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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Kropatscheck, Gerhard: Niedenstein (Kr. Fritzlar): der Ringwall auf der Altenburg
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Abt, A.: Eine angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben röm. Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0024

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erwähnt. Während für die mittlere und innere Zwingermauer Boehlau nach-
gewiesen hat, dass einer der beiden Durchgänge, der östliche, neueren Datums
ist, ist es für die beiden Durchgänge in der Steinmauer noch unentschieden,
welcher von beiden der ältere ist. Keiner von den beiden kann erst neueren
Ursprungs sein, da auf beide alte Strassen auslaufen. Mit einer gleichzeitigen
Benutzung beider Tore ist aber nicht wohl zu rechnen. Wir werden auch
hier am besten eine Periodentrennung annehmen.

Die Frage, ob die Altenburg mit dem taciteischen Mattium, dem caput
gentis Chattorum, in Beziehung steht, kann durch Grabung auf der Burg keine
endgültige Lösung finden. Dass die Altenburg nicht bloss eine starke Flucht-
burg für Fürst und Volk in Zeiten der Not, sondern auch der Versammlungs-
ort, also die Gauburg war, haben die Grabungen mit genügender Sicherheit
ergeben. Ob sie aber nicht sogar ständig besiedelt war, muss noch unent-
schieden bleiben. Die Funde gehören bis auf eine Fibel der Mittel-Latene-
zeit und für Datierungszwecke unbrauchbare Steinwaffen sämtlich in die
Spät-Lateneperiode. Starke Brandspuren, die bei den Befestigungen und im
Innern zahlreich nachgewiesen sind, zeugen von der gewaltsamen Zerstörung
der Burg. Das Dorf Metze, etwa 4 km südlich von Niedenstein, liegt zwar
ziemlich entfernt von der Altenburg, entspricht aber sprachlich und seiner
Lage nach am besten dem taciteischen Mattium. Es wird vom Flüsschen
Matzoff umflossen. Die Altenburg wird wohl die Fluchtburg sein, die zum
caput gentis, zum Fürstensitz und zur Kultstätte der Stammgottheit, gehörte.
Germanikus verbrannte nicht bloss Mattium, sondern eroberte auch die zu-
gehörige Gauburg. Da diese kaum einen besonderen Namen hatte, konnte
Tacitus tiber beide Ereignisse unter demselben Namen berichten. Der Berg
hiess auch später einfach ,,Die Burg“ oder wie heute ,, Altenburg“. Römische
Spuren in der Umgebung aus der Germanikuszeit fehlen leider völlig.

Frankfurt a. M.-Eschersheim. G. Kropatscheck.

MISZELLEN.

Eine angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben röm. Technik.

In Nummer 6 des Anzeigers für elsässische Altertumskunde x) veröffent-
licht R. Forrer Bruchstiicke einer mit aufgesetzten Reliefmedaillons verzierten
glasierten Tonurne, die sich im September 1905 in einer Baugrube zu Königs-
hofen mit Scherben der Zeit von 50—150 m Chr. fanden * 2). Zwei aneinander
passende Scherben ergeben rund 3/s eines ovalen Medaillons, dessen oberer
Teil bis zur Mitte herunter durch den Bruch verloren gegangen ist. Das Er-
haltene 3) zeigt 14 Figuren oder Reste von solchen und zwar von der linken
oberen Ecke des Bruchstücks beginnend :

x. Füsse eines Vierfüsslers, 2. hochbeiniger Vogel (Storch, Reiher),
3. Schlange, 4. Elefant, 5. Hahn, 6. Schmetterling (?) 4), 7. Hund,
8. Mann, aufwärtsblickend mit erhobenen Händen, in einem verzierten
Kessel stehend, 9. Hase, 10. Vogel 5), n.Löwe, 12. Schlange, 13-Eber,
14. Füsse eines Vierfiisslers. (Abb. 5-)

‘) II. Jahrgang, Nr. 2, Juli 1910. S. i2iff.

2) Die Sigillata ist nach F’s. Angaben charakterisiert durch die Stempel Caranti m.,
Of Viril; Of Calvi; Of Pas. und durch die Formen Dragendorff 27, 29, 36, 37.

3) Unter Nr. 20087 Königshofen im Strassburger Museum aufbewahrt, danach fig. 153
S. 122 a. a. O. Die Fragmente sind mir vor der Veröffentlichung gelegentlich einer
Studienreise des arch. Instituts, röm.-germ. Kommission im Mai 1910 im Original bekannt
geworden: ich stütze mich in Folgendem neben Forrers Angaben auch auf damals
gemachte Notizen. Das Clichö der Abb. 5 wurde von Dr. Forrer gütigst überlassen.

*) Auch mir war am Original eine zweifellose Bestimmung des dargestellten Wesens
unmöglich.

5) Forr. nenntihn Singvogel oder Sperling, ichhatte vor dem Original „Krähe?“ notiert.
 
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