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quadratisch oder oblong war. Auf die baulichen Details einzugehen ist
ohne Pläne nicht zweckmässig, dagegen muss schon hier die wichtige Tat-
sache hervorgehoben werden, dass dieses Gebäude bereits mit massiven
Mörtelmauern fundamentiert war. Zwar fanden sich von dem Fundamenl-
mauerwerk selbst nur noch äusserst geringe zusammenhängende Reste, das
rneiste war in späterer Zeit, wahrscheinlich schon im Beginn des 2. Jahr-
huriderts ausgebrochen und zum Bau der nördlich von Xanten liegenden
trajanischen Kolonie verwendet worden. Aber die scharf eingeschnittenen
und mit Bauschutt gefüllten Fundamentgruben konnten überall noch so sicher
herausgeschält werden, dass sich vollständig klare Grundnsse ergaben, wozu
besonders auch der gliickliche Umstand beiträgt, dass dieses Gebäude augen-
scheinlich keine durchgreifenden Umbauten erlebt hat. Das verwendete Stein-
material ist eine Grauwacke, die aus der Eifel stammt, daneben Basalt und
Tuffstein von derselben Herkunft.
Unter den Mauerzügen dieses Prätoriums fanden sich nicht nur, wie zu
erwarten war, die Spuren anders orientierter reiner Holzbauten von älteren
augusteischen Lagern, sondern sogar wiederum ein Stück eines Umfassungs-
grabens und einer Doppelpalisade augusteischer Zeit, welches an
dieser Stelle grade umbiegt und offenbar die Südwestecke einer neuen, bis-
her noch unbekannten Periode des frühen Vetera darstellt. Seine weitere
Verf'olgung wird im neuen Jahre mit der weiteren Aufdeckung des Prätoriums
Hand in Hand gehen können. Diese weitere Aufdeckung hat inzwischen in
der Pfingstwoche dieses Jahres begonnen und es ist den Lesern des Korrbl.
vielleicht nicht unwillkommen zu erfahren, dass, wie wir soeben festgestellt
haben, dem Prätorium an der via principalis entlang eine Porticus aus
weissen Kalksteinsäulen vorgelagert war und dass der Binnenhof ebenfalls
von einer Kalksteinsäulenhalle umgeben war. Auch diese Säulen sind
natürlich bis auf geringe, aber immerhin genügende Reste verschwunden.
Für Besucher sei bemerkt, dass in den Monaten Juli und August d. Js. das
meiste zu sehen sein wird. Auch der interessante Torturm des Osttores liegt
dann noch offen.
Bonn. H. Lehner.
Dunapentele a. d. Donau [Ungarn]. Terracotta Rundtürmchen.
28. Das Material der früher sogenannten „Baumodelle“ ist wieder um ein neues
Exemplar reicher geworden. Bei den Ausgrabungen, die das Budapester National-
museum alljährlich in Intercisa [Dunapentele a. d. Donau] veranstaltet, kam im Laufe
des Sommers 1908 unter der Leitung Prof. Mahlers wieder ein kleines Tongebäude
zum Vorschein, das sich nun im Budapester Nationalmuseum befindet. Mein
unvergefslicher Lehrer, Professor Engelmann, sprach noch kurz vor seinem Tode
die Vefmutung aus, dass diese Terracotten, deren Bed.eutung als Grabdenkmäler
schon Prof. Hampel erkannt hatte ’), Räuchergefässe oder Leuchtapparate seien.
Er wiess auf eine Terracotta des Berliner Museums für Völkerkunde * 2), ein sog
Räuchergefäss, und auf die in den eleusinischen Mysterien verwendeten Kerchnoi
hin, die nicht nur zur Aufnahme der kleineren Opfergaben bestimmt waren, sondern
auch als Lichthäuschen benutzt wurden, um bei den feierlichen Prozessionen auf
dem Kopfe herumgetragen zu werden 3). Sowohl das Berliner „Räuchergefäss“, als
auch die Deckelstücke des eleusinischen Kerchnoi 4) zeigen viel Ahnlichkeit mit
4) S. Arch. Ert. XXIX, 1. Röm.-germ. Korr.-BI. II 1909, 4, S. 54.
2) Saal I, 9 B 3. Unter den Funden aus Ostdeutschland, Luschnitz, Reihe von
oben, unnumeriert.
3) S. Ath. Mitt. XXIII, 1898, O. Rubensohn: Kerchnoi.
