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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Boeles, P. C. J. A.: Friesische Keramik und Terra Sigillata aus den Niederländischen Terpen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0076

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6o

MISZELLEN.

Friesische Keramik und Terra Sigillata aus den Nieder-

ländischen Terpen.

31. Die Funde aus den in Holland besonders in den Provinzen Friesland
und Groningen, also im Norden, häufig vorkommenden Terpen, den Nieder-
lassungen der alten Friesen, deren Reste sich überFlächen von I bis 13 Hektaren
erstrecken. sind im Auslande noch wenig bekannt. Die Entstehung der Terpen,
deren Struktur noch nicht zur Genüge festgestellt ist, steht in Zusammenhang
mit der niedrigen Lage der Friesischen Marschgründe, welche in den Zeiten
als es noch keine Deiche gab, bei Hochfluten überschwemmt wurden. Es
sind flache, in der Mitte 2—8 Meter hohe Erdhügel, wahrscheinlich entstanden
aus Wohnplätzen, die rings von einem Deich begrenzt waren und die sich
durch Zuwachs von allerlei Abfall, speziell von Dünger der Haustiere, in
späterer Zeit auch durch künstliche Aufbringung von Erde, aufhöhten.

Abb. 37. Die Terp zu Hoogebeintum.

Auf diesen Anhöhen lebten die Friesen etwa wie heutzutage die Insulaner
der Nordfriesischen Halligen auf ihren „Warfen“ und zweifelsohne sind unter
den hohen Stammsitzen, die Plinius im Lande der Cauchen gesehen und
unter dem Namen alta tribunalia beschrieben hat, solche Terpen zu verstehen.
In der Jetztzeit sind sie einfaches Wiesenland mit einem Meierhofe, zuweilen
aber auch mit einem ganzen Dorfe, wo dann die Kirche in der Mitte von
weitem zu schauen ist (Abb. 37).

Nach Ausweis der gefundenen Latene-Sachen stammen die ältesten
Terpen schon aus dem zweiten oder ersten vorchristlichen Jahrhundert. Im
ganzen gab es in Friesland über 500 Terpen, von denen die grössere Hälfte
jetzt für landwirtschaftliche Zwecke abgegraben ist. Die Zahl der Groninger
Terpen ist nicht so gross.

Erst am Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde in Leeuwarden, wo
das „Friesch Museum“ eine vollständige, aus ungefähr 12 000 Stück bestehende
Sammlung dieser Funde besitzt, von mir mit einer systematischern Durch-
forschung der Terpen - Altertümer ein Anfang gemacht. Eine illustrierte
Uebersicht gibt der Kata'.og 1) des Museums.

Die ältere einheimische Keramik der Friesen verdient das Interesse der
provinzial-römischen Forschung, da ganz ähnliche Scherben in Haltern und
Vechten ausgegraben wurden. In den obersten antiken Schichten von Haltern,

Boeles, Het Friesch Museant, catalogus der meest belangrijke voorwerpen. Leeu-
warden 1909.
 
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