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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Klinkenberg, Johannes: Niederbieber: Weihinschrift an den Genius capsariorum
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Poppelreuter, Josef: Köln: Glasschale mit Zirkusrennen, Marmorkopf des Drusus
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0086

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Sanitätssoldaten auftreten. Der Weihende nennt sich medicus hordinarius mit der
nicht seltenen Aspiration von vokalischem Anlaut für ordinarius (vgl. hordinatus
CIL VIII 9967; hordo IX 5577, XIII 5657), ein Beiwort, durch das die Militär-
ärzte ähnlich wie die militärischen Techniker als in ordine merentes von Zivilpersonen
gleichen Standes unterschieden werden (s. v. Domaszewski, Rangordnung d. röm.
Heeres S. 25, 45).

Die Existenz des genius capsariorum fordert ein collegium capsariorum, dem
der medicus angehören muss. Da die Nennung des Präfekten auf die offizielle Bestim-
mung des Steines hinweist, so wird der Arzt als Obmann des Kollegiums in dessen
schola den Altar errichtet haben. Dazu stimmt, dass Dig. 50, 6, 7 der medicus
vor dem capsarius genannt wird, woraus schon v. Domaszewski (a. a. O. S. 49) auf
seinen höheren Rang geschlossen hatte. Jetzt ist auch die von demselben vermutete
Bedeutung der capsarii (s. Religion d. röm. Heeres S. 86, Rangordnung S. 45), die
ja nach ihrer Benennung von der capsa Schreiber sein könnten (s. Bormann, Der
röm. Limes in Österreich VII 1906 S. 134), gesichert. Sie sind Lazarettgehilfen;
denn sie stehen in enger Verbindung mit den medici und bilden mit ihnen zusammen
das Kollegium der eigentlichen Sanitätssoldaten, getrennt von dem durch CIL
VIII 2553 (dazu Cagnat, ann. epigr. 1906 n. 9 in Rev. archeol. 1906 p. 374; vgl.
Rangordnung S. 45 Anm. 5) bekannten Verein des übrigen Lazarettpersonais.
Dass dieses Zeugnis sich auf Legionäre bezieht, verschlägt nichts, da die numeri
ihre Organisation der Legion entlehnen. Aus Carnuntum besitzen wir schon ein
erst jetzt in seiner Bedeutung erkennbares Denkmal des Kollegiums der capsarii
in der Legion mit der Inschrift: capsalriorumj [leg. X] IIIl gl (s. Bormann a. a. O.).
Es ist der dem Genius geweihte Kultaltar der schola capsariorum. Gefunden ist
er im Schutt eines Gebäudes, das zu Carnuntum an der Stelle liegt, wo sich in No-
vaesium das Lazarett befindet.

Unser Stein bildete die Basis der figürlichen Darstellung des Genius. Erhalten
hat sich links der untere Teil eines runden Altars, daneben die Füsse des Gottes,
Spuren des bis ■zum Boden reichenden Gewandes und ganz rechts die Füsse einer
sehr kleinen Gestalt. Eine genaue Ergänzung bietet die zu CIL XIII 7753 gehörige
Darstellung des genius vexillar. et imaginif. aus Niederbieber ohne Nennung des
numerus (jetzt auf der Saalburg, s. Dorow, Röm. Altertümer in und um Neuwied,
Taf. VIII.) Ein Genius mit Füllhorn, dem der Mantel über den linken Arm bis
zur Erde fällt, spendet auf den rechts von ihm stehenden runden Altar, an seiner
linlcen Seite sind die Reste einer ldeinen menschlichen Gestalt sichtbar. Dieses
ebenfalls aus einer schola stammende Denkmal hat auch sonst grosse Ähnlichkeit
mit dem unsrigen. Es ist aus demselben Stein gehauen, nur wenig grösser, unter
Gordian gesetzt, die Schrift zeigt dieselben Ligaturen. Sollten diese Umstände nicht
vermuten lassen, dass es ebenfalls von Divitienses geweiht ist, wenn es auch in
der östlichen Hälfte des sogen. Prätoriums,. deren äussersten Raum das tabularium
der Brittones enthielt, gefunden wurde ? Dann würde allerdings die von Ritterling
B. J. 107 (1901) S. 121 ff. dargelegte Teilung der Räume des Prätoriums in eine
östliche Hälfte der Brittones und eine westliche der Divitienses nicht mehr stimmen.
Auch scheint jetzt die Anzahl der für die scholae verfügbaren Räume, in deren
einer doch auch unser Denkmal seinen Platz gehabt haben muss, nicht mehr zu
genügen, man müsste denn annehmen, dass bei dem Lazarett selbst die Kapelle
der Sanitätssoldaten sich befand, worauf vielleicht die Fundumstände des Altars
von Carnuntum hinweisen.

Köln. ■ JohannesKlinkenberg 1).

Köln Glasschale mit Zirkusrennen. Marmorkopf des Drusus.

37. Ueber etliche Funde, welche die Erde Kölns jüngst herausgegeben hat,
und deren Veröffentli.chung in der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des

I) Oben Korrbl. 1911 Nr. III S. 35 ist versehentlich geschrieben leg(ionis) (primae)
Mfinerviae) p(iae) f(elicis) statt f(idelis). Der Verfasser bittet diesen Lapsus zu
berichtigen.
 
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