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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

DOI Heft:
Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
DOI Artikel:
Jacobi, Heinrich: Kleiner Feldberg: Römische und nachrömische Funde
DOI Artikel:
Helmke, Paul: Langenbergheim (Grossh. Hessen): Latène-Gräber
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0088

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wenn auch nur kleine Erdanlage zum Schutz der Elünerstrasse vermutet werden.
Vor allem war festzustellen, was es mit dem dort angeblich noch erhaltenen Mauer-
werk 1) für eine Bewandnis habe.

Die genaue Untersuchung im Mai ds. Js. ergab nun in der Tat stark ver-
schleifte Mauerreste, aber aus späterer Zeit, wahrscheinlich von einem der mittel-
alterlichen , Jagdhäuser“ herrührend, wie wir u. a. ein solches über den Trümmern
des Zwischenkastells „Altes Jagdhaus“ am Sandplacken (Limesbl. S. 326) und
neuerdings ein besonders interessantes Beispiel südlich von der Saalburg kennen.
Für diese Zeit sprechen auch die wenigen Scherbenreste. Vom Mauerwerk war
allein der nördliche Teil noch nachweisbar, seine Ausdehnung auf der Südseite aber
konnte nur durch den erhaltenen umlaufenden Kiesweg ermittelt werden. Die Grösse
des Gebäudes betrug demnach etwa 8,60 : 4,30 m bei 0,60 m Mauerstärke. Auf-
fallend waren aber dabei die mitgefundenen römischen Scherben (Reste kleiner
Krügelchen) welche vermuten lassen, dass ursprünglich hier eine römische
Anlage gestanden hat, auf deren Ueberresten das Jagdhaus später errichtet
wurde. Für diese Vermutung sprechen auch die Funde aus einem 10 m südlich
gelegenen flachen Schutthügel. In diesem fanden sich ausser gleichartigen Scherben
3 römische Münzen : ein Denar des Divus Vespasianus (Coh. I, nr. 497), ein schlechtes
Mittelerz und ein solches des Commodus. Nach der Oertlichkeit ist es ausgeschlossen,
dass diese von unten auf den Gipfel verschleppt oder später dort oben verloren
wurden. Sie können nur zur Römerzeit in den Schutt geraten sein s). Es waren
aber nirgends in der Nähe Reste eines feststehenden Gebäudes zu finden.
Aller Wahrscheinlichkeit dürfte hier unter dem mittelalterlichen Bau ein römischer
Turm gestanden haben, zum Schutz der Hünerstrasse oder zur optischen Verbin-
dung zwischen Main-Nidda-Ebene und Grossem Feldberg, wo ebenfalls ein Turm
oder ähnliches vermutet wird (vgl. ORL. Lief. 10, S. 1). Das gesuchte Kastell der
älteren Linie, welches der Periode der Erdkastelle entspricht, dürfte näher nach
dem Roten Kreuz zu gesucht werden müssen.

Im Uebrigen ist gesorgt, dass durch die projektierten Neubauten nichts zer-
stört oder ohne Aufsicht ausgegraben wird.

Saalburg. H. Jacobi.

Langenbergheim (Grossh. Hessen.) Latene-Graber.

39. Im Januar 1911 wurden in Langenbergheim, Kr. Büdingen (Grossh. Hessen),
zwei Gräber der Mittel-Latenezeit untersucht; die Lage ergibt sich aus dem beige-
gebenen Plan (Abb. 41)' 3). Die „hohe Strasse“, an der Prof. G. Wolff in Frank-
furt a. M. in jüngster Zeit eine Reihe steinzeitlicher Brandgräher gefunden hat,
zieht in nordöstlicher Richtung vom Main nach Thüringen. Da weitere Gräber im
Umkreis von 20 m nicht göfunden wurden und die beiden fast 10 m weit von ein-
ander liegen, so kann es sich nicht um einen Reihenfriedhof handeln, sondern nur
um zwei gelegentlicbe Gräber, für deren Anlage auch die Nähe der hohen Strasse spricht.
Beim Abheben des Ackerbodens stiess man auf Skelettreste und der tiefer liegende
Grund liess deutlich zwei Gräber A und B erkennen. Die Knochen der Skelette
sowie das einem jeden Grab beigegebene Gefäss waren so weich, dass sie an der Luft

J) Nach Mitteilung des Försters sollen dort die Mauern frühernoch hoch gestanden
haben und erst in den Tetzten Jahren abgebrochen worden sein.

. a) Über die beiden mitgefundenen gestempelten Ziegelbrocken wage ich kein
sicheres Urteil abzugeben. Das Material entspricht durchaus dem römischen, die elliptische
Form der kleinern Stempel aber dem in der Umgebung von Hornberg (Saalburg, Horn-
berger Schloss, Zwischenkastell Altes Jagdhaus) gefundenen mitteTalterlichen mit
zwei Buchstaben oder einem Monogramm. Immerhin haben die beiden neugefundenen
Stempel im Stil und der Durchbildung soviel Aehnlichkeit mit römischen, dass man sie
ebensogut zu diesen rechnen könnte. Der eine enthält die Buchstaben NH (N verkehrt
und ligiert) das hier sehr wohl als n(umerus) h(alic) ??? aufgelöst werden könnte, der
andere P oder DH. Hier wird nur ein Fund aus dem Feldbergkastell selbst sichere
Aufklärung geben können.

s) Vgl. den ausführlichen Bericht in: Friedberger Geschichtsblätter III 1911 S. 183,
dazu Taf. XV.
 
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