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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 2 ( März u. April)
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Koepp, F.: Haltern i. W.: Ausgrabung 1910
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Reinecke, Paul: Kelheim (Niederbayern): spätkeltische Viereckschanze
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0035

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zufügen, zu dem man um so eher Vertrauen haben wird, als es sich hier
schon nach der Lage um einen ohne Zweifel vor allen anderen Gebäuden des
Lagers ausgezeichneten Raum handelt.

Abb. 8. Sigillata-Kelchgefässe aus Haltern. Vb.

Die Einzelfunde blieben hinter dem vorigen Jahre an Zahl und Bedeu-
tung zurück, obgleich sich einige Gruben an der Strasse hinter dem Legaten-
haus, die auf unserer Planskizze so wenig wie die des vorigen Jahres eingetragen
sind, ziemlich ergiebig erwiesen. Nur ein kleines Fragment eines Relief-
bechers erinnerte an den an derselben Strasse im Jahre 1909 gemachten
reichen Fund, der im nächsten Band der „Mitteilungen der Altertums-
kommission“ bald eine seiner Wichtigkeit entsprechende Veröffentlichung
finden wird, von dem aber die Leser dieser Blätter gewiss gern einstweilen
eine Probe nach einer kürzlich aufgenommenen Photographie hier abge-
bildet sehen (Abb. 8).

Münster i. W., 22. Januar 1911. F. Koepp.

Kelheim (Niederbayern). Spätkeltische Viereckschanze.

7. Östlich von Kelheim in der Richtung gegen Kelheimwinzer liegt auf
dem sogenannten Altmühlfeld neben einer alten Schleife der Altmühl (Keller-
wiesen) im Donautal auf der Hochterrasse nördlich vom Fluss ein ausgedehntes
Reihengräberfeld der Merovingerzeit. Vor mehreren Dezennien wurde an
dieser Stelle eine Kiesgrube angelegt, welche seitdem einen grossen Teil der
Gräber zerstört hatr ohne dass ihr Inhalt Beachtung gefunden hätte. Im Laufe
der Jahre nahm die Kiesgrube eine auffallend viereckige Gestalt an; an ihren
Rändern im Westen und Norden zeigte sich als äusserst unwillkommene
Zugabe für die Kiesgewinnung eine mächtige tiefreichende schwarze Erd-
schicht, die seitdem nur an einigen Punkten durchbrochen wurde.

Auf unser Anraten nahm vor 2 Jahren der neugegründete Historische
Verein Kelheim die Erforschung dieses gefährdeten Reihengräberfeldes, das
wir aus einigen zufällig erhaltenen Grabbeigaben feststellen konnten, in die
Hand. In mehreren Grabungen untersuchte inzwischen Th. Harster die
westliche Randzone dieser Kiesgrube. Man traf noch eine grössere Anzahl
intakter Reihengräber an 1), deren Niveauverhältnisse jedoch auffallend
schwankten. Die Gräber pflegen auf, bezw. im gewachsenen Boden, der
lichten Schotterbank, zu liegen, durchschnittlich in mässiger Tiefe ; in einem
Streifen zeigten sie sich jedoch unverhältnismässig tief eingebettet, umgeben
von schwarzer Erde, welche reichlich mit Kulturresten vorrömischer Zeit
durchsetzt war. Auch sonst fand man noch zur Genüge ältere Kulturnieder-

') Vgl. Augsburger Abendzeitung, Sammler, Nr. 133, 5. XI. 1910. — Unter den
Beigaben der bisher untersuchten 55 Gräber verdienen besonderes Interesse die Gefässe.
Es erscheinen hier Bauchkantentöpfe fränkischen Typus mit Stempelverzierung, gröbere
Vasen schwäbischer Art, endlich handgemachte Ware.
 
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