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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Klinkenberg, Johannes: Muffendorf (bei Godesberg): Diana-Altar
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Sprater: Neustadt a. d. Haardt: Römerfunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0052

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— 36

Z. 4 liat der Steinmetz das V in templum ausgelassen, weil er mit dem Raum
nicht auskam; während nämlich M sonst regelmässig ö 1^ cm Breite hat, ist das erste
M in templum nur 5 cm, das letzte gar nur 3 x/2 cm breit. Der letzte Buchstabe soil
wohl als Ligatur von M und V gefasst werden.

Z. 6 fehlt der Worttrennungspunkt.

Soviel ich feststellen konnte, ist der Dedikant bis jetzt nicht hekannt. Zur
Datierung des Denkmals dient sein Titel. In Betracht, kommen die Doppelregierungen
von Marcus mit Verus (161—168) und Commodus (177—180) und Severus mit
Caracalla (198 — 211). Die Bezeichnung des Legionskommandanten als legatus Augusti
tegionis, die, wie eine Durchmusterung des Corpus ergibt, nach Elegabal gar nicht
mehr vorzukommen scheint, ist auch unter Severus schon recht selten, von den rhei-
nischen Inschriften dieser Zeit zeigt sie keine. Im 2. Jahrhundert wird sie ungefähr
eben so oft, wie die einfache Form legatus legionis gebraucht, im 1. Jahrh. vielleicht
noch etwas häufiger. Daher scheint der Altar mit grösserer Wahrscheinlichkeit unter
Marcus Aurelius gesetzt zu sein. Dazu kommt, dass die sehr wenig gebräuchliche
Bezeichnung einer Gottheit als sanctissimus deus auch für diese Zeit passt (vgl. ltiese,
Westd Zeitschr. XVII 1898 S. 17). Von datierbaren Beispielen fällt CIL X 1563
ins Jahr 168, XIII 2940 vielleicht noch ins 1. Jahrhundert. Auch die rechtsrheinischen
Trachytbrüche des Siebengebirges sind damals schon in Betrieb. (s. Lehner B. J. 106
S. 107.)

Zuerst sah ich in dem Fund ein Denkmai, das der Offizier in dem nahe seiner
Garnison Bonn liegenden Jagdgebiet errichtet hatte, ähnlich wie in Spanien sein Kollege,
der leg. Aug. leg. VII, der in Versen die Göttin um reiche Jagdbeute bittet und ihr
zum Dank Hirschgeweihe und Eberzähne weiht (s. Dessau, Inscr. Lat. sel. II 1 n. 3259
= CIL II 2660). Einen, wie mir scheint, besseren Weg zur Erklärung verdanke
ich einem Hinweis Prof. Lehners

Es ist wahrscheinlich, dass der Stein ähnlich wie der im Altar einer Kapelle
zu Friesdorf gefundene (CIL XIII 7996) aus dem ganz nahen Godesberg .verschleppt
ist, dessen Heilquellen schon den Römern hekannt waren. Eine dort gefundene Inschrift
(CIL XIII 7994) nennt einen Legaten der Bonner Legion, der den Fortunae salutares,
dem Aesculap und der Hygia einen Altar weiht. Nun kommt auch Diana, die
Schwester des Heilgottes Apoll, gerade in Germanien als Gottheit von Heilquellen vor.
In Badenweiler fanden sich in den römischen Thermen zwei Inschriftfragmente, die
sie nennen (CIL XIII 5334, 5335). Aus Baden-Baden besitzen wir ebenfalls zwei
Dianasteine (CIL XIII 6288, 6289). Deutlicher spricht eine Wiesbadener Inschrift
(CIL XIII 7565), die Gattin eines Offiziers weiht einen Altar der Diana Mattiaca
pro salute filiae. Unter dieser Heilgottheit der Wiesbadener Quellen wird sich wohl
die so oft mit Apollo (Grannus) zusammen als Göttin von Heilquellen genannte
Sirona verbergen, die die vornehme römische Dame auf ihre Weise romanisiert. Ein
Altar der Sirona selhst fand sich auf dem Terrain der römischen Thermen (CIL XIII
7570). Der Schluss liegt nahe, das Muffendorfer Denkmal ebenso zu verstehen,
besonders wenn man sieht, dass das Epitheton sanctus mit Vorliebe ausserrömischen
Gottheiten beigegeben wird (vgl. die Zusammenstellung bei Delehaye, Analecta Bol-
landiana XXVIII 1909 S 154 ff.) Zur Zeit des Kaisers Marcus weihen die vornehmen
Römer den fremden Gottheiten noch nicht unter ihren barbarischen Namen.

Köln. Johannes Klinkenberg.

22. Neustadt a. d. Haardt. Römerfunde.
Hinter dem Anwesen des Weingutsbesitzers
Kommerzienrat Witter in der Maximilians-
strasse wurde bei Rodungsarbeiten eines
Weinberges in der Gemarkung Hüttbrunn,
eine der ältesten und besten Weinbergs-
lagen Neustadts, ein Steinsarg gefunden.

I Er lag in einer Tiefe von i,io Meter unter
der jetzigen Oberfläche. Die Länge des
Sarges beträgt 2,07 Meter, die Breite 73,
die Höhe 65 cm. Der Sarg war mit Erde
gefüllt. Bei der Ausräumung fand sich ein
mässig erhaltenes Skelett einer weiblichen,
etwa 40—45 Jahre alten Person. Der Kopf
 
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