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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Domaszewski, Alfred von: Terminalcippus
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0091

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75

MISZELLEN.

Terminalcippus.

In Beocin 1) einem Dorfe der Fruskagora, südöstlich von Ilok 2) hat
sich ein Grenzstein gefunden mit folgender Aufschrift:

a) Vorderseite:

A G E
VICMOSI
S T A ■ A D S
I G TI-CL-PR
ISCO-PREF
ALAE • I ■ C • R

b) Rückseite:

Der Fundort liegt im Gebiete des Stammes
der Scordisci 3). Appian. Illyr. 3 a6v XP° V(! )
6s xtvaj (der Scordisker) snavskD'SÖv xaE Ilarovwv
C ^ g iayaxia.iq nxpocxrjoai- öFsv sav. y.ai vöv Sxop-
ötaxwv ysvo; ev lTac6at.v. Ptolemaeus 2, 15, 2
(Pannonia inferior) sv os xot; avaxoktxotg
apxtxtoxaxot p,sv ’Apau iaxoi, |jisa7jpj3pt.vd)X£pot
os Sxopotaxoi. Die Sitze der Eraviscer im

Norden bezeugen auch Inschriften 4 5). Ferner sagt Plinius nat. hist. V 148
mons Claudianus cuius in fronte Scordisci in tergo Taurisci. Die Sitze der Tauriscer
bestimmt die Lage ihres Vorortes, Taurunum (Semlin), an der Mündung
der Save in die Donau. Demnach ist der Mons Claudius die Fruskagora,
und die Scordiscer sassen nördlich dieses Gebirges. Ihr Vorort ist
Teutoburgium unweit der Mündung der Drau in die Donau. Hier war das
Standquartier der A!a prima civium Romanorum 3). Der Name des Präfekten
der Ala steht auf dem Grenzstein im einfachen Ablativ, weil er als praefectus
civitatium 6) zugleich oberster Magistrat der Scordiscer war. Der Vergleich
der Vorder- und Rückseite zeigt, dass das Wort, das mit E begann, eine
Eigenschaft des Ag(er) bezeichnet. Wahrscheinlich ist zu lesen: a) ag(er)
e(xceptus); b) C(aput) a(gri) e(xcepti). Darunter sind Grundstücke gemeint,
welche von der Assignation ausgenommen waren. Gromatici: 157, 7-8 inscri-
buntur quaedam excepta, quac aut sibi reservavit auctor divisionis et assignationis aut
alii concessit. 197, 10 excepti sunt fundi bene meritorum, ut in totum privati iuris
essent, nec ullam coioniae munificentiam deberent, et essent in solo populi Bomani.
Diese Worte beziehen sich auf italische Verhältnisse; auf den Provinzialboden
angewandt, wird dieser Ausdruck exceptus besagen, dass der Ager des vicus
Iosista von den Lasten des Gebietes der Scordisci, in dem er lag, befreit
war. Ueber die Ursache dieser Rechtstellung kann man nur die Vermutung
wagen, dass der mons Claudius, in dem der vicus lag, Domäne 7) war, wie
der mons Claudianus in Aegypten.

Einiges Licht fällt so auf den Grenzstein aus Miltenberg CILNIII6610:

INTER TOVTONOS
C
A
H
F

Dieser Ager war also gleichfalls von dem Gebiete
der Toutoni umschlossen und die Notae sind auf-
zulösen C(aput! a(gri) h . . . f. . ., wobei die Qua-
lität des ager durch die mir unerklärlichen Worte
bezeichnet war.

Heidelberg.

v. Domaszewski.

v) Brounsmid Viestnik n. s. XI p. 334. Seiner Güte verdanke ich einen Abklatsch.

2) Caecium CIL III p. 421.

3) Mommsen CIL III p. 415. Vgl. Weber, Untersuchungen zur Geschichte Kaiser
Hadrians, 75 n. 264.

*) CIL III 3375, 10418, 13389.

5) CIL III p. 1675.

6) Rangordnung des röm. Heeres S. 136.

7) Ueber die Domänen Pannoniens ist nur wenig bekannt. Hirschfeld, Klio II 308
 
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