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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Abt, A.: Eine angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben röm. Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0025

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9

Den tiefsten Punkt der Darstellung nimmt 8 ein, die Köpfe aller Wesen
sind nach der Mitte der Ellipse gerichtet, für die teilweise verlorenen I und
14 wird es durch die Stellung der Füsse bewiesen 6).

Abb. 5. Rellefmedaillon elnes glaslerten Tongefässes.

In dieser Darstellung sieht Forrer „Noah in der Arche, in den Tieren
die für die Arche gesammelten oder aus der Arche wieder ausgesetzten Tiere“ 7).
Als einzige der Deutung entgegenstehende Schwierigkeit erscheint ihm die
Zeitstellung des Bildes, das den mitgefundenen Sigillaten nach ins I.— 2. Jahrh.
zu setzen wäre 8), : doch dürften sich schwerere Bedenken vom typologischen
und kompositionellen Standpunkt aus ergeben.

Dahin gehört zuerst 9) die Form der Arche. Sie ist durchgängig wenn
nicht schiffartig, so als Kasten mit quadratischem oder rechteckigem Grundriss
gebildet 10), die einzige Ausnahme, nämlich Kufenform, die Forrer nach Kraus’
Realenzyclopädie der christlichen Altertümer 11) zitiert, ist von Wilpert 12) dahin
berichtigt, dass vielmehr ein Sarkophag gemeint ist, zu dem die von den
Herausgebern notierte Verzierung mit Löwenköpfen sehr gut passt 18). Die
Künstler sind bemüht, ein Gebilde zu geben, das sich zur Not mit den
Vorschriften des Herrn in der Genesis vereinigen lässt und auf dem Wasser

6) Wie viel Figuren völlig verloren sind, lässt sich bestimmt nicht sagen, sicher
füllen die zu ergänzenden Körper von 1 u. 14 den Raum nicht ganz, also ist mindestens
eine Figur ohne Rest verloren.

7) a. a. O. S. 124, vgl. Genesis 6, 18fF.; 7, i4ff.; 8. 17 ff., wo’neben den Tieren immer
noch die Angehörigen Noahs genannt sind.

8) Geschlossenheit des Fundes vorausgesetzt wäre obige Datierung wohl kein ab-
solutes Hindernis für Forrers Deutung; Wilpert, Malereien der Katakomben Roms, Frei-
burg i. Br. 1905, Textband §98 S. 344 ff. kennt 1 Noahdarstellung aus flav. Zeit, 1 aus
dem 2., 6 aus dem 3., die Masse der Bilder freilich erst aus dem 4. Jahrh.

9) „Noah“ selbst entspricht in seiner Erscheinung ungefähr, soweit die handwerks-
mässige, dabei in der Form schlecht herausgekommene Darstellung ein Urteil erlaubt,
dem regulären Typus (bartlos, ungegürtete Tunika, Orantenhaltung). Vgl. Kaufmann,
Hdb. d. christl. Arch. 1905, S. 299, Tafeln zu Wilperts § 98. Ebensowenig kann das
Fehlen jeder Andeutung von Wasser einen entscheidenden Gegengrund bieten: Kauf-
mann, S. 333, Wilpert 398. — 10) Wilpert § 20, Kaufmann 333.

n) II (1886) S. 5oof. aus Aringhi Eoma sacra II 285.

12) a. a. O., Nr. 31, S. 349-

13) Usener, de Iliad. carm. quodam Phocaico, Bonn 1875 S. 33 fr.; eine Anzahl monu-
mentaler Beispiele dieser Form aus antoninischer und späterer Zeit vgl. in W. Amelungs
Katalog der vatikan. Sammlungen I (1903) S. 298, Taf. 29 188; 814, Taf. 87 733a; II (1908)
S. 148, Taf. 16 Nr. 58 59 S. 285, Taf. 24 102 ef, S. 306, Taf. 29 102.
 
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