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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 2 ( März u. April)
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Reinecke, Paul: Kelheim (Niederbayern): spätkeltische Viereckschanze
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Steiner, J.: Xanten: Römische Grabfunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0037

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21

Für die spätkeltische Zeit kennen wir dazu aus dem benachbarten Gebiet
reichlich gleichalterige Siedelungen und Anlagen. Auf dem Mitterfeld bei
Oberkelheim, noch vor der Höhe, die die Befreiungshalle krönt, liegt eine
noch nicht näher untersuchte Spätlateneschicht (in dieser vor Jahrzehnten
Spätlatenewaffen, ein Gefäss und eine iriihrömische Bronzekanne gefunden).
Die Höhe zwischen Donau und Altmühl schliessen die bekannten drei
Abschnittswälle des Michelsberges ab, deren äusserer gegen 4 km Länge hat;
durch ihre Toranlagen stellen sich diese mächtigen Steinwälle dem grossen
spätkeltischen Ringwall von Manching zur Seite. Innerhalb wie ausserhalb
der Wälle erstrecken sich ausgedehnte Grubenfelder, Reste alten Bergbaues
auf Bohnerz (tertiäre Auflagerung des Weissen Jura), an verschiedenen
Punkten stiess man hierselbst auch auf Eisenschlackenplätze (wohl Schmelz-
öfen bergend) und Spätlatenematerialien. Dem Donauende des äusseren Walles
gegenüber liegt die etwas kleinere, dreifach umwallte Abschnittsbefestigung 7)
von Weltenburg, aus deren Bereich wieder Funde, von der Steinzeit ange-
fangen bis zur spätkeltischen Stufe, herausgekommen sind, während die
schmale Hochterrasse an der Donau selbst, auf der das Kloster Weltenburg
steht, ein Gräberfeld der zweiten Latenestufe und Wohnschichten der älteren
Bronze-, frühen Hallstatt- und Spätlatenezeit birgt. Die spätkeltischen Fund-
stellen lassen sich die Donau wie Altmühl noch weit aufwärts verfolgen 8),
wie sie auch donauabwärts durchaus nicht sparsam erscheinen 9J, dazu dann
allenthalben in grosser Zahl entsprechende Viereckschanzen 10). Alles in allem
ein Bild dichter Besiedelung zur spätkeltischen Zeit, in dessen Rahmen jedoch
bisher auffallender Weise die in der Mittellatenestufe hierselbst doch nicht
gerade spärlichen Gräber fehlen.

Aus dem Befunde der Kelheimer Schanze dürfen wir aber folgern, dass
die bis auf den heutigen Tag noch erhaltenen Erdwerke dieser Art nur einen
Bruchteil der einst vorhandenen vorstellen und die Zerstörung dieser Anlagen
wohl schon in der Kaiserzeit einsetzte.

München, Oktober 1910. P. Reinecke.

7) Der innere mächtige Wall trägt auf seiner Krone eine Mörtelmauer mit Türmen
des älteren Mittelalters.

s) Manching (Ringwall, Metall-, Glas- und Tonmaterialien aus dem Gebiet inner-
halb wie ausserhalb des Walles), Geisenfeld (Scherben), Oberstimm (Scherben), Irnsing
(Schanze, Aiter ungewiss, mit Mörtelmauer des älteren Mittelalters), Irsching (Schatzfund
von mehr als rooo Regenbogenschüsselchen), Siegenburg, Auhöfe, Menning, Dünzing,
Westerhofen (keltische Münzen). — Beilngries (Wohnschichten), Pfünz (Wohnschichten),
dazu Münzfunde.

“) Saal (Abschnittswall Ringberg, Alter ungewiss), Regensburg (Spätlatene-Schwert-
scheide), Umgebung von Straubing (an verschiedenen Stellen Wohnschichten), Mainkofen
und Waliersdorf bei Plattling (Wohngruben), dazu Münzfunde.

10) Für die Kelheimer Gegend sind so aus dem Bereich der Blätter Dietfurt-Ost
und West, Ingolstadt-Ost und West, Eggmühl- und Regensburg-West des bayerischen
topographischen Atlasses folgende Erdwerke dieser Art bekannt: 4 bei Böhmfeld, je
eines im Köchinger Forst (nicht vorgetragen), Manching, Pondorf, Thonlohe, Biber,
Schwabstetten Imbath, Buchhof, Dürrenbucher Forst, Eining (nicht vorgetragen, nur
Spitzgraben, ähnlich wie in Kelheim erhalten), Pleissing, Arnhofen (?), Schweinbach,
Kleingiersdorf (?). Pasing, Niederleierndorf, Dünzling (?), Kolbing (nicht vorgetragen),
ausserdem die Kelheimer Schanze.

Xanten. Römische Grabfunde.

8. An der SO-Seite der Stadt Xanten entlang dem Wege, der aus dem Mars-

tor zum Fürstenberge führt, befindet sich ein römisches Gräberfeld, das zuerst
links von dem Hohlwege daselbst im Jahre 1889—90 von dem Niederrheinischen
Altertumsverein aufgefunden wurde. Es wurden damals auf dem Acker in der
Wegegabel Xanten-Fürstenberg und der Landstrasse nach Rheinberg zu ungefähr
 
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