische Skulpturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0017

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Jan. u. Febr. Jahrgang IV, 1911. Nr. 1.

Inhalt: i. J. L inder: Kellmünz. Römische Skulpturen. — 2. G. Kropatscheck: Nie-
denstein (Kr. Fritzlar). Der Ringwall auf der Altenburg. — 3. A. Abt: Eine

angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben römischer Technik. — 4. O. Fritsch:
Terrasigillata von Riegel; Ders., Terrasigillata von Baden-Baden (Jacobs). — 5.
IV. Tagung des Verbandes bayrischer Geschichts- und Urgeschichtsvereine
in Augsburg.

NEUE FUNDE.

Kellmünz. Römische Skulpturen.

1. Unter den Werkstücken und Skulpturen, welche wir dem spätrömischen
Kastell Kellmünz (vgl. R. G. Korr.-Bl. III, 1910 S. 82) bei dessen Erforschung
entnommen haben, ragen die Überreste dreier Marmorstatuen hervor.

Am 19. April 1905 tastete mein Bruder Fr. Linder, welcher meinem
Vater R. L i n d e r bei den Ausgrabungen half, in der dunkeln zur Er-
forschung der äusseren Peripherie des Turmes II in dem Wagenschuppen
des Anwesens Nr. 26 eben ausgehobenen Grube die dort ca. 2 1/« m unter
den heutigen Bauhorizont hinabreichende Turmmauer äb. Hierbei erkannte
er an dem Gefühl ungewöhnlicher Glätte bearbeiteten Marmor. Da der Marmor
in der Mauer stets gelblich ist — sein blendendes Weiss gewinnt er erst an
der Luft nach einigen Wochen zurück, — und die Ummörtelung selten
grössere bearbeitete Flächen sehen lässt, ist der Tastsinn auch an besser
zugänglichen Stellen für die Erkenntnis des Marmors von Wert. Die auf-
gespürte Marmorfläche war der Plals der Statue I (Abb. i) 1), welche mit der
Vorderseite nach unten, den Füssen nach innen, radial in der Grundmauer
des Turmes lag, nur wenig nördlich von der zur Wallmauer senkrechten
Achse des Turmes als gewöhnliches Baumaterial eingemauert, und zwar, wie
die meisten Kellmünzer Funde, in die zweitunterste Schicht der Mauer, näm-
lich in die auf der mörtellosen, x/a m hohen Packlage ruhende unterste der
mit Mörtel verbundenen Schichten. Am 28. April war die Statue geborgen.
Da der Torso aus der stahlharten Gussmauer nur durch Herausmeisseln zu
lösen war, diese Arbeit um die seltene spätrömische Kastellmauer, die hier
auch zwei Häuser trägt, zu schonen, von unten aus, zu einem grossen Teil
also unter der Mauer vorgenommen wurde, mussten wir zufrieden sein, dass
der Torso hierbei nur eine Bruchfläche erhielt und die Bergung im übrigen
ohne Unfall gelang. Mit der Statue wurde auch ein nördlich neben ihr
liegendes ca. 84 cm hohes Stück einer runden, glatten, ca 45 cm starken
Säule aus grünlichem Sandstein der Mauer entnommen.

Bei einer zur Erforschung der inneren Peripherie des Turmes A
vorgenommenen Grabung fand am 29. September 1910 Fr. Linder einen
Marmorblock, dessen als Quaderfläche in der inneren Mauerwand liegende
Seite von 0,65x0,35 m keine näheren Anhaltspunkte für die Beurteilung bot,
O. Linder sofort darauf unmittelbar nördlich daneben ein schon nach

*) Die Abbildungen sind nach Aufnahmen von Fr. Linder hergestellt.
 
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