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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0059

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43

den Verfasser das Römertum aus der Ge-
schichte verschwunden.

Ueber Einzelheiten zu rechten, kann ich
mir ersparen, da der Verfasser, wie man
hört, sich mit der Absicht trägt, in einem
Ergänzungsband zu seinem Werke die Be-
lege zu seiner Darstellung zu liefern. Man
wird diesem Buche mit grösster Spannung
entgegensehen dürfen.

Ueber einige Fragen allgemeiner Natur
aber kann ich mich jetzt schon äussern.
Im Band II S. 28 anlässlich der Tat der
Arria schreibt der Verf.: 'Und doch, wie
edel war das Blut, das da vergossen wurde
gleich Spülwasser.’ Dazu ist zu bemerken,
dass Cäcina Pätus, der Gemahl der Arria,
ein Anhänger des Scribonianus, eines offe-
nen Rebellen war. Wenn eine Aristokratie
von einer Monarchie abgelöst wird, ist es
unausbleiblich, dass die Aristokraten, die
sich der neuen Ordnung nicht fügen, un-
schädlich gemacht werden. Versuche, einen
Monarchen zu stürzen, können von diesem
Monarchen nicht milde beurteilt werden.
Ist die Gemahlin eines Verschworenen eine
edle Frau, so kann man ihr Schicksal be-
dauern. Aber dem Monarchen daraus einen
Vorwurf zu machen, dass er über einen
Menschen, der ihm nach dem Leben ge-
trachtet hat, die übliche Strafe verhängt,
das geht doch nicht an.

Auf S. 266 des zweiten Bandes sagt der
Verf.: 'Er (Caracalla) vollendete auch die
Gleichheit aller Bewohner des Reiches, da
alle Freien das Bürgerrecht der Römer er-
hielten. Damit gewann er eine neue Quelle
der Erpressung, weil jetzt alle der Erb-
schaftssteuer unterworfen waren. Aber
das eigentliche Ziel ist die Erhebung aller,
die je in Knechtschaft geschmachtet hatten,
zur Höhe des einst herrschenden Volkes.’
Es tritt hier das Bestreben des Verfassers
hervor, einschneidende Verwaltungsmass-
regeln finanzieller Art auf persönliche Hab-
sucht der Herrschenden zurückzuführen.
Man vergleiche z. B. S. 235: 'Nicht minder
befleckte Perennis (den Gardepräfekten des
Commodus) die Habsucht. Sein Bemühen,
die Einnahmen des Staates zu steigern,
wird ihn selbst bereichert haben. So voll-
zog sich unter ihm der Uebergang der Er-
hebung der indirekten Steuern in die un-
mittelbare Verwaltung des Staates usw.’
Aber es ist doch klar, dass der von dem
Verfasser selbst öfters hervorgehobene an-
dauernde ökonomische Rückgang Mass-
regeln dieser Art ausreichend erklärt. Dem
ökonomischen Niedergang entsprach selbst-
verständlich eine geringere Einnahme an

VEREINE, MUSEEN u. a.

26* XII. Tagung des Südwestdeutschen Ver-
bandes für Altertumsforschung vom 21.

bis 23. April in Frankfurt a. M.

Am Vorabend, den 20. März, Vertreter-

Steuern. Man suchte dem entgegenzu-
wirken, indem man teils die. Technik der
Steuererhebung verbesserte, teils neue
Steuern einführte oder bestehende Steuern
auf weitere Kreise ausdehnte. (Der Verf.
freilich führt umgekehrt die Verarmung
auf den Steuerdruck zurück, vgl. S. 160 und
weiter unten.)

Und wie steht es mit der 'Erhebung
aller, die je in Knechtschaft geschmachtet
hatten, zur Höhe des einst herrschenden
Volkes’?

Die Römer hatten sich seit dem hanni-
balischen Krieg zu einem Staate von ge-
walttätigen Parasiten entwickelt, d. h. sie
gründeten ihre Existenz auf die Existenz
der Provinzen, ohne selbst genügend Ur-
produktion zu treiben. Die Differenz zwi-
schen dem Quantum von Produkten, das
sie selbst hervorbrachten, und dem tat-
sächlichen Verbrauch Iieferten ihnen die
Provinzen teils direkt in Form von Steuern,
teils indirekt in Form von Zinsen, die sie
den römischen Kapitalisten zahlen mussten.

Es ist psychologisch erklärlich, dass die
Ansprüche des Parasitenvolkes andauernd
stiegen. Gleichzeitig sank aber auch die
Leistungsfähigkeit der Provinzen langsam
abersicher. Diese beiden Faktoren schwäch-
ten das römische Reich derart, dass die
Barbaren an den Grenzen seinen Bestand
schwer bedrohten. Wenn nun Caracalla
das bedrohte Reich dadurch zu festigen
suchte, dass er die Vorrechte Italiens teil-
weise aufhob und so einen der schwächen-
den Faktoren milderte, so Iag dies im
Interesse des Ganzen und daher auch im
Interesse 'des einst herrschenden Volkes.’
Eine kaiserliche Vorliebe für die Knechte
| konnte, wenn sie existiert hat, eine so
I revolutionäre Massregel allenfalls günstig
beeinflussen, nie aber hervorrufen; das
konnte nur 'die grosse Meisterin, die Not’.

München. Georg Sigwart.

Buletinul comisunii monumentelor istorice, 25.

Bukarest I, 1908, II, 1909. (Rumänisch.)

Enthält Beschreibung zahlreicher mit-
telaltriger Kirchen in Rumänien, von Ar-
chäologischem: I Heft 4, Kurze Notiz über
ein neugefundenes'Mithreum bei Tulcea;
Moisil, Arch. Exkursion in der Dobrogea;
ders., Veröffentlichung eines neuen Mili-
tärdiploms vom Jahr 233 (II Heft 1), end-
lich einen Nachruf auf Gr. G. Tocilescu.
Constantin Moisil inTulceawird sich dem
archäologischen Landesdienst in der Do-
brogea widmen.

Darmstadt. Anthes.

Versammlung unter dem Vorsitz von Prof.
B. Müller-Frankfurt a. M. an Stelle des er-
krankten Prof. Anthes. Neu eingetreten
die Vereine von Hagenau und Mayen.
 
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