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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Lehner, Hans: Plaidt a. d. Nette, unweit Andernach: praehistorische Ansiedlungen
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Klinkenberg, Johannes: Muffendorf (bei Godesberg): Diana-Altar
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0051

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Bienenkörben oder umgestülpten Trichtern hatten. Ihre Ausdehnung und
Tiefe war sehr verschieden, die grösste mass auf der Sohle 3,20 m, die
kleinste 1,50 m im Durchmesser. Mehrfach war eine grössere von einer
oder mehrerer kleinerer Gruben begleitet, so dass also die grössere wohl
die Wohnung, die lcleineren die Vorrats- und Abfallräume darstellten. An
der grössten wurden in der Wandung in ca. V2 m Höhe vom Boden deut-
liche Einschnitte für horizontol liegende Balken bemerkt, vermutlich also
die Reste einer Art Bank oder Pritsche. Massenhafter teils hartgebrannter
teils nur getrockneter Hüttenlehm im Inneren der Gruben zeigte, dass sie
offenbar durch lehmverschaltes Holzwerk oben geschlossen waren, welches
man sich über die Erdoberfläche hinauf zu einem vollständigen bienenkorb-
förmigen Hüttendach vereinigt denken muss. Eine der kleineren Gruben
zeigte in der Mitte des Bodens noch eine kreisrunde Vertiefung mit Topf-
scherben, in anderen kamen viele rohere und feinere Latene-Scherben,
letztere meist von gutgeglätteten Omphalosschalen, auch ein ganzer Kochtopf
kam zu Tage. Diese Latene-Hütten waren zum Teil in die wieder zuge-
füllten, also längst aufgegebenen steinzeitlichen Anlagen eingeschnitten und
eingetieft, liessen sich aber überall ganz scharf von diesen trennen, da sich
ihre Gestalt auch in dem Füllboden der neolithischen Anlagen deutlich
abzeichnete.

Die Keramik der steinzeitlichen Ansiedlung stimmt ganz genau mit der
von Kretz überein, von der kürzlich Anthes einige Proben in der Prähistor.
Zeitschr. II. S. 53 abgebildet hat. Kretz liegt nur etwa eine halbe Stunde
von Plaidt entfernt. Von da scheint sich die bandkeramische Besiedlung
den Höhen der Nette entlang weiter hinauf in die Eifel gezogen zu haben,
denn noch jenseits Mayen, schon in der Nähe des oberen Eltztales, sind bei
Gering Scherben derselben Stufe gefunden worden. Das Verhältnis dieser
Besiedlung zu den sich dazwischen schiebenden Besiedlungen der Unter-
grombacher Kulturstufe Urmitz und Mayen bleibt vorderhand leider unauf-
geklärt.

Zu den bienenkorbförmigen Rundhütten der Latenezeit sei vor allem
auf die von Bodewig in den Nassauer Annalen XXIII 1902/3 S. 1 ff. besonders
S. 6 ff. beschriebenen offenbar ganz ähnlichen Hütten bei Braubach und
Lahnstein verwiesen.

Bonn. H. Lehner.

Muffendorf (bei Godesberg). Diana-Altar.

21. Bei der Wiederherstellung der alten Kirche von Muffendorf fand sich in der
Mensa des nördlichen Seitenaliares des älteren Teiles der Kirche ein römischer
Altar aus Drachenfelser Trachyt (Höhe 1,08 m, Breite 0,66 m, Dicke 0,41 m), Der
Sockel sowie das Gesims ist an der Yorder- und Rückseite zwecks leichterer Yer-
mauerung weggemeisselt. Die Yorderseite zeigt in schönen, regelmässigen Buchstaben
von 6 cm Höhe folgende Inschrift:

c • SCRIBONIVS
GENIALIS'LEG
A V G Gl

LEG-I-M-P-F-TEMPLM
5. SANCTISSIMAE
DEAE DIANAE
PONENDVM
C V R A V I T

(1Gaius) Scribonius
Genialis leg(atus)

(Augustorum)

leg(ionis) (primae) M(inerviae) p(iae) f(elicis) 1empl(u)m
sanctissimae
deae Dianae
ponendum
curavit
 
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