4) S. Ath. Mitt. XXIII, 1898, Taf. XIII, XIV.
quadratisch oder oblong war. Auf die baulichen Details einzugehen ist
ohne Pläne nicht zweckmässig, dagegen muss schon hier die wichtige Tat-
sache hervorgehoben werden, dass dieses Gebäude bereits mit massiven
Mörtelmauern fundamentiert war. Zwar fanden sich von dem Fundamenl-
mauerwerk selbst nur noch äusserst geringe zusammenhängende Reste, das
rneiste war in späterer Zeit, wahrscheinlich schon im Beginn des 2. Jahr-
huriderts ausgebrochen und zum Bau der nördlich von Xanten liegenden
trajanischen Kolonie verwendet worden. Aber die scharf eingeschnittenen
und mit Bauschutt gefüllten Fundamentgruben konnten überall noch so sicher
herausgeschält werden, dass sich vollständig klare Grundnsse ergaben, wozu
besonders auch der gliickliche Umstand beiträgt, dass dieses Gebäude augen-
scheinlich keine durchgreifenden Umbauten erlebt hat. Das verwendete Stein-
material ist eine Grauwacke, die aus der Eifel stammt, daneben Basalt und
Tuffstein von derselben Herkunft.
Unter den Mauerzügen dieses Prätoriums fanden sich nicht nur, wie zu
erwarten war, die Spuren anders orientierter reiner Holzbauten von älteren
augusteischen Lagern, sondern sogar wiederum ein Stück eines Umfassungs-
grabens und einer Doppelpalisade augusteischer Zeit, welches an
dieser Stelle grade umbiegt und offenbar die Südwestecke einer neuen, bis-
her noch unbekannten Periode des frühen Vetera darstellt. Seine weitere
Verf'olgung wird im neuen Jahre mit der weiteren Aufdeckung des Prätoriums
Hand in Hand gehen können. Diese weitere Aufdeckung hat inzwischen in
der Pfingstwoche dieses Jahres begonnen und es ist den Lesern des Korrbl.
vielleicht nicht unwillkommen zu erfahren, dass, wie wir soeben festgestellt
haben, dem Prätorium an der via principalis entlang eine Porticus aus
weissen Kalksteinsäulen vorgelagert war und dass der Binnenhof ebenfalls
von einer Kalksteinsäulenhalle umgeben war. Auch diese Säulen sind
natürlich bis auf geringe, aber immerhin genügende Reste verschwunden.
Für Besucher sei bemerkt, dass in den Monaten Juli und August d. Js. das
meiste zu sehen sein wird. Auch der interessante Torturm des Osttores liegt
dann noch offen.
Bonn. H. Lehner.
Dunapentele a. d. Donau [Ungarn]. Terracotta Rundtürmchen.
28. Das Material der früher sogenannten „Baumodelle“ ist wieder um ein neues
Exemplar reicher geworden. Bei den Ausgrabungen, die das Budapester National-
museum alljährlich in Intercisa [Dunapentele a. d. Donau] veranstaltet, kam im Laufe
des Sommers 1908 unter der Leitung Prof. Mahlers wieder ein kleines Tongebäude
zum Vorschein, das sich nun im Budapester Nationalmuseum befindet. Mein
unvergefslicher Lehrer, Professor Engelmann, sprach noch kurz vor seinem Tode
die Vefmutung aus, dass diese Terracotten, deren Bed.eutung als Grabdenkmäler
schon Prof. Hampel erkannt hatte ’), Räuchergefässe oder Leuchtapparate seien.
Er wiess auf eine Terracotta des Berliner Museums für Völkerkunde * 2), ein sog
Räuchergefäss, und auf die in den eleusinischen Mysterien verwendeten Kerchnoi
hin, die nicht nur zur Aufnahme der kleineren Opfergaben bestimmt waren, sondern
auch als Lichthäuschen benutzt wurden, um bei den feierlichen Prozessionen auf
dem Kopfe herumgetragen zu werden 3). Sowohl das Berliner „Räuchergefäss“, als
auch die Deckelstücke des eleusinischen Kerchnoi 4) zeigen viel Ahnlichkeit mit
4) S. Arch. Ert. XXIX, 1. Röm.-germ. Korr.-BI. II 1909, 4, S. 54.
2) Saal I, 9 B 3. Unter den Funden aus Ostdeutschland, Luschnitz, Reihe von
oben, unnumeriert.
3) S. Ath. Mitt. XXIII, 1898, O. Rubensohn: Kerchnoi.
4) S. Ath. Mitt. XXIII, 1898, Taf. XIII, XIV.