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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 6 ( Nov. u. Dezember)
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Echterdingen: Die Riesenchanze aus der Federlesmad
DOI Artikel:
Oelmann, Franz: Sigillatamanufakturen in La Madeleine bei Nancy
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0106

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90

hätten, die nach ihrem Einsturz die stärkere
Schuttanhäufung veranlassten. Ueber ihre
Konstruktion war indessen nichts mehr zu
ermitteln. In der Mitte der Nordostseite
senkt sich der Wall auf etwa io m Breite
zu einer Durchfahrt ein, wohl die Stelle,
wo auch ehemals ein Tor sich befand.

Die Untersuchung der Riesenschan2e
fand in der ersten Augustwoche dieses Jahres
statt unter Leitung von Lehrer Haag aus
Reutlingen und dem Berichterstatter.

Dicht am Tore, auf der Nordostseite
wurde ein Schnitt quer durch den Wall und
die flache Mulde davor gezogen. Die Mulde
ergab einen Spitzgraben von 2 m Breite und
1,6 m Tiefe unter der alten Oberfläche. Der
Wall ist die Ruine eines komplizierten
Bauwerks. Sein Profil zeigt öber dem ge-
wachsenen Boden zunächst den alten Wald-
humus, der planiert worden ist. Auf diese
Horizontale, die bis an den Rand des Spitz-
grabens reicht, wurden Erdmassen auf eine
Breite von 6,40 m geschüttet, 90 cm hoch
vom inneren Rande des Spitzgrabens ge-
rechnet. Es ist also durch den Erdauftrag
der Vertikalabstand von Grabenspitze zum
Grabenrande bei der Eskarpe auf rurid 3 m
gestiegen (die innere Grabenkante demnach
um 1,40 m überhöht, die Breite des Grabens
auf ebenfalls 3 m- Die Berme ist 3,40 m
breit. Etwa unter der Mitte des heutigen
Walles treppt sich die Schüttung in zwei
Absätzen ab, um bei 9,8 m ganz aufzuhören.
Ueber dem hinteren Teile dieser zweiten
Schüttung, also die Rückseite des Walles
füllend, liegenin regellosem Durcheinander
Steinplatten von Angulatensandstein. Sie
stammen aus dem Spitzgraben, bei dessen
Anlage man eine dünne Sandsteinbank
durchbrechen musste, und sind Reste von
Trockenmauern, die von Holzrahmen zu-
samrriengehalten wurden. Spuren von Holz-
bauten fanden sich keine, also ist die An-
Iage nicht verbrannt, sondern verfault. Ein
zweiter Schnitt ergab auf der Nordostseite
denselben Befund, nur ist hier der Stein-

MISZELLEN.

schutt besser erhalten und die mauerartige
Packung, soweit sie nicht durch Baum-
wurzeln gestört, noch klarer zu erkennen.
Am Ende der Berme erhob sich demnach
auf der 90 cm breiten Schüttung die Trocken-
mauer, die nach dem vorhandenen Stein-
materiäl nicht übermässighoch gewesen sein
kann. Nach vorn scheint die Mauer stark ge-
böscht gewesen zu sein. Der Bau der Befes-
tigung war, wie Stichproben auf den anderen
SeitendesWalles zeigten, auf allen vier Seiten
einheitlich. Die Torstelle. zeigte ein Aus-
setzen des Mauerschutts und der Schüttung;
der Graben setzte jedoch an dieser Stelle
nicht aus, also muss eine Brücke über den
Spitzgraben geführt haben. Ueber den Bau
des Tores konnte nichts Einwandfreies er-
mittelt werden. Eine ganze Reihe von
Versuchsgräben und Versuchslöchern im
Innern konnte keinerlei Spuren einer Be-
siedelung fixieren.

Für die Zeitstellung der Anlage ergab
sich nur wenig Anhalt. Es wurde trotz der
grossen Menge bewegter Erde nur eine
einzige Scherbe eines Tongefässes, aller-
dings auf der Sohle des Grabens vor dem
Tor liegend, gefunden. Der Technik nach
ist sie prähistorisch. Die Befestigung muss
also aus vorgeschichtlicher Zeit stammen.
Und zwar, wie ganz ähnliche Anlagen, aus
der Spätlatenezeit. Zu dieser Datierung
passt auch der frühere Fund eines kelti-
schen Regenbogenschlüsselchens im Innern
der Burg (jetzt im Besitze des Kgl. Münz-
kabinets in Stuttgart). Die Riesenschanze
liegt in sehr wasserreichem Terrain. Ob sie,
wieesSchumacherfürdieähnliche Anlagebei
Gerichtsstätten (badisches Amt Buchen * *)
angenommen hat, ein befestigter Gutshof
gewesen, ist nicht nachzuweisen.

(Nach dem Bericht von G. Bersu in der
,,Schwäbischen Kronik“, Oktober 1911.)

*) Veröffentlichungen der Grossherzogl. badischen
Sainmlungen für Altertums- und Völkerkunde. Karls-
ruhe 1899, S. 75.

Sigillatamanufakturen in La Madeleine bei Nancy.

Unsere Kenntnis von ostgallischen Sigillatamanufakturen ist erst jung.
Zuerst wies R. Knorr auf die Wichtigkeit einiger in Trier gefundener und im
dortigen Provinzialmuseum befindlicherFormschüsselfragmente hin und erschloss
aus dem grossen Verbreitungsgebiet der entsprechenden Bilderschüsseln die
Bedeutung dieser Manufaktur'). Daran schloss sich die Veröffentlichung eines
um den Töpfernamen Toccius gruppierten Kreises von Sigillaten durch Barthel,
als dessen Heimat sich gleich darauf der Ort Lavoye, südwestlich von Verdun,
erwies 2). Während die Erzeugnisse dieser beiden Manufakturen durch Ab-

b Knorr, Die verzierten Terra-Sigillatagefässe von Rottweil, 1907, S. 10 ff. Eine
ausführliche Publikation der Trierer Manufaktur wird von E. Fölzer vorbereitet.

2) Barthel, Obergerm.-raet. Limes Lief. XXXII Nr. 8 Kastell Zugmantel, 190g, S.
112; ders., R.-G. Korrespondenzblatt 1909 S. 90; Forrer, Die röm. Sigillatatöpfereien von
 
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