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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Kropatscheck, Gerhard: Niedenstein (Kr. Fritzlar): der Ringwall auf der Altenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0023

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Niedenstein (Kr. Fritzlar). Der Ringwall auf der Altenburg.

Auf der Altenburg bei Niedenstein (Kr. Fritzlar) in Hessen (vergl.
Bericht d. Röm.-germ. Komm. 1905, 46 ff. mit Plan) wurde seit 1905 regel-
mässig jedes Jahr einige Wochen mit Mitteln des Kgl. Museums in Kassel
und der römisch-germanischen Kommission gegraben. Ein erster vorläufiger
Bericht mit 2 Plänen und 4 Tafeln wurde von J. Boehlau, G. Eisentraut,
H. Hofmeister und W. Lange in der Zeitschr. des Ver. f. hess. Gesch. u.
Landeskunde 43 (N. F. 33) 1909 S. 9—49 gegeben. Er umfasst die Gra-
bungen bis 1908. 1909 wurde im Juli unter Leitung von Hofmeister, im

August von Kropatscheck, 1910 im Juli wieder unter Leitung Kropatschecks
gegraben.

Wie schon aus dem Bericht 1905 hervorging, war die Nordostseite der
Burg besonders geschützt. Sie war die bedrohteste und bot den natürlichen
Zugang zur Burg. Ein unterer Wall aus Erde und Steinen umzog den Fuss
des Berges und eine Steinmauer den Rand des Plateaus, soweit er nicht
natürlichen Schutz durch unzugängliche Klippen hatte. Die Befestigung gehört
zur Gruppe der doppelten Ringwälle der Spätlatenezeit.

Auf dem Plateau (innerhalb des oberen Steinwalls) waren „feuchte Stellen
mit vielen Wohnungsresten“ (= B auf dem Plan 1905) festgestellt. Diese
wurden von Hofmeister 1908 und 1909 durch Freilegung einer grösseren
Fläche („grüne Platte“) untersucht. Zahlreiche Pfosten, die sich z. T. noch
zu Grundrissen zusammenschliessen, wurden gefunden. Sie ergaben eine
mindestens viermalige Bebauung dieser Stelle. Damit ist für die Altenburg
eine mindestens hundertjährige Besiedlungszeit gesichert. Wahrscheinlich
währte sie noch längere Zeit. Auch auf den anderen Teilen der Burg wurden
überall Besiedelungsspuren gefunden. 1909 und 1910 wurde am Ende der
beiden schmalen Pfade, die zu den Klippen im Osten und Südosten hinan-
führen, der Grundriss je eines Wachpostens festgestellt; der eine ist ein
unregelmässiges fast trapezförmiges Viereck. Diese Nebeneingänge sollten
dadurch besonders geschützt werden. Über das ganze Plateau hin sind
mehrere runde Bodensenkungen verstreut. Ihre Untersuchung, die sich bis
1910 auf 10 erstreckte, ergab viereckige grosse Bassins, deren Holzverschalung
z. T. vollständig erhalten war, während bei andern die Holzspuren noch deut-
lich zu erkennen waren. Sie dienten als Wasserbecken. Ob das eine
besonders gut erhaltene Doppelbassin mit der Tonverarbeitung zusammen-
hängt, konnte leider nicht entschieden werden. Die Wälle bei diesem Bassin
hat Hofmeister auf einen Tonstich zurückgeführt. Ein Töpferofen wurde
aber bisher nicht gefunden. In dem erwähnten Doppelbassin fanden sich
gut erhaltene Holzgeräte, die auf Tonbereitung hinweisen, z. B. zwei Holz-
schaufeln, ein Holzmesser und eine grosse Stampfkeule mit Griff in der Mitte
(„Mörserkeule“ — pilum, vgl. Kropatscheck, Archäol. Jahrb. 1908 S. 181, Abb.).
In Oberaden sind zwei ganz gleichartige rechteckige Bassins aufgedeckt. Ob
man aber daraus schliessen darf, dass die Germanen mit dem Namen (putei,
althochdeutsch phuzzi = Pfütze) auch die Konstruktion von den Römern
übernommen haben, muss doch sehr zweifelhaft bleiben, da die Baukonstruktion
die gegebene, natürliche ist.

1909 und 1910 wurde ferner durch Festlegung von Strassen Aufklärung
über das Innere der Burg erstrebt. Eine ganze Anzahl Strassen, meistens
mit fester Steinschotterung versehen, nachdem die Wege ausgefahren waren,
wurde festgelegt, ausgehend von den beiden heutigen Durchlässen in der
oberen Mauer und einigen teilweise fortlaufenden auffallenden Vertiefungen
im Innern. Der besonders starke Torschutz durch nicht weniger als drei
davorgezogene Mauern ist bereits 1905 und in der Zeitschrift des Vereins a. a. O.
 
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