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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Láng, Margarete: Dunapentele a. d. Donau [Ungarn]: Terracotta Rundtürmchen
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Kramer, ...: Leihgestern (Kr. Giessen): Reihengräber aus merovingischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0070

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54

Eine weitere bemerkenswerte Eigentümlichkeit unseres Exemplares ist noch seine
Rundform, die bisher nur an den ähnlichen, rein geometrisch geformten Lichthäuschen
der Rheingegend, nicht aber an den architektonisch ausgebildeten Exemplaren der
Donauländer beotiachtet werden konnte. Damit wäre also ein Übergangsglied zwischen
den beiden Gruppen gegeben. Welche Gattung aber den älteren Typus vorstellt, ob der
architektonische Charakter eine spätere üutat ist, die durch die architt ktonischen Grab-
terrakotten Ägyptens hinzukam, oder ob der Entwicklungsgang umgekehrt zu denken ist,
lässt sich vorläufig schwer bestimmen.

Schliesslich ist noch die eigentümliche Vorkragung des Obergeschosses und das
eingezogene Untergeschoss mit den bis zum Boden reichenden Türen zu beachten. Die
dazwischen stehengelassenen Wandteile sehen wie die Füsse aus, auf die der obere
Bauteil gestellt ist. Welche Bedeutung dem zukommt, ob es durch ein architektonisches
Modell beeinflusst wurde, oder ob es eine besondere Abart, ist eine Frage, die vorläufig
wohl auch offen bleiben muss *).

*

*

Unter den allerneuesten Funden aus Syrien befindet sich ein Tongerät 13),
das in die von S. Loeschke abgegrenzte Gruppe der ägyptischen Grablaternen ge-
hört 14). Es ist ein fiaschenförmiger Windschirm, der vorn mit einer bogenförmigen
Öffnung zum Ausstrahlen des Lichtes, ringsherum mit zwölf, ungleichmässig ver
teilten Löchern zum Zuführen der Zugluft und oben mit einem ringförmig'en Trag-
henkel versehen ist. In der Entwickiungsserie dieses Laternentypus dürfte das
neugefundene Exemplar, mit seinen vielen kleinen Öffnungen, den Übergang von
den mit festen Wänden versehenen ägyptischen Lichtschirmen zu den mit durch-
brochenen Wänden versehenen Lichthäuschen der römischen Provinzen der Donau-
länder vorstellen. Anderseits gibt es uns auch den Weg an, auf dem die Sitte,
Lichthäuschen auf das Grab zu setzen und damit dieser besondere Laternentypus
sich nach den Donauländern verbreitet hatte. Der Fundort dieses Exemplars ist
nämlich Hernesa, die Heimat vieler in Intercisa lagernder Legionssoldaten.

Die Inschriften »cohors miliaria Hernescuorum« und »cohors Surorum sagit-
tariorum« kommen vielfach auf den in Intercisa gefundenen Grabsteinen vor.
Professor Hampels Vermutung 15), dass die architektonisch gegliederten Terracotten
hauptsächlich Soldaten, die beim Bau des Lagers tätig gewesen waren, auf das
Grab gesetzt wurden, dürfte insofern ihre Richtigkeit haben, dass dieser, durch
die syrischen Soldaten importierte Kultgebrauch ursprünglich nur beim Militär
üblich war und erst später zur allgemeinen Sitte wurde.

Budapest. Dr. Margarete Läng.

Leihgestern (Kr. Giessen). Reihengräber aus merovingischer Zeit.

29. Die Feldbereinijtung und Drainagearbeiten im Kreise Giessen haben reiche Aus-
beute an vor- und frühgeschichtlichen Funden zutage gefördert. Ein in dieser Hinsicht
besonders fruchtbares Gelände ist die 6 km südlich von Giessen entfernte Gemarkung
von Leihgestern. 1908 vvurde am Südausgange des Orts eine neolithische Nieder-
lassung der Spiralmäander Keramik angeschnitten und hervorragende Steinartefakte,
insbesondere Schuhleistenäxte und Werkzeuge mit einseitig erhöhtem Körper gefunden,
desgleichen viele Mahl- und Schleifsteine, Gefässt' ile, Hüttenbewurf, sowie Brand- und
Knochenreste aus zahlreichen Wohngruben. Im folgenden Jahre wurde auf einer An-
böhe, südwestlich des Ortes, der Hardt, eine Siedelung der Bronze- und Hallslattzeit
auf mehre r,e hu idert Mffer festgestellt und zahlreiche, eigenartige Gefässe gehorgen.

den eleusinischen Kerchnoi vielfach sehen, an denen die zur Aufnahme der kleineren
Gaben bestimmten kleinen Nebengefässe manchmal nur dekorativ, plastisch oder durch
Vergoldung und Malerei angedeutet sind.

I3) Bulletin de la societö nationale des antiquaires de France, 1910, 3 e trimeste p. 239.

u) Bonner Jahrbücher, iqio, Heft 118.

15) s. Archöol. Ert. XXIX. . 1.

.*) Vermutlich ist das eigentliche Häuschen erst von dem ,,Obergeschoss“ an zu
rechnen und dieser durchbrochene Unterbau nur aus praktischen Gründen, etwa um die
Luft durchziehen zu lassen, hinzugefügt. Kr.
 
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