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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Helmke, Paul: Langenbergheim (Grossh. Hessen): Latène-Gräber
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Xanten: Frührömiscjhe Töpferei
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0090

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74

40.

3) Bronze-Armband, innen glatt, aussen gezähnte Ränder, in der Mitte ein Streifen
von halben Bronzeperlen.

4) Scherben eines unverzierten Gefässes mit dunklem Kern; schwach gebrannt,
Wandung fast senkrecht ansteigend, Rand etwas nach aussen umgelegt.

Grab B ist ein Kindergrab, da der Durchmesser der beiden Armringe klein ist-
Grab A ist jünger, da die Scherben mit ihrem harten Brand, ihrer Form (Bauchringe)
und ihrer glatten Oberfläche schon vorgeschrittene Technik verraten, während die-
jenigen aus Grab B schwach gebrannt sind und ein rauhes Äussere zeigen. Die Funde
sind in das Museum zu Friedberg i. H. gekommen.

Friedberg (Hessen). Helmke.

Xanten. Frührömische Töpferei
auf dem Fürstenberg. Im August d. J.
haben die Ausgrabungen des Bonner Pro-
vinzialmuseums in Vetera auf Fürstenberg
bei Xanten einige Fundresultate gebracht,
die man nach den bisherigen topographi-
schen Ergebnissen der Untersuchungen an
dieser Stätte nicht hätte erwarten sollen.
Man hatte nördlich des Prätoriums des
claudisch-neronischen Lagers der 5. und
i5.Legion wie üblich das Gelände mit einer
Anzahl von Suchschnitten durchzogen, um
über etwaige weitere hinter dem Prätorium
liegende Gebäude des genannten Lagers
Klarheit zu bekommen. Allenthalben stiess
man hier auch auf Spuren älterer vorclau-
discher Anlagen. Zur grössten Ueber-
raschung aber wurde in einem dieserSchnitte
vor einiger Zeit ein römischer Töpfer-
ofen angetroffen, zu dem dann noch ein
zweiter hinzugekommen ist. Die Oefen an
sich sind noch ziemlich primitiver Natur:
nicht aus Stein oder Ziegeln aufgebaut,
sondern aus einem ursprünglich bläulichen
Ton, der dann durch die Glut der Oefen
selbst sich verhärtete und grösstenteils zu
einem festen kompakten Ganzen mit roter
Färbung brannte. Der eine Ofen zeigt fast
kreisrunden Grundriss von etwa 1,50 Meter
Durchmesser und zerfällt wie üblich in zwei
Teile — den unteren Feuerungsraum mit
dem Schürloch (praefurnium), durch welches
das Brennmaterial zugeführt wurde und den
oberen Brenn- oder Einsatzraum. Der
E'euerungsraum ist durch drei wagerechte
Pfeiler gegliedert, welche gleichzeitig den
Boden des Brennraumes tragen. Dieser ist
zum Durchlassen der Hitze mit einerganzen
Anzahl kleiner Löcher durchbrochen. Der
andere Ofen ist etwas kleinef und zeigt im
Aufbau ovale Form, sein Feuerungsraum
hat nur zwei Pfeiler. Die Schürlöcher beider
nur einige Meter von einander entfernter
Oefen sind einander zugekehrt und es steht
durch den Ausgrabungsbefund fest, dass
beide Oefen vom gleichen Raume aus, der
zwischen ihnen liegt, bedient worden sind.
Die oberen Partien, insbesondere das be-
dachende Gewölbe und der Rauchabzugs-
kanal sind nicht erhalten.

Mehr noch als die Oefen selbst interes-
sieren die in ihnen hergestellten Produkte.
Massenhaft fand man in ihnen Scherben-
massen aufgehäuft, und vor allem war der

Zwischenraum zwischen den Oefen angefüllt
mit Resten völlig verbackener oder in Brand
verzogener und verquollener und mit Blasen
versehener Gefässe. Es sind die Reste der
gröbsten Ausschussware, die man hier an
ihrem Fabrikationsort zu einem grossen
Scherbenberge angehäuft hat. Gerade diese
Ware ist sehr interessant. Handelt es sich
doch um die Auffindung gerade jener früh-
römischen Töpfereien, die man auf
Grund einiger seit alters in einigen öffent-
lichen und privaten Sammlungen vorhan-
denen Fehlbrände, als deren Fundort
Xanten zu ermitteln war, in der Umgegend
von Xanten gesucht hat * 1). Es sind jene
Betriebe, die auch die frührömischen Lager
an der Lippe — Haltern und Oberaden —
mit ihrer Ware versorgt haben. Diese
Töpfereien verwenden einen Ton, der im
Kern gewöhnlich graublau brennt, an der
Rinde dagegen rötlich erscheint. Wird das
Gefäss stärker gebrannt, so wird die Rinde
wieder grau. Das ganze Gebrauchsgeschirr
— ausser Sigillata und „belgischen“ Ge-
fässen — ist in diesen Oefen gebrannt
worden, also Krüge und Kannen, Trink-
becher und -schalen, Kochtöpfe mit ein-
und ausbiegenden Rändern, auch Lampen
und was sonst zur römischen Lagerkeramik
gehört. Unzweifelhaft sind auch die früh-
römischen Töpfereien auf dem Fürstenberg
militärische Betriebe gewesen. Diese An-
nahme erhält eine weitere Stüt.ze dadurch,
dass diese frührömischen Töpfereien von
Vetera castra in unmittelbarer Nähe jeden-
falls der frührömischen Xantener Lager
belegen waren, wenn sie nicht gar in dem
Lager der betreffenden Truppe selbst sich
befunden haben. Das muss freilich durch
die weiteren Untersuchungen erst noch er-
wiesen werden.

Da die Oefen aus an der Luft leicht
vergänglichem Material bestehen, lassen sie
sich nicht konservieren ; jedoch besteht die
Absicht, den besterhaltenen Ofen wenigs-
tens in einem Modell auch für später zu
veranschaulichen.

(Nach dem Bericht von J. Hagen, Bonn,
im „Bote für Stadt und Land“, Xanten,
29. Aug. 1911.)

i'* Die von S. Loeschcke (Westf. Mitt. V 1909
i S. 108 ff. > aufgestellte Theorie, dass dieses ,,blau-rote‘*
Geschirr in Xanten fabriziert sei, wird durch diesen

I Fund zur Gewissheit.
 
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