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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 6 ( Nov. u. Dezember)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Mainz-Kastel: Römische Falschmünzerformen
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Steinmetz, Georg: Burgweinting (bei Regensburg): Lichthäuschen in Turmform
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0104

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88

wahrscheinlich von Alexander Severus (Schneemann Nr. 4). — Die kurze
Zusammenstellung zeigt, dass diese Stücke sich auf einen verhältnismässig
kurzen Zeitraum beschränken.

Mainz. G. Behrens.

Burgweinting (bei Regensburg). Lichthäuschen in Turmform.

48. Zu den im Röm.-germ. Korr.-Bl. I S. 41 ff., 57ff-, II S. 51 ff. und III S. 57 veröffent-
lichten, nunmehr als Lichthäuschen bestimmten turmartigen Terrakotten aus dem
Donaugebiet (Intercisa, Potaissa und Aquincum), zu denen ein Bruchstück aus Strass-
burg und weiter die von S. Loeschcke (Bonner Jahrb. 118 S. 37off.) aufgeführten
5 Stücke von Bonn, Xanten und Wien treten, darf sich seit August 1911 ein be-
deutsames, wenn auch ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenes Exemplar aus dem
vindelicischen Teil der römischen Provinz Raetien gesellen.

Auf dem Kirchenfeld in dem sji Stunden süd-
lich von Regensburg gelegenen Dorf Burgwein-
ting wurden die Grundmauern eines römischen
Gebäudes von etwa 12 m Seitenlänge freigelegt,
das auf der Südseite neben einer offenen, einst über-
dachten Laube 2 Gelasse mit Plypokausten- oder
vielleicht Unterkellerungspfeilern enthielt. Im
Schutt über denPfeilern des südöstlichen Gemaches
und im Ackerboden davor kamen die durch ihre
Form auffallenden Reste zutage, die nach ihrer
Zusammensetzung das Unter- und Obergeschoss
eines runden Turmes ergaben (Abb. 51 1). Man
sieht an der Beschaffenheit der Wandflächen wie
an der Verdehnung und Verzerrung der einzelnen
Glieder, dass der Verfertiger des Türmchens
aus dem rohen Lehm vor dem Brande die not-
wendigen Oeffnungen und Verzierungen mit freier
Hand aus der ganzen Masse ausgeschnitten, auch
öfters mit den Fingern nachgeholfen hat. Geglättet
sind nur die nach aussen gehenden Teile, die

. , . , , Innenseite ist rauh gelassen. Die ganze Höhe des

Turmform, aus Burgweinting. / 5- erhaltenen Restes betragt 30 cm, die Rundung der

Turmmauer 55, die des vorspringenden Gesimses,
das als Ziegeldach geformt ist, 68. Das untere Geschoss zeigt 7 Bogenöffnungen
mit wechselnder Weite von 40—55 mm; ebensogross ist die Unregelmässigkeit
der z. T. nischenartig geschnittenen, meist nach innen sich verjüngenden Seiten-
wände. Von den 7 Stützpfeilern des ursprünglichen Gebildes haben sich 5 defekte
und ein ganzer gefunden; letzterer ist glücklicherweise noch mit seiner Basis und
einem Stück der 4 cm hohen Verbindungsmauer zur nächsten Stütze versehen, sodass
der Fuss des Turmes ringsum leicht zu ergänzen wäre. Ein vorspringender Sockel
wie bei den andern Türmen fehlt unserer Anlage.

Ansprechend und charakteristisch ist das vorspringende, bis auf eine kleine
Strecke vollständig erhaltene Ziegeldach gebildet, welches das Erdgeschoss vom
Oberstock trennt 2 * *). Im oberen Stockwerk treten an die Stelle der untern 7 Oeff-
nungen nunmehr 5, gebildet von 5 hohen Stützpfeilern, deren Zwischenräume von

1) Nach der photogr. Aufnahme sind bei wiederholter Durchsuchung des Schuttes
einige die unteren Teile ergänzende Bruchstücke gefunden worden, insbesondere ein
grösseres Stück der Basis.

2) Gerade diese ausgebrochene Stelle ist von Interesse, weil hier die Turmwand
mit Schräglinien versehen erscheint. Wie man nämlich die röm. Wandziegel zur besseren
Annahme des Mörtels mit den bekannten Rillen rauh machte, so wurde auch hier ein

Streifen der Turmwand über den Fensterbogen mit tiefen Linien gestrichelt und dann

ein Tonwulst darüber gelegt; die Anschlussfugen wurden geglättet und nun die Dach-

form herausgeschnitten, die in 2 Dritteilen des Umfangs lange Hohlziegel, im übrigen
eine etwas modifizierte Gestaltung zeigt.
 
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