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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Sprater: Neustadt a. d. Haardt: Römerfunde
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Ritterling, Emil: Truppenziegeleien in Rheinzabern und leg. VII gemina am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0053

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37

lag im Osten. Zu Füssen stand ein wohl-
2rhaltener Henkelkrug aus Terra-sigillata,
e3 cm hoch; derHenkel hat die Form einer
Schlange, die mit dem Kopf in den Rand
der Urne beisst, Wie schon die Form und
Technik des Sarges zeigt, ist das Grab
römischen Ursprungs; die Sitte der Skelett-
bestattung in Steinsärgen kam bei den
Römern um 250 n. Chr. in Übung. In die
Jahre von 250—300 n. Chr. verweist uns
auch der im Sarg gelundene Tonkrug. Terra-
sigillata-Gefässe beginnen in jener Zeit be-
reits seltener zu werden. Das Gefäss dürfte
in den Terra-sigillata-Fabriken von Rhein-
zabern hergestellt sein. Aufdiesen Ursprung
deuten verschiedene technische Merkmale,
wenngleich es bisher noch nicht gelungen
ist, in Rheinzabern selbst die Töpferwerk-
stätten der spätrömischen Kaiserzeit wieder-
aufzufinden. — Schon im Anfang des vorigen
Jahrhunderts wurden in dieser Gemarkung

MISZELLEN.

dem Boden zahlreiche Römerfunde ent-
nommen: Inschriftsteine, sowie der Torso
einer Rundfigur der Göttin Maja, eine gute
provinzialrömische Arbeit, haben im neu-
erbauten historischen Museum der Pfalz
eine würdige Aufstellung erfahren. Auch
Särge waren hier in jener Zeit — um 1820
— schon angetroffen worden; doch wurde
der Inhalt derselben, darunter eine grössere
Anzahl von Glasgefässen, zerschlagen und
zerstreut. Bei den Rodungsarbeiten finden
sich auch zahlreiche Sandsteine von eigen-
tümlichen Formen, die der Fantasie Anlass
zu allen möglichen Kombinationen bieten,
doch handelt es sich in diesem Falle nur
um Naturgebilde, sogen. Kugelkonkretionen,
wie sie in verwandter Form am Kalmit und
Felsenmeer mit Unrecht als Gletschermühlen
bezeichnet werden.

Speyer. Sprater.

Truppenziegeleien in Rheinzabern und leg. VII gemina

am Rhein.

23. Die unermüdliche und erfolgreiche Tätigkeit, w 7elche Ludowici der Erforschung
des römischen Rheinzabern seit Jabren widmet, hat neben einer Fülle von Aufklärung
über den dort einst blühenden umfangreichen Töpfereibetrieb, namentlich der Sigillata-
fabrikation, noch manches andere lehrreiche Material zutage gefördert. Ein Fund, der
für die Geschichte der obergermanischen Provinz eine gewisse Bedeutung besitzt,
soll hier mit freundlicber Einwilligung Ludowici’s * 1) veröffentlicht und kurz erläutert
werden.

Im Herbst 1908 fanden sich in einer flachen, ganz mit Ziegelstücken gefüllten
Mulde, wohl der Ablagerungsstätte für ausgeschossenen Ziegelbruch eines benackbarten
Ofens, etwa 40 Stempel der legio 1 adiutrix in elf verschiedenen Typen, 4 der legio
XIIII gemina und 15 der legio XXII primigenia in vier Typem In der Nähe stiess
man auf den Plattenboden einer Scblämmgrube, aus dem ein Ziegel mit dem Stempel
LJEG VII Gr.stammt. Weiter hinauf lagen weitere Stempel der I adiutrix und noch drei
der leg. VII (s. Abb. 14—17, davon 14, 15 mit vertiefter, 16, 17 mit erhabener Schrift).

Die letzteren sind die ersten am Rhein überhaupt gefundenen Ziegel dieser Legion
und verdienen eine besondere Beachtung.

I. Yor der planmässigen Besetzung des rechtsrheinischen Gebietes unter Domitian
befanden sich die Ziegeleien, welche das für den Bedarf der Mainzer Legionen
bestimmte Ziegelmaterial zu liefern hatten, in Rheinzabern. Zur Zeit der julischen
Kaiser wurden am Rhein die Erzeugnisse der Militärziegeleien überhaupt noch nicht
mit Stempeln versehen 2), so dass die Tätigkeit der damals in Mainz lagernden Legionen,
XIIII und XVI, in Rheinzabern urkundlich nicht zu erweisen ist. Aber unter Claudius,

x) Auch die in Abb. 16—24 abgebildeten Cliches von Stempeln der VII gemina und

I adiutrix hat Ludowici auf seine Kosten zur Verfügung gestellt.

2) Vgl. Wolff, Nieder Ziegeleien 338 f. Ein quadratischer Backstein aus Strassburg
zeigt in 4 cm hohen, vor dem Brande in den weichen Ton geschriebenen Buchstaben
LEG. II (Westd. Zeitschr. XXIV S. 330): gewissermassen der erste Schritt, von der Truppe
hergestelltes und geliefertes Material mit ihrem Namen zu bezeichnen. Er beweist, was
ohnehin selbstverständlich und durch Funde anderer Plätze gesichert war, dass schon unter
Augustus und Tiberius Ziegelmaterial für militärische Bauten verwendet und von den betref-
fenden Truppen gestrichen und gebrannt wurde.
 
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