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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 6 ( Nov. u. Dezember)
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Schmidt, Ludwig: Zur Alisofrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0111

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von Neuhaus, wo die Schiffbarkeit der Lippe beginnt 8), zu suchen haben.
Es liegt die Annahme nahe, dass die zunächst nur als vorübergehend
gedachten Anlagen alsdann zu einer dauernden Station ausgestaltet worden
sind, dass Tiberius somit als der Gründer des Kastells Aliso anzusehen ist.
Den Namen erhielt dieses von der benachbarten germanischen Ansiedlung 9),
die noch heute Elsen heisst, wie auch der Flussname Elison in Ortsnamen
der Gegend von Oberaden haften geblieben ist 10). Haltern, das nach der
Zerstörung Oberadens (durch die Sugambrer 8 v. Chr. ?) befestigt worden ist,
war nach der Gründung Alisos überflüssig und wurde nur noch als Marsch-
lager zeitweilig benutzt.

Dresden. Ludwig Schmidt.

LITERATUR.

52. Fr. Behn, Römische Keramik mit Einschluss
der hellenistischen Vorstufen. (Nr. 2 der
Kataloge des' römisch-germani-
schen Zentral-Museums in Mainz.)
Mit 12 Tafeln und 25 Abbildungen im
Text. Mainz, in Kommission bei L. Wil-
kens, 1910. M. 3.

Dem, der durch die yerschlungenen
Pfade der antiken Kleinkunst sich hindurch-
zuarbeiten wünscht, bietet das röm.-germ.
Zentral-Museum mit seinen reichen und
vielseitigen Beständen, die zumal in letzter
Zeit einen systematischen Ausbau erfahren,
die beste Basis. Da begrüssen wir es denn
um so freudiger, dass die Leitung darauf
bedacht ist, von den einzelnen Abteilungen
wissenschaftlich zuverlässige Kataloge
herauszubringen. Der keramische Katalog
kommt einem besonders stark empfundenen
Bedürfnis entgegen.

Die Töpferei-Produkte des klassischen
Altertums haben im 1. Obergeschoss des
neueingerichteten Mainzer Schlosses in
3 Sälen treffiich geordnete Aufsteilung
gefunden, im ersten Saal die hellenistischen
und die römischen des Auslandes (d. i. des
ausserdeutschen), im zweiten die der Rhein-
und Donauländer nach historischen und
im dritten desgl. nach technischen Gesichts-
punkten. Auf der hiermit geleisteten Vor-
arbeit baut sich auch der Katalog auf.
Behn verfolgt in ihm weniger den Zweck,
,,Stück für Stück der Sammlung ausführ-
licher zu beschreiben, als durch Fixierung
chronologischer Punkte die historische Ent-
wicklung darzulegen, als Gerüst für weitere
Arbeiten“. Dieses Gerüst gliedert sich
durch eine weitgehende Unterteilung
der Hauptabteilungen, die aber noch nicht
durchgehend gleichartig ist und auch bei
dem immerhin ja noch nicht lückenlosen
Bestand der Sammlung es auch nicht sein

kann. Zunächst geschah die Ordnung nach
Zeitabschnitten, z. B. im II. uns am
meisten interessierenden Teil wie folgt:
1. Augustus und Tiberius, 2. Claudius und
Nero, 3. die flavischen Kaiser, 4. Traian-
Hadrian, 5. Antoninen, 6. und 7. die erste
und die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts,
8. Constantinische und 9. Valentinianische
Zeit. In diese zeitliche Teilung, die bei
dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse ge-
billigt werden muss, sind die Hauptfund-
orte hineingeordnet, wohl in dem löbens-
werten Bestreben, jeder Periode die ihr
charakteristische Fundstätte zuzuweisen.
Das ist aber scharfgeschieden — wenn
überhaupt — nur in ganz wenigen Fällen
möglich. Die meisten Stellen liefern Funde
aus verschiedenen Perioden. Deshalb hätte
man in einem Buch, das mehr sein will a!s
lediglich Katalog, es besser zu vermeiden,
Fundstätten, die nicht ganz scharf sich nur
einer Periode zuweisen lassen, z. B. Hed-
dernheim, als Hauptunterabteilungen zu
geben, weil das trotz der jedesmal beige-
gebenen sehr dankenswerten historisch wie
literarisch orientierenden Notizen, zu Miss-
verständnissen Anlass geben könnte. Anders
ist es bei Fundstätten wie z. B. Hofheim,
das der Abteilung II ihr Gepräge gibt. Im
Uebrigen liesse es sich m. E. empfehlen,
statt z. B „Mainz“ als Ueberschrift „Funde
dieser Zeit aus M.“ dick zu drucken oder
besser noch, man macht die Unterabteilun-
gen nur nach Landschaften, wie es B. selbst
stellenweise (z. B. S. 91 „Rheinhessen“) tut.

Sehr dankenswert ist dann die weitere
Durchordnung nach Techniken und For-
men der Gefässe, wie z. B. bei Hofheim
so: A. Sigillata. B. belgische Ware : 1. Ge-
fässe aus grauem, 2. aus schwarzem Ton.
C. Gebrauchsgeschirr verschiedener Tech-
niken: 1. Henkelkrüge, 2. Kochtöpfe und

habe praesidia atque custodia angelegt per Ämisiam (lies statt Mosam), per Lupiam>
(lies statt Albin), per Visurgin, so handelt es sich um F1 ottenstationen an den Mün-
dungen der Ems und Weser, nicht um Standlager im Binnenlande.

8) Ich verweise auf die von Gardthausen angeführten Zeugnisse II, 3, 700.

9) Mitteilungen der Altertumskommission für Westfalen II (1901) S. 214.

10) Kropatscheck, Gesch.-Bl. S. 21.
 
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