Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

DOI Heft:
Nr. 2 ( März u. April)
DOI Artikel:
Dölger, Franz Joseph: Spielmarken in Fischform aus einem Römergrab bei St. Matthias in Trier
DOI Artikel:
Wolters, Paul: Zu der grossen Terrakottabüste einer gallischen Göttin aus Trier
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0045

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

Aufschluss bringen: die Tafel zeigt rechts und links je 3X6 Striche, wie
anderswo die drei sechsbuchstabigen Worte, und dazu am linken Spielrande
gerade 12 kleine Ringe, welche die Spielmarken bedeuten könnten. Eine
Tafel wie die von St. Matthias in Trier war dazu geeignet, die Spielsteine
auf je drei zu erhöhen oder zu vermindern, so dass man mit 12, 15 und

18 Steinen spielen konnte.

Würzb 11 rg. F. J. Dölger.

Zu der grossen Terrakottabüste einer gallischen Göttin

aus Trier.

14. Zu der „Trierer Jahresberichte“ II 1909 S. 21, veröffentlichten grossen
Büste einer gallischen Göttin aus grünglasiertem Ton mit Nimbus und einem
grossen Antlitz auf der Brust (abgeb. a. a O., T. I, danach Abb. 12), die
dort, wenn auch nur vermutungsweise, auf eine gallische Minerva mit Gorgo-
neion gedeutet war, erhalten wir folgende
Erklärung, die sicherlich der ersteren vor-
zuziehen ist.

„Die Terrakottabüste ist mit Archaischem
nicht in dem Sinne zusammenzubringen, dass
ein erstarrtes Weiterleben archaischer Vor-
bilder angenommen werden muss Alle un-
vollkommene, stümperhafte Kunst greift zu
primitiven, also archaischen Ausdrucksmitteln.

Das ist ein immer neuer RJickfall in die
Ünvollkommenheit, ein immer neues Aufleben
des Archaismus, doch ohne degsen Reiz.

Auch die Deutung des Kopfes auf der
Brust als ein Gorgoneion trifft schwerlich
das Richtige. Der Kopf hat doch unten
einen Hals, er ist auch eher ein munteres
Kinderköpfchen. Zu vergleichen wäre etwa
eine Matrona, wie die aus Rheinzabern bei
Ludowici III S. 155- Aus der Form, die
eine solche matronale Göttin mit dem
Kind auf dem Sc'noss aarstellte, ist die Büste
allein ausgeschnitten abgedrückt worden. Es musste dabei die Hauptsache:
Mütterliche Gottheit und Kind, wiedergegeben werden, nur abgekürzt, indem
von beiden nur die Köpfe dargestellt sind“ 1).

München. P. Wolters.

BBHaaaai

Abb. 12. Grosse Terrakottabüste einer
gallischen Göttin. V«.

LITERATUR.

15. R. Forrer, Die römischen Terrasigil-
lata-Töpfereien von Heiligenberg-
Dinsheim und Ittenweiler im Elsass.
Ihre Brennöfen, Form- und Brenngeräte,
ihre Künstler, Fabrikanten und Fabrikate.
— Mit 246 Abbildungen im Text und 40
Tafeln. 242 S. Stuttgart 1911; W. Kohl-
hammer.

Seit dem Ilerbst 1909 hat Professor Dr.
Forrer im Breuschtal, 28 km westiich von
Strassburg, bei Heiligenberg, umfangreiche
und sorgfältige Grabungen unternommen, um
den schon längere Zeit als Fundort römischer
Altertümer bekannten Platz methodisch zu
durchforschen. Das Ergebnis davon liegt nun
in einem stattlichen, reich illustriert. Bande vor.

’) Die beste Parallele, durch welche die hier gegebene Deutung eine sichere Stütze
erhält, ist die Terrakotta aus Montpellier, die Tudot, Figurines en argile Taf. 31 ab-
bildet. Da hat die stehende Matrona ein Elternpaar vor sich stehen, die ihr Kind zwischen
sich auf den Armen, stehend oder sitzend gemeint, balancieren. Bei dieser primitivenDarstel-
lung befindet sich der Kopf des Kindes, so wie hier, gerade zwischen den Brüsten der Göttin.

E. Kr.
 
Annotationen