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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Abt, A.: Eine angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben röm. Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0030

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Technik des Gefässes ausgehend, als frühest mögliche Zeit auf die gleiche
Periode geführt, in die das einzige genauer datierbare Exemplar der Malocchio-
darstellungen gehört. Wahrscheinlicher ist aber, dass wir es mit einem Stück
des 3. Jahrh. zu tun haben, zumal die in den Rheinlanden sonst zutage ge-
kommenen Reste dieser Verzierungsweise in diese Zeit gehören und es sich
bei der doch immerhin abweichenden Form nicht um Lezouxer Importware
handeln kann. In diesem Falle hätte man anzunehmen, dass die Lage der
Scherbe in der Grube „fast am tiefsten“ einer für uns nicht mehr kontrollier-
baren alten Störung der Fundschicht zuzuschreiben sei. Jedenfalls liess sich
im Laufe unserer Darlegung erweisen, dass der Deutung des Fragments auf
Noah die Komposition des Medaillons und Typus und Zeit der Gefässform
nur sehr schwer sich fügen, recht gut aber der auf eine amuletartige Dar-

stellung zum Schutz des Gefässinhalts.
Offenbach a. M.

LITERATUR.

4. O. Fritsch, RömischeGefässe aus Terra
Sigillata von Riegel am Kaiser-
stuhl. Veröffentlichungen des Karls-
ruher Altertumsvereins, IV. Heft, Karls-
ruhe 1910.

Derselbe, Die Terra-Sigillata-Funde
der Städtischen historischen
Sammlungen in ßaden-Baden.
Baden-Baden 1910.

Die Besprechung des Riegeler Heftes
kann nach Drexels zutreffender Beurteilung
der Resultate dieser Arbeit in dieser Zeit-
schrift III S. 90 kurz ausfallen. Die Be-
schreibung der jetzt im Vordergrunde des
Interesses stehenden Scherben von Bilder-
schüsseln nimmt den breitesten Raum ein.
Die auf elf Tafeln beigegebenen Abbildun-
gen, weiche meistens deutlich erkennbar
sind, lassen leider manches wesentliche
vermissen, das sich leicht bei engerer An-
ordnung der Scherben noch hätte einfügen
lassen; von den 16 angeführten signierten
Scherben von Bilderschüsseln sind nur 7
abgebildet; es fehlt die einzige „ostfran-
zösische“ Scherbe Nr. 246, ferner die vier
„Heiligenberger“. Auch wären von den
„ältesten Rheinzaberner“ Nr. 256 ff. und von
denen des Giamilus mehr Abbildungen er-
wünscht gewesen, welche bei der nahen
Nachbarschaft von Riegel und Lehen, wo
vermutlich Giamilus arbeitete, über dessen
Manufaktur vielleicht genaueren Aufschluss
hätten geben können.

Der von Knorr entdeckte Gipsabguss
eines Formschüsselfragmentes (vgl. Rotten-
burg S. 8), das aus Riegel stammen soll,
wird nicht erwähnt. Alierdings dürfen wir
das Stück nicht als ganz einwandfreien
Zeugen für eine Riegeler Sigillatatöpferei
anführen, da es mit keiner von Fritschs
Scherben in Beziehung gebracht werden
kann; vielmehr gehört das Fragment in
den Kreis des Cobnertus (vgl. ORL. Nr. 8,
Zugmantel Taf. XXV, 3 u. 8 und Nr. 41
Jagsthausen Taf. IV, 10). Die „unglückliche

A. Abt.

alle Perioden und Manufacturen durchein-
anderwerfende Anordnung“ der Scherben
hat bereits Drexel erwähnt. Von manchen
Einzelheiten, die Widerspruch heraus-
fordern, sei nur die Bemerkung (S. 5 u. 8
zu Nr. 78) hervorgehoben, dass die grossen
zylindrischen Näpfe der Form 30 sich aus
den kleinen Reliefbechern der Form 78
entwickelt hätten. Wie kann aber diese
zeitlich eng begrenzte früh-flavische Gruppe
das Vorbild für jene abgegeben haben, die
schon in Hofheim, also spätestens um 60
n. Chr vollständig entwickelt sind, und dort
häufig vorkommen?

Fritschs andere Schrift über Baden-
Baden ist der vorher besprochenen in
Anlage und Ausführung sehr ähnlich. Nach
einer für den „weiteren Kreis von Freunden
des Altertums“ bestimmten Einleitung, der
eine Kaisertabelle von Augustus bis Cara-
calla') nicht fehlt, foigt die ausführiiche
Beschreibung der Bilderscherben, und eine
kurze Erwähnung des glatten Sigillata-
Geschirrs.

Auch Gefässe mit Schuppenverzierung
und kerbschnittartigem Ornament, sowie
die Terra nigra sind besprochen. Leider
erfahren wir nichts über die Farbe der
Schuppengefässe, ob sie terrasigiilataähn-
lich aussehen, oder den metallisch-bräun-
lichen sog. „Firnisüberzug“ fcesitzen. Be-
merkenswert ist eine Scherbe von den sel-
tenen schwarzen Bilderschüsseln, ganz nach
Art der echten Sigillataschüsseln, ver-
mutlich Ware aus Graufesenque in Vespa-
sianischer Zeit, (vgl. Knorr, Rottweil XII,
2 und Cannstatt XI, 7). Auch sonst bie-
ten die Scherben viel interessantes; doch
fehlt auch hier wieder die übersichtiiche
Gruppierung nach einzelnen Töpfern und
Töpferzentren.- Auch die Verweise auf die
Abbildungen oder die Stempelfacsimiles

Einige der Kaiser, wohl die ,,wichtigeren“ sind
diirch cursiven Druck markiert.
 
